Predigt des Apostolischen Nuntius am Fest der Heiligen Familie

(Gen 15,1-6.21,1-3; Ps 105; Hebr 11,8.11-12.17-19; Lk 2,22-40)

Berlin, 31. Dezember 2017

„Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden. … So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden“ (Lk 2,34-35).

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Das Fest der Heiligen Familie mit Jesus, Maria und Josef fällt diesjährig zusammen mit dem Ende des weltlichen Jahres 2017. Wir wollen daher in dieser Heiligen Messe über die Familie nachdenken, das große Geschenk Gottes an die Menschen (I), indem wir einige Herausforderungen anzeigen, vor der diese Einrichtung der Natur, die von Jesus Christus zur Würde des Sakramentes erhoben wurde, in der heutigen Welt steht (II). Darüber hinaus wollen wir Gott für das Geschenk der Familie und die anderen Gnaden danken, die wir in diesem Jahr, das an seinem Ende steht, empfangen haben (III).

1. Die Heilige Familie.

Die Kirche legt uns in der heutigen Feier die Meditation über die zentrale Bedeutung der Heiligen Familie vor, die gut im heutigen Evangelium des Heiligen Lukas beschrieben ist. Auch in der ersten Lesung aus dem Buch Genesis wird uns die Familie des Abraham vorgestellt, unseres Vaters im Glauben (vgl. Röm 4,12). In beiden Fällen handelt es sich um eine Familie, die sich aus Mann und Frau, aus Abraham und Sarah und aus Maria und Josef zusammensetzt. Große Bedeutung haben die Söhne in diesen Familien, das heißt Isaak und Jesus. Ihre Geburt ist ein besonderes Geschenk an deren Eltern, doch übersteigt sie den familiären Hintergrund und erstreckt sich auf das ganze Volk. Gott greift ein und Sarah bringt in ihrem Alter den Sohn Isaak zur Welt, den Erben Abrahams, woraus Gott ein großes Volk (vgl. Gen 16,5) formen wird. Auch der Geburt Jesu geht ein außergewöhnliches Eingreifen Gottes voran. Die Jungfrau Maria hat ihren Sohn durch das Wirken des Heiligen Geistes empfangen, der somit zugleich der Sohn Gottes ist (vgl. Lk 1,35). Der Heilige Josef ist der Pflegevater Jesu, der somit vor dem Gesetz aus dem Geschlecht Davids entstammt. In den biblischen Erzählungen nimmt Jesus den ersten Platz ein. Durch den Heiligen Geist bewegt legen die beiden Alten, Simeon und Hanna, im Tempel von Jerusalem Zeugnis ab. Die Worte des Propheten Simeon über die Mission Jesu sind besonders bemerkenswert: „Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden. … So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden“ (Lk 2,34-35). Diese Mission verfolgt Jesus während seines öffentlichen Wirkens, nachdem er 30 Jahre alt geworden war. Zuvor hat er in seiner Familie in Nazareth gelebt, dort „wuchs er heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit und Gottes Gnade ruhte auf ihm“ (Lk 2,40).

2. Einige Herausforderungen an die Familie.

Im Licht der Offenbarung Gottes und seines Heilsplanes können wir die zentrale Bedeutung der Familie in Gesellschaft und Kirche bekräftigen. Auf diesem Gebiet wird Jesus Christus sodann durch sein Lebenszeugnis durch die vielen Jahre im Schoß der Familie in Nazareth, wie auch durch seine Lehre zum Zentrum der Erleuchtung und Orientierung. Er ist das Zeichen des Widerspruchs in Bezug auf die Wahrheit über die Familie. Jesus bietet die Kriterien, um die Wahrheit über die Natur und die Sendung der Familie zu entdecken. Indem sie Ihm vertraut, der „der Weg, die Wahrheit und Leben“ (Joh 14,6) ist, hat die Kirche die Freude und die Pflicht, immer aufs Neue „das Evangelium der Familie, Freude für die Welt“ vorzustellen (Thema des kommenden IX. Welttreffens der Familien in Dublin vom 21. bis 26. August 2018). Leider wird die Kirche bei ihrer Verkündigung mit gegensätzlichen Ideen und Projekten zur christlichen Vision der Familie konfrontiert. Es genügt, an die radikalen Tendenzen der sogenannten Genderideologie zu erinnern oder an die Ehe zwischen Menschen des gleichen Geschlechtes, die der Ehe zwischen Mann und Frau in allem gleichgestellt wird, bis hin zur Möglichkeit für diese Paare, Kinder zu adoptieren, oder die Praxis der Leihmutterschaft, wie auch die verschiedenen Kombinationen der in vitro Fertilisationen (Befruchtungen außerhalb des Mutterleibes). Die moderne Technik macht diese Biotechnologie möglich, doch das rechte menschliche Gewissen warnt davor, „daß nicht alles, was technisch möglich und machbar ist, auch ethisch vertreten werden kann“ (Franziskus, Ansprache an die Teilnehmer an der Vollversammlung des Päpstlichen Rats für die Kultur, 18. November 2017). Außerdem gibt es die Ehescheidung, und man muss Abtreibung und Euthanasie erwähnen, alles Praktiken, die gegen das Leben und damit gegen die Familie handeln.

3. Dank an Gott.

Am letzten Tag des Jahres 2017 ist es unsere persönliche und gemeinschaftliche Pflicht, Gott dem Vater, Sohn und Heiligen Geist für alle Gaben und Gnaden zu danken, die wir im Laufe des zuende gehenden Jahres empfangen haben. Wir sind uns mit dem Heiligen Paulus bewußt, daß Gott uns erwählt hat, damit wir treue Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes sind, und daß wir uns daher nicht selbst rühmen können und die anderen verurteilen dürfen: „Und was hast du, das du nicht empfangen hättest? Wenn du es aber empfangen hast, warum rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?“ (1 Kor 4,7).

Jeder ist sich des besonderen Eingreifens Gottes in sein Leben bewußt, für die er jetzt danken will. Mit Blick auf die Katholische Kirche können wir den Fortschritt in der Evangelisierung und das stetige Wachsen der Zahl von Christen erwähnen, sodann die Apostolischen Reisen des Heiligen Vaters nach Ägypten, Portugal, Kolumbien, Myanmar und Bangladesch, das Voranschreiten im ökumenischen Dialog – wir erinnern an das 500jährige Reformationsgedenken – und den Fortschritt im interreligiösen Dialog, vor allem mit Vertretern der islamischen Organisationen, die Feier des ersten Welttages der Armen etc.

Heute am Fest der Heiligen Familie wollen wir für das Geschenk der Einrichtung der menschlichen und christlichen Familie danken. Wir danken Gott, daß trotz der vielen Zeichen der Ehekrisen „der Wunsch nach einer Familie lebendig [bleibt]. Dies bestärkt die Kirche. Als Antwort auf diese Sehnsucht ist die christliche Verkündigung über die Familie wirklich eine frohe Botschaft“ (Franziskus, Amoris laetitia, 1).

Liebe Brüder und Schwestern, vertrauen wir unsere guten Vorsätze der mütterlichen Fürsprache der Jungfrau Maria an. Ihr, die „voll der Gnade“ ist (Lk 1,28), vertrauen wir unsere Familien an, auf daß sie „Hauskirchen“ (vgl. LG 11) nach dem Bild der Heiligen Familie von Nazareth werden. Amen.

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