Grußwort von Nuntius Eterovic zur Eröffnung der Tagung "Theologie des Leibes"
Eichstätt, 22. November 2019
Eröffnung der 4. Internationalen Tagung zur Theologie des Leibes
Exzellenzen!
Verehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der 4. Internationalen Tagung zur Theologie des Leibes!
Sehr geehrte Damen und Herren,
Unter der Leitfrage: „Kann man so lieben?“ sind Sie alle hier in Eichstätt zur 4. Internationalen Tagung zur Theologie des Leibes versammelt, um eine Dimension menschlichen Lebens zu vertiefen, die gerade im Bewußtsein von westlich geprägten Gesellschaften zu verschwinden droht, daß nämlich der Leib des Menschen nicht einfach auf seine Körperfunktionen reduziert werden kann, sondern in seiner Ganzheit zur Abbildhaftigkeit des Menschen von Gott gehört. Nach seinem Bilde schuf Gott den Menschen (vgl. Gen 1,27). Und um seinem Abbild so nahe wie möglich zu kommen, wurde er durch das Wirken des Heiligen Geistes aus Maria, der Jungfrau, Mensch. Das ewige Wort des Vaters ist Fleisch geworden (vgl. Joh 1,14). Nachdem Er durch Leiden und Tod zur Auferstehung gelangte, ist Christus für uns das Urbild unserer Hoffnung und die Quelle allen Trostes im Glauben an die Auferstehung der Toten. So gesehen fallen im Begriff des Leibes, insbesondere im Leib Christi, womit einerseits die Kirche, andererseits seine wahrhafte Gegenwart unter den eucharistischen Gestalten gemeint ist, Himmel und Erde in eins, verschränken sich Zeit und Ewigkeit.
Kann man so lieben? Oder: Man kann nur so lieben!
Als Vertreter des Heiligen Vaters Franziskus in der Bundesrepublik Deutschland freue ich mich, Ihnen und Euch die herzlichen Grüße des Bischofs von Rom und Hirten der Universalkirche und seine besten Wünsche für einen guten Verlauf dieser Tagung zu übermitteln. In seiner vielbeachteten Enzyklika Laudato si‘ vom 24. Mai 2015 erinnert der Papst alle Menschen guten Willens daran, jeder Mensch ist aus Liebe geschaffen. „Diese Aussage macht uns die unermessliche Würde jedes Menschen deutlich; ‚er ist nicht bloß etwas, sondern jemand. Er ist imstande, sich zu erkennen, über sich Herr zu sein, sich in Freiheit hinzugeben und in Gemeinschaft mit anderen Personen zu treten‘“ (LS 65). Mit dem Menschen ist eine qualitative Neuheit in die Welt gekommen, „die darin besteht, dass im materiellen Universum ein Wesen auftaucht, das Person ist, setzt ein direktes Handeln Gottes voraus, einen besonderen Ruf ins Leben und in die Beziehung eines Du zu einem anderen Du. Von den biblischen Erzählungen her betrachten wir den Menschen als ein Subjekt, das niemals in die Kategorie des Objektes herabgesetzt werden kann“ (LS 81). Diese Dimension gilt es immer wieder in Erinnerung zu rufen, zu leben und bei der Verkündigung des Evangeliums zu bezeugen. Zu dieser christlichen Sicht auf den Menschen als Mann und Frau hat der Heilige Johannes Paul II. eine zu jeder Zeit aktuelle Theologie des Leibes entwickelt. Hierzu gibt es eine Kontinuität des Lehramtes der Kirche. Papst Franziskus zeigt dies sehr gut, indem er diese Theologie mit einer ganzheitlichen Ökologie verbindet, welche eine Ökologie der Natur einschließt, die das gemeinsame Haus ist (vgl. LS 1), und eine der menschlichen Person. Dazu führt der Heilige Vater Franziskus näherhin aus: „Die Humanökologie beinhaltet auch einen sehr tiefgründigen Aspekt: die notwendige Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist. Diese Beziehung ist unerlässlich, um eine würdigere Umgebung gestalten zu können. Papst Benedikt XVI. sagte, dass es eine ‚Ökologie des Menschen‘ gibt, denn ‚auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann‘. Auf dieser Linie muss man anerkennen, dass unser Körper uns in eine direkte Beziehung zu der Umwelt und den anderen Lebewesen stellt. Das Akzeptieren des eigenen Körpers als Gabe Gottes ist notwendig, um die ganze Welt als Geschenk des himmlischen Vaters und als gemeinsames Haus zu empfangen und zu akzeptieren, während eine Logik der Herrschaft über den eigenen Körper sich in eine manchmal subtile Logik der Herrschaft über die Schöpfung verwandelt. Zu lernen, den eigenen Körper anzunehmen, ihn zu pflegen und seine vielschichtige Bedeutung zu respektieren, ist für eine wahrhaftige Humanökologie wesentlich. Ebenso ist die Wertschätzung des eigenen Körpers in seiner Weiblichkeit oder Männlichkeit notwendig, um in der Begegnung mit dem anderen Geschlecht sich selbst zu erkennen. Auf diese Weise ist es möglich, freudig die besondere Gabe des anderen oder der anderen als Werk Gottes des Schöpfers anzunehmen und sich gegenseitig zu bereichern. Eben deswegen ist die Einstellung dessen nicht gesund, der den Anspruch erhebt, den Unterschied zwischen den Geschlechtern auszulöschen, weil er sich nicht mehr damit auseinanderzusetzen versteht“ (LS 155).
In der Theologie des Leibes geht es nicht um eine theoretische Konstruktion des Menschen, sondern vielmehr um die Vertiefung einer wesentlichen Eigenschaft, die sich aus dem christlichen Glauben heraus erschließt. Der Christen gestaltet das Leben geistbegabt und leibhaftig, „um auf den einzigartigen und unwiederholbaren Entwurf hin zu wachsen, den Gott von Ewigkeit her für ihn oder sie wollte“ (Gaudete et exsultate vom 19. März 2018 Nr. 13). Der Christ ist also jemand, der den Ruf Gottes sich einverleibt und ihn auf diese Weise sichtbar macht durch ein glaubwürdiges Leben. Wir alle wissen, wie wichtig dabei eine Gemeinschaft ist, die eheliche ebenso wie die kirchliche Gemeinschaft, denn der Ruf zur Heiligkeit meint nicht, isoliert und alleine zu sein, sondern gemeinsam danach zu streben. Dem Leib kommt als sichtbare Dimension und Mittel zur Verwirklichung der Liebe noch als letztes zu, der Resonanzkörper des betenden Menschen zu sein, wo sich das Wort des Heiligen Apostels Paulus zeigt: „Verherrlicht also Gott in eurem Leib“ (1 Kor 6,20).
Der vierten Internationalen Tagung zur Theologie des Leibes wünsche ich einen guten Verlauf und erbitte hierfür Gottes reichen Segen.