Predigt-Grußwort von Nuntius Eterovic zum Festgottesdienst des Säkularinstituts Cruzadas de Santa Maria

Dießener Marienmünster, 9. Dezember 2023

Predigt S.E. Apostolischer Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterović
für den Festgottesdienst anlässlich der Ablegung der zeitlichen Gelübde und der Aufnahme neuer Kandidatinnen in das Säkularinstitut Cruzadas de Santa Maria

Dießen am Ammersee, 9. Dezember 2023

„Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38).

Liebe Schwestern und Brüder!

Mit diesen Worten hat die selige Jungfrau Maria in das Heilswerk eingewilligt, das ihr Gott durch den Engel Gabriel offenbarte. Vor dieser Einwilligung war die Jungfrau in Nazareth verwirrt angesichts dessen, was geschah. Man versteht sehr gut diese Reaktion der jungen und frommen jüdischen Frau angesichts des außergewöhnlichen Grußes durch den Engel Gabriel: „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir“ (Lk 1,28). Maria antwortete spontan darauf und fragt den göttlichen Botschafter nach dem Sinn seiner Worte. Der Engel Gabriel offenbart ihr, dass Gott sie erwählt hat, die Mutter des Messias zu werden: „Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben“ (Lk 1,30-31). Als sie diese Ankündigung hört und die Attribute vernimmt, die den verheißenen Sohn auszeichnen, überkommt Maria noch größeres Staunen, die sie mit der Frage zum Ausdruckt bringt: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ (Lk 1,34). Der Engel Gabriel erklärt, dass die Empfängnis Jesu ein Werk des Heiligen Geistes sei (vgl. Lk 1,35). Darüber hinaus gibt er Maria ein Zeichen, dass nämlich auch ihre Cousine Elisabeth in ihrem schon hohen Alter durch die Gnade des allmächtigen Gottes im sechsten Monat mit einem Kind schwanger ist (vgl. Lk 1,36). Nach diesem wichtigen Gespräch verspürt Maria keinen Widerstand mehr gegenüber dem Willen Gottes. In Offenheit für den Heiligen Geist spricht sie jene Worte, die ihr ganzes Leben bestimmen werden, wie auch das aller Christen: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38).

Liebe Schwestern des Säkularinstituts der Cruzadas de Santa Maria, diese Worte sind ebenso an Euch gerichtet, auch an die beiden jungen Frauen Jana Scharly und Veronika Jäger, die im Lauf dieser Heiligen Messe ihren Weg in Eurem Institut beginnen werden und die wir herzlich willkommen heißen. In besonderer Weise gelten diese Worte Euch, liebe Christin Schweig und Agata Skupinska, die beide heute ihre zeitliche Profess ablegen und sich verpflichten, im genannten Institut in Gehorsam, Keuschheit und Armut zu leben. Ihr alle habt in gewisser Weise auch jene Erfahrung der Jungfrau Maria gemacht. Auch ihr wart überrascht, als jede von Euch persönlich von Gott gerufen worden ist. Auf diesen Ruf folgte, wie auch bei der Gottesmutter selbst, die Reflektion, eine Zeit der Fragen, die ihr an jene gerichtet habt, die erfahrener sind, vor allem im Institut der Cruzadas de Santa Maria. Die Kenntnis und das Beispiel christlichen Lebens von Mitgliedern des Instituts haben euch erlaubt, die Bedeutung eines ganz der Ehre Gottes und dem Dienst an den Menschen geweihten Lebens zu erfassen. Geführt vom Heiligen Geist, habt ihr euch Gott anvertraut, unserem Vater im Himmel und seinem Eingeborenen Sohn Jesus Christus, und habt wie Maria jene Antwort gegeben, die über die Worte hinaus jene Hingabe eures Lebens einschließt: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38).

„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel“ (Eph 1,3).

Liebe Schwestern und Brüder, gemeinsam mit dem heiligen Paulus preisen auch wir Gott, den Vater, für sein großes Heilswerk. Es war von Anfang an auf den Herrn Jesus Christus ausgerichtet. Und so hat uns der Vater „mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor ihm. Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen“ (Eph 1,3-5). Bei dieser großartigen Vision kommt dem Heiligen Geist eine besondere Rolle zu. Gemäß dem Völkerapostel gilt: in Jesus Christus „habt auch ihr das Wort der Wahrheit gehört, das Evangelium von eurer Rettung; in ihm habt ihr das Siegel des verheißenen Heiligen Geistes empfangen, als ihr zum Glauben kamt. Der Geist ist der erste Anteil unseres Erbes, hin zur Erlösung, durch die ihr Gottes Eigentum werdet, zum Lob seiner Herrlichkeit“ (Eph 1,13-14).

In dieses Heilswerk reiht sich auch die Sünde der Stammeltern Adam und Eva ein, worauf die verdiente Strafe folgte. Doch die Sünde der Menschen gab Gott die Gelegenheit, seine große Barmherzigkeit zu zeigen und sein Projekt der neuen Schöpfung aus einer Frau, die im Unterschied zu Eva der Welt das Heil in ihrem Sohn Jesus Christus geboren hat. Das hatte Gott im dramatischen Moment der Vertreibung der Stammeltern aus dem Paradies verheißen: „Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse“ (Gen 3,15).

Mit diesem großen göttlichen Projekt sind auch wir mit unserem Leben verflochten, denn jedes Leben ist wertvoll vor Gott und bekommt unschätzbaren Wert, wenn es mit Jesus Christus vereint und in der Taufe und durch die anderen Sakramente vom Heiligen Geist belebt ist. Deswegen dankt auch Ihr, liebe Schwestern, die Ihr euren Weg der Heiligkeit im Institut der Cruzadas de Santa Maria beginnt, dem dreieinen Gott für diese große Gnade, die Ihr empfangen habt. Tut dies mit Eurer Stimme, dem Gebet und mit Gesang, doch vor allem tut es mit dem Beispiel Eures christlichen Lebens, das mit Hilfe des Heiligen Geistes die Ermahnung des Herrn Jesus erfüllt: „Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Mt 5,48). In diesen Worten ist das ganze Programm Eures christlichen Lebens enthalten.

Als Vertreter des Heiligen Vaters Franziskus in Deutschland grüße ich Euch alle herzlich, vor allem die vier jungen Frauen, die heute einen neuen Abschnitt im Weg der Vollkommenheit im Institut der Cruzadas de Santa Maria beschreiten. Auch der Heilige Vater vereint sich mit uns zum Lob an den dreieinen Gott für die Gabe dieser Berufungen, die in Deutschland erwachsen sind, in einem säkularisierten Land, wo es dennoch die Suche nach Gott in den Herzen vieler Menschen gibt, vor allem bei den jungen Leuten, die nach großen Idealen suchen, die es wert sind, ihnen das Leben zu weihen: dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe.

„C’est la confiance. Das Vertrauen und nichts als das Vertrauen soll uns zur Liebe führen!“

Mit diesen Worten des heiligen Theresia von Lisieux beginnt Papst Franziskus sein Apostolisches Schreiben aus Anlass des 150. Geburtstages der heiligen Theresia vom Kinde Jesu und vom Heiligen Antlitz, um den Menschen von heute, vor allem den jungen Menschen diese Heilige näherzubringen. Die heilige Theresia lebte nur wenige Jahre im Karmelitenkloster von Lisieux in Frankreich, doch wurde sie im Jahre 1927 von Papst Pius XI. zur Schutzpatronin der Missionen erhoben. Der heilige Papst Johannes Paul II. hat sie am 19. Oktober 1997 zur Kirchenlehrerin erklärt. Mit Papst Franziskus möchte ich zwei Punkte aus dem Leben der heiligen Theresa aufzeigen:

-Meine Berufung ist die Liebe! Die heilige Theresia liebte die Kirche glühend. Als sie über den ersten Brief des heiligen Paulus an die Korinther meditierte, erkannte sie darin ihre ganz eigene Berufung: „Meine Berufung ist die Liebe! ... Ja, ich habe meinen Platz gefunden, den Platz in der Kirche, und diesen Platz hast du, mein Gott, mir gegeben ... Im Herzen der Kirche, meiner Mutter, werde ich die Liebe sein ... so werde ich alles sein ... so wird mein Traum Wirklichkeit werden“ (Papst Franziskus, Apostolisches Schreiben C’est la confiance vom 15. Oktober 2023, Nr. 39). Wie aktuell ist diese Botschaft heute, für die Glieder der Kirche, Frauen und Männer, vor allem für jene, die sie zu reformieren wünschen. Anstatt darum zu kämpfen, die sogenannte Macht in der Kirche zu erlangen und zu teilen, sollte jeder danach streben, in der Kirche und für die Kirche Liebe zu sein.

-Sich in die Hände des Vaters begeben. Jedes menschliche und christliche Leben wird mit verschiedenen Schwierigkeiten konfrontiert, einschließlich der Glaubenszweifel. Auch die heilige Theresia hat diesen Seelenzustand erfahren, vor allem in der nächtlichen Dunkelheit und sogar in der Finsternis von Golgotha (vgl. a.a.O., Nr. 25). Ihr Glaube aber war stärker, denn sie hatte das kindliche Vertrauen in die Güte und Barmherzigkeit Gottes. „Das vollkommene Vertrauen, das sich immer mehr der Liebe anheimgibt, befreit uns von zwanghaftem Kalkül, von der ständigen Sorge um die Zukunft, von Ängsten, die uns den Frieden nehmen. In ihren letzten Tagen bestand Theresia darauf: »Ich finde, dass wir, die wir den Weg der Liebe gehen, nicht an das denken dürfen, was die Zukunft uns an Schmerzlichem bringen kann, denn dann fehlt es uns an Vertrauen«. Wenn wir uns in den Händen eines Vaters befinden, der uns grenzenlos liebt, dann wird dies unter allen Umständen wahr bleiben, wir werden weitergehen können, was auch immer geschieht, und auf die ein oder andere Weise wird sich in unserem Leben sein Plan der Liebe und der Fülle verwirklichen“ (a.a.O., Nr. 24).

Liebe Schwestern und Brüder, folgen wir dem Beispiel der heiligen Theresia und vertrauen wir uns ganz und gar Gottvater an, vor allem in den dunklen Momenten des Lebens, denn Er hat uns seine Treue verheißen: „Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, ohne Erbarmen sein gegenüber ihrem leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergisst: Ich vergesse dich nicht“ (Jes 49,15).

Vertrauen wir unsere Überlegungen der mächtigen Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, der Mutter Jesu und unsere Mutter, der Mutter der Kirche. Wir alle, liebe Schwestern und Brüder, und besonders die vier jungen Frauen wollen mit der Fürsprache der Gottes unser ganzes Leben Gott anvertrauen im beständigen Spüren unserer Berufung zur Liebe, die das Herz der Kirche ist. Wenn wir für die Gnade des Heiligen Geistes offenbleiben, können wir auf den Ruf des allmächtigen Gottes antworten: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38). Amen.

Zurück