Grußwort von Nuntius Eterovic anläßlich der 1.050 Jahrfeier der Errichtung des Erzbistums Magdeburg
Magdeburg, 22. September 2018
„Friede sei in deinen Mauern, Geborgenheit in deinen Häusern!“ (Ps 122,7)
Exzellenzen,
sehr geehrte Damen und Herren!
In der Stadt Ravenna erreichte es Kaiser Otto I., der auch der Große genannt wird, daß Papst Johannes XIII. in seiner Lieblingsstadt ein Erzbistum errichtete, das dann im Jahr 968 ins Leben trat. Wir wissen, daß der erste Erzbischof von Magdeburg Adalbert am 18. Oktober 968 in Rom vom Papst das Pallium erhielt, das ihn als Erzbischof auswies, und am Heiligen Abend des gleichen Jahres vom Kaiser in Magdeburg in sein Amt eingeführt wurde. Damit begann eine wechselvolle Geschichte für diese Stadt und das Land, die Blütezeiten und Zerstörungen erlebten.
Ich bin gerne der Einladung gefolgt, an dieser Veranstaltung teilzunehmen, die in Erinnerung an ein so bedeutsames Ereignisses stattfindet und die Vertreter von Stadt und Land, von Gesellschaft und Kultur und der Kirchen und christlichen Gemeinschaften zusammenführt. Im Namen von Papst Franziskus, den ich die Ehre habe, in der Bundesrepublik Deutschland zu vertreten, übermittle ich Ihnen allen seine herzlichen Grüße und Glückwünsche an diesem Tag. Auch wenn die Geschichte des Erzbistums Magdeburg spätestens im Jahre 1680 mit seiner Säkularisierung endete und erst 1994 mit der Gründung des Bistums Magdeburg eine gewisse Fortführung erfahren hat, ist es dennoch sinnvoll, an seine Gründung zu erinnern, die ein kraftvoller Impuls in vielerlei Hinsicht gewesen war.
Die Bedeutung Magdeburgs lässt sich an dem Ort sehen, in dem wir uns befinden, im mächtigen Magdeburger Dom, der ersten in Deutschland vollendeten gotischen Kathedrale, die im Jahre 1307 geweiht wurde. Mit dieser Kathedrale wurde der Anspruch der Erzbischöfe von Magdeburg sinnenfällig, Primas Germaniae zu sein, der Primas Deutschlands. Weit sichtbar ist er außerdem Zeuge der Bildung und Kultur, die von hier aus über die östlichen Gebietes von Deutschland und Osteuropa verbreitet wurde. Dies gilt auch für die Zeit der Reformation. Am 1. Advent 1567 wurde in dieser Kathedrale der erste reformatorische Gottesdienst gefeiert. Hier wirkten die großen Musiker Heinrich Schütz, Samuel Scheidt und Michael Pretorius, hier wurde kraftvoll das Wort Gottes gepredigt. Nicht zuletzt befindet sich unter uns das Grab jenes Kaisers, der die Gründung des Erzbistums Magdeburg veranlasste. Der Dom ist die Grabeskirche Kaiser Ottos I. und seiner Gemahlin Edgitha.
Der Dom ist Zeuge von Glaube und Hochkultur, aber auch von Machtmissbrauch und zerstörerischer Gewalt. Dennoch hat er mit Hilfe vieler Menschen aller Gewalt widerstehen können, auch trotz großer Beschädigungen nach den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg. Heute ist der Magdeburger Dom ein Anziehungspunkt nicht nur für Touristen. Dieser Dom, der die Bischofskirche der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ist (EKM), darf auch als ökumenisches Zeichen des neuen Verständnisses und Miteinanders der christlichen Kirchen und Gemeinschaften gelten.
Es ist schön, daß wir am heutigen Tag in diesem Dom versammelt sind, denn es ist der Tag des heiligen Mauritius, des Patrons des alten Erzbistums und der Kathedrale. Er möge im Himmel ein mächtiger Fürsprecher für Stadt und Land bleiben, gemeinsam mit der heiligen Mitpatronin Katharina von Alexandrien, den heiligen Erzbischöfen von Magdeburg Adalbert und Norbert von Xanten, dem Heiligen Bruno von Querfurt, der heiligen Mechthild von Magdeburg, Gertrud von Helfta und Jutta von Sangershausen, damit sich das Psalmwort erfüllt: „Friede sei in deinen Mauern, Geborgenheit in deinen Häusern!“ (Ps 122,7).