Grußwort von Nuntius Eterovic an S.E. Herrn Bundespräsidenten Dr. Frank-Walter Steinmeier bei der Informations- und Begegnungsreise des Diplomatischen Corps nach Rheinland-Pfalz
Rheinland-Pfalz, 18. September 2019
Grußwort Seiner Exzellenz, Erzbischof Nikola Eterović,
Doyen des Diplomatischen Corps
an Seine Exzellenzen, den
Herrn Bundespräsidenten Dr. Frank-Walter Steinmeier und
Frau Ministerpräsidentin Malu Dreyer
Rheinland-Pfalz, 18. September 2019
Exzellenz, sehr verehrter Herr Bundespräsident Dr. Steinmeier!
Exzellenz, sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Dreyer!
Im Namen des Diplomatischen Corps danke ich Ihnen als Doyen herzlich für die Einladung zur Informations- und Begegnungsreise, die uns in diesem Jahr aus der deutschen Hauptstadt Berlin im Osten der Bundesrepublik Deutschland in den Westen nach Rheinland-Pfalz führt. Dieses verehrte Bundesland zeigt sich uns heute einerseits von seiner natürlichen Seite, wenn ich an unseren Besuch im Nationalpark Hunsrück-Hochwald erinnere, andererseits von einer beschaulichen Seite an und auf der Mosel.
Der antike lateinische Dichter Decimus Magnus Ausonius (310 bis 393) hat diesen geschichtsträchtigen Fluss bereits Ende des vierten Jahrhunderts mit seinem üppigen Gedicht Mosella besungen. Wir befinden uns also in einem Teil Deutschlands, der seit Jahrtausenden die Wechsel der Geschichte ebenso miterlebt hat, wie er immer zu den kulturprägenden Gegenden Europas zählte.
Es gehört zu den Zeichen der Zeit, wenn wir als diplomatische Vertreter so vieler und unterschiedlicher Staaten und Internationaler Organisationen ein Bild für die Pluralität, für die Vielfalt in politischer, kultureller, ökonomischer und sozialer Hinsicht in der Welt sind. Und wenn wir heute alle in einem Boot sitzen, einem stolzen Schiff vielmehr, so ist dies wiederum ein Zeichen dafür, daß wir alle gemeinsam zuweilen die Anstrengung unternehmen müssen, „gegen den Strom“ zu schwimmen oder den Fluss hinaus zu fahren, um ein Ziel zu erreichen, das den Völkern Wohlfahrt und der Erde, unserem gemeinsamen Haus, wie es Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si‘ ausdrückt, Schutz bietet. Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist seit seiner Einweihung am Pfingstfest 2015 zu einem Hotspot der Artenvielfalt geworden. Und in der Mosella des Ausonius wird der Reichtum an Fauna und Flora beschrieben, eine Fülle an Fischen und Getier, das diesen Lebensraum einst bevölkerte.
Der natürliche Teil führt uns zum beschaulichen, nicht zu verwechseln mit dem, was in der deutschen Sprache „Gemütlichkeit“ heißt, sondern vielmehr mit dem zu tun hat, was „Vision“ heißt. In Bernkastel-Kues wurde Nikolaus von Kues im Jahr 1401 geboren, der als Diplomat, Gelehrter, Philosoph und Kardinal der Römischen Kirche weit über die Grenzen Deutschlands berühmt und geachtet war. Wenn wir uns als Diplomaten heute seiner erinnern, dürfen wir uns von diesem letzten Reformator vor der Reformation und Visionär darüber belehren lassen, daß wir immer wieder neu lernen, unwissend zu sein, weil wir nichts so wissen, daß es nicht noch besser gewusst werden kann – docta ignorantia. Und darüber hinaus lehrt er uns, die Gegensätze, die es gibt und unbezweifelt viel Mühe in dieser Welt machen, sind nicht das letzte Wort von allem, denn auf einer Ebene des Geistes, der noch mutig ist, Ewigkeit zu denken, ist der einsame Punkt die unendliche Linie und gibt es den Zusammenfall der Gegensätze, die coincidencia oppositorum.
Mit seinen Geschwistern hat Nikolaus von Kues, der Fischersohn von der Mosel, das Cusanusstift errichten und materiell sichern lassen. Die Gründung für arme und alte Menschen gibt es bis heute, weil Cusanus dafür gesorgt hat, diese Einrichtung unter kirchliche wie weltliche Führung zu stellen. Ein Gemeinschaftsprojekt also, das nur auf diese Weise die Zeiten überdauern konnte. Auch dies ist ein sprechendes Zeichen, wie sehr wir auch in unseren Zeiten nur gemeinsam etwas bewegen und zustande bringen können, das Bestand hat.
Verehrter Herr Bundespräsident, nochmals danke ich Ihnen für diese schöne Reise und die Gelegenheit, einander zu begegnen und mehr von Deutschland kennenzulernen.
Rheinland-Pfalz ist eine kostbare Perle im Kranz der Bundesländer, natürlich und visionär. Im Namen von uns allen wünsche ich den Bewohnern dieses Landes Glück und Wohlfahrt, Zukunftsvisionen, die auf dem Fundament der reichen Geschichte stehen, und Gottes Segen!