Grußwort von Nuntius Eterovic an die Hörer des Senders Novaradio in der Schweiz
Zum Hohen Osterfest 2022
(Joh 20,19-23)
Verehrte Hörerinnen und Hörer von Novaradio!
Wir können die wechselvollen Gefühle und Eindrücke nur ahnen, welche die Jünger, die Männer und Frauen, am Abend des Ostertages bewegt hat. Am Morgen wurde ihnen berichtet, der Herr Jesus sei nicht mehr in seinem Grab. Petrus und Johannes sind auf die Nachricht von Maria Magdalena hin zur Grabstätte gelaufen. Sie fanden das leere Grab und glaubten, dass irgendetwas geschehen war und ahnten, dass der Leichnam des Herrn nicht einfach verschwunden ist, sondern sich mit dem leeren Grab Gottes Wirken zeigte (Joh 20,1-10). Wiederum hatte Maria Magdalena berichtet, sie habe den Herrn im Garten beim Grab leibhaftig gesehen, lebendig, er habe sie angesprochen und ihr aufgetragen, was sie den Jüngern sagen sollte (vgl. Joh 20,11-18). Die Berichte im Johannesevangelium sind wie eine vielstimmige musikalische Fuge aufgebaut, in der das Thema der Auferstehung unseres Herrn und Heilandes sich durch alle Stimmungen des Menschenherzens hindurchzieht, welche das leere Grab und die Begegnung im Garten begleiten - vom Staunen, Sehen und Glauben. Und jetzt am „Abend dieses ersten Tages der Woche“ (Joh 20,19) sehen wir die Jünger ängstlich hinter verschlossenen Türen sitzen. Zwar war der Stein vom Eingang des Grabes weggerollt, in Maria Magdalena ein Hoffnungsschimmer da, dass Jesus doch leben könnte, doch all das verwirrte und ängstigte die Vertrauten des Herrn eher, auch deswegen, weil sie befürchteten, von den Juden für all das, was geschehen war, zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Die vielstimmige Osterfuge beginnt auch in der Feier der Osternacht, der Mutter aller Vigilien, mit nur einem einzigen Licht, nämlich dem der Osterkerze. Diese zunächst kleine Flamme vermag schon zu leuchten und zu wärmen, doch sein wahrer Glanz erstrahlt erst, wenn das Lumen Christi in unsere Herzen scheint und wir auch unsere kleine und unscheinbare Kerze an der prächtigen Osterkerze angezündet haben. „Licht vom Licht“, so beten wir von Jesus Christus im Glaubensbekenntnis. ER ist das Licht von Gottvater. Und dieses Licht des Glaubens wird an Ostern vom Auferstandenen an uns weitergegeben. Das Osterlicht in unseren Herzen ist ein Symbol für den wahren Glauben, der unsere Herzen erleuchtet: Christus ist auferstanden! Ja, er ist wahrhaft auferstanden.
Auch den Jüngern hinter den verschlossenen Türen erstrahlt das Licht, das ihnen nicht nur die Augen öffnet, sondern auch das Herz erwärmt und für den Glauben erschließt. Der auferstandene Herr Jesus tritt durch die geschlossenen Tür des Raumes und die Türen der Angst und spricht: „Friede sei mit euch“ (Joh 20,19.21). Er zeigt seine Wundmale, die gleichsam wie sein Ausweis sind und seine Identität beweisen. Er ist der Lebende, der gekreuzigt und begraben worden war. Der tote Jesus ist unter ihnen als lebendiger Meister, der die verängstigten Herzen beruhigt und Trost spendet in der Ausweglosigkeit.
Wie sehr wünschen wir gerade an diesem Osterfest, der Herr möge durch die verblendeten Türen von Herzen hindurchgehen, die Verantwortlichen, die Krieg und Gewalt im Sinn haben, und schlicht und einfach sagen: „Der Friede sei mit euch!“
Wie sehr wünschen wir gerade an diesem Osterfest, dass die Menschen in den Luftschutzkellern in Kiew, Mariupol, Charkiw und überall in Ukraine und hinter den verschlossenen Türen ihrer Angst vor der russischen Armee und ihren Bomben den Trost der Osterbotschaft empfangen: „Friede sei mit euch!“
Nehmen wir unsere Brüder und Schwestern in Ukraine und auf der Flucht – auch in die Schweiz – mit in die Feier der Osternacht und in die kommende Zeit von Ostern. Ein kleines Licht kann die Dunkelheit Kälte vertreiben und drei einfach Worte die Geschichte der Menschheit retten: „Friede sei mit euch!“
Flehen wir zur Gottesmutter Maria, der Königin des Friedens, um ihren Beistand und ihren Schutz und Schirm für uns alle, vor allem für die Kranken und Schwachen, damit auch uns die Botschaft zu Herzen gehe: „Der Friede sei mit euch!“