Grußwort von Nuntius Eterovic beim Nikolausempfang
Apostolische Nuntiatur, 6. Dezember 2019
Exzellenzen,
verehrte Mitbrüder im Priester- und Diakonenamt,
sehr geehrte Ordensleute,
liebe Brüder und Schwestern!
„Er stand auf, drohte dem Wind und den Wellen und sie legten sich und es trat Stille ein“ (Lk 8,24).
Mit diesen Worten beschreibt der Heilige Lukas die Reaktion Jesu, als ihn die Jünger voller Furcht weckten und schrien: „Meister, Meister, wir gehen zugrunde!“ (Lk 8,24). Er hingegen schlief im Boot, als ein Sturm über das Meer fegte. Nachdem sich der Sturm gelegt hatte, schalt Jesus die Apostel und sagte: „Wo ist euer Glaube?“ (Lk 8,25).
Dieser Abschnitt aus dem Lukasevangelium wurde im Laufe der kirchlichen Tradition oft mit Blick auf die Kirche ausgelegt. Das Boot, indem sich Jesus mit seinen Jüngern befand, steht für die Kirche bei ihrer Überfahrt „an das andere Ufer des Sees“ (Lk 8,22), das heißt zum Himmel und in das ewige Leben. Bei dieser Überfahrt hat die Kirche nicht immer günstigen Wind. Im Gegenteil, oft wird sie mit rauer See, ungünstigen Strömungen und Stürmen konfrontiert. Das sind die schwierigen und gefährlichen Momente, wo die Passagiere um ihr Leben und auch um das Schicksal des Bootes, der Kirche fürchten. Einen dieser Momente erlebt unsere eine, heilige, katholische und apostolische Kirche auch heute. Unter uns, inmitten der Kirche ist jedoch der Emmanuel gegenwärtig, der Gott mit uns (vgl. Mt 1,23), was uns mit Hoffnung erfüllt. Auch in den schwierigen Augenblicken braucht es die Geistesgegenwart, Jesus zuzurufen: „Meister, Meister, wir gehen zugrunde!“ (Lk 8,24). Er ist immer im Boot, auch wenn es zuweilen scheint, daß er schläft. Vielleicht stellt er uns auf die Probe, um die Kraft unseres Glaubens zu prüfen. Im Bewußtsein, wie schwach dieser ist, bitten wir ihn mit den Worten seiner Jünger: Herr, „stärke unseren Glauben“ (Lk 17,5). Die Antwort Jesu ist ermutigend: „Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen“ (Lk 17,6).
Der Heilige Nikolaus ist bei all den Attributen, die ihm zugesprochen werden, auch der Patron der Schiffer und der Reisenden. Diese Tradition wurde möglicherweise bestärkt, als 62 Matrosen von Bari in die Kirche von Myra eindrangen und die Reliquien des Heiligen Nikolaus nahmen, um sie nach Bari zu bringen, wo sie am 09. Mai 1087 angekommen sind. Dies hat zu einer noch weiter verbreiteten Verehrung des Heiligen im Abendland geführt, der um 260 in Patara in Kleinasien geboren wurde, etwa im Jahr 300 Bischof wurde und um das Jahr 335 gestorben ist.
Heute am Festtag des Heiligen Nikolaus rufen wir seinen Schutz für die ganze Kirche an, vor allem für die Kirche in Deutschland, die den synodalen Weg begonnen hat. Als Bischof war der Heilige Nikolaus überaus großherzig zu den Gläubigen: seine Werke der Nächstenliebe, seine Orthopraxie, sind bis heute legendär, vor allem die zugunsten der Armen. Er hat jedoch auch auf die rechte Lehre, die Orthodoxie des christlichen Glaubens geachtet. Das zeigt sich auch an der Tatsache, daß er am Konzil von Nicäa im Jahr 325 teilgenommen hat, das die wahre Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater (consubstantialitas - ὁμοούσιος) definiert und so die Irrlehre des Arius verdammt, wonach der Sohn dem Vater untergeordnet sei.
Exzellenzen, sehr geehrte Damen und Herren, ich danke Ihnen herzlich, daß Sie meiner Einladung zum mittlerweile schon zur Tradition gewordenen Nikolausempfang gefolgt sind. Danke, daß sie in diese Apostolische Nuntiatur gekommen sind, in das Haus des Heiligen Vaters Franziskus in der Bundesrepublik Deutschland. Ich grüße Sie auch im Namen meiner Mitarbeiter, insbesondere des neuen Nuntiaturrates Mons. Jain Mendez, dessen Heimat Indien ist und der im September in der Nachfolge von Mons. Andrea Francia, der seinen diplomatischen Dienst nunmehr in der Apostolischen Nuntiatur in Warschau, Polen, versieht, die Arbeit in dieser Päpstlichen Vertretung aufgenommen hat.
Das Fest des Heiligen Nikolaus am 6. Dezember fällt in den Advent, in jene Zeit, wo wir uns auf das Hohe Weihnachtsfest vorbereiten. Ich nutze daher die Gelegenheit, um den hier Anwesenden, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Familien und Gläubigen meine besten Wünsche für eine gnadenreiche Weihnacht und die Fülle des göttlichen Segens zum Ausdruck zu bringen. Ich wünsche, das für uns neugeborene Kind möge allen die Fülle seiner Gaben schenken, vor allem den Glauben, die Hoffnung und die Liebe. Zugleich habe ich die Pflicht, Ihnen allen im Namen des Heiligen Vaters Franziskus zu danken für Ihren großherzigen Dienst in der Seelsorge und in den unterschiedlichen kirchlichen Gebieten und Ihre große Hingabe an das Volk Gottes, das Ihnen in Ihrem kirchlichen Dienst und in der pastoralen Sorge anvertraut ist, sei es in Berlin, sei es in allen Teilen Deutschlands.
Ein schönes Nikolausfest heute und schon jetzt Frohe Weihnachten Ihnen allen. Vielen Dank!