Geistliches Wort von Nuntius Eterovic an die Hörer von Nova-Radio-Schweiz

Berlin, 18. Dezember 2023

Liebe Hörerinnen und Hörer von Nova Radio,

in herzlicher Verbundenheit übermittele ich seit Jahren meine besten Wünsche zum Weihnachtsfest an Sie, liebe Schwestern und Brüder. So soll uns auch in diesem Jahr ein Geistliches Wort auf das Hohe Fest der Geburt unseres Retters Jesus Christus vorbereiten. Die Kirche legt als Evangelium für den Heiligen Abend die Verse 1 bis 25 des ersten Kapitels des Matthäusevangeliums vor. Darin sind die Genealogie des Herrn, seine Abstammung und seine Geburt bzw. der Traum des Josef zusammengeführt. Drei Abstammungslisten mit jeweils 14 Gliedern werden genannt. Wir hören darin viele Namen von Abraham bis König David, von König David bis zum Babylonischen Exil (597 v.Chr. bis 539 v. Chr.) und vom Exil bis zu Christus. Da Jesus nach seinem Nährvater Josef aus dem Hause und Geschlechte David stammte, gehören die sehr illustren Namen der Geschichte Israels dazu. Doch unter all den Genannten sind auch drei Frauen hervorzuheben. So wird Rahab genannt, die Mutter des Boas, die eine glaubensstarke Frau war und sodann Rut, eine moabitische Frau und die Schwiegertochter der israelitischen Noomi, deren zärtliche Liebesgeschichte mit Obed im Buch Rut beschrieben wird. Keiner dürfte besonders stolz darauf sein, dass in der Familiengeschichte ein Kind genannt wird, dass einem Ehebruch entstammt. „David zeugte den Salomon mit der Frau des Urija“ (Mt 1,6). König David versündigt sich, doch nach einigen Umwegen und Irrwegen wird genau dieses Kind als König Salomon sein Nachfolger.

Der Stammbaum von Menschen, die im ersten Kapitel des Matthäusevangeliums verzeichnet sind, sind ein Querschnitt über „das Menschlich Allzumenschliche“ einerseits und über die große Güte und Barmherzigkeit, die Gott im Laufe der Geschichte seit der Sünde der Stammeltern Adam und Eva, an welche die Kirche heute in besonderer Weise denkt, andererseits. Was das bedeutet, das fasst das vierte Eucharistische Hochgebet in die Worte: „Als er (der Mensch) im Ungehorsam deine Freundschaft verlor und der Macht des Todes verfiel, hast du ihn dennoch nicht verlassen, sondern voll Erbarmen allen geholfen, dich zu suchen und zu finden“. Das erste Kapitel des Matthäus verweist auf diese göttliche Pädagogik, die den Judenchristen wohlbekannt ist, an die sich das erste der vier Evangelien richtet. Gleichsam zum geschichtlichen Höhepunkt drängt die Genealogie, wenn die selige Jungfrau Maria genannt wird; „von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus genannt wird“ (Mt 1,16). Der heilige Paulus beschreibt dies auf ähnliche Weise, wenn er im Brief an die Galater sagt: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau“. Das Heilswerk Gottes, das in seinem Eingeborenen Sohn endgültig als Rettung beschrieben ist, wird an Weihnachten gefeiert, und wir singen in der Genealogie der Christgläubigen seit jenem ersten Weihnachten in Bethlehem:

„Menschen, die ihr wart verloren, lebet auf, erfreuet euch! Heut ist Gottes Sohn geboren, heut ward er den Menschen gleich. Lasst uns vor ihm niederfallen, ihm soll unser Dank erschallen: ‚Ehre sei Gott, Ehre sei Gott, Ehre sei Gott in der Höhe!‘“ (Das Lied findet sich im Gotteslob unter Nr. 245).

Wie sehr das Handeln Gottes sich von dem der Menschen unterscheidet, können wir an bestimmten Personen im Stammbaum ablesen. Noch deutlicher wirkt er auf den heiligen Josef ein, dem er im Traum zu verstehen gibt, dass seine Verlobte durch das Wirken des Heiligen Geistes schwanger ist. Er braucht keine Furcht haben, sie als seine Frau anzunehmen – und das Kind als seines. Ähnlich wie die selige Jungfrau Maria, die zum Engel Gabriel spricht: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38), so heißt es vom heiligen Josef, dass „er tat, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte“ (Mt 1,24).

Liebe Schwestern und Brüder, die große Prophetie des Jesaja: „Siehe: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns“ kennen die Judenchristen damals und sie gehört bis zum heutigen Tag zur wunderbaren Hintergrundmusik des Hohen Weihnachtsfestes. Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben, vor allem den Kranken und den Einsamen, die göttliche Zuwendung und Nähe. In der Heiligen Nacht möge niemand allein sein. Der „Gott mit uns“ befriede und besänftige Eure Herzen im Frieden der Heiligen Nacht. Allüberall auf Erden, vor allem in den Kriegs und Krisengebieten, denken wir an Ukraine und das Heilige Land, das zum Weihnachtsfest Krieg erlebt, möge das neugeborene Kind in der Krippe mit einem einzigen Lächeln, das vom Himmel auf die Erde niederkommt, den Frieden schenken, von dem die Engel auf dem Felde singen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lk 2,14).

 

Zurück