Predigt von Nuntius Eterovic am Fest der Taufe des Herrn

Apostolische Nuntiatur, 7. Januar 2024

(Jes 55,1-11; Ps 29; 1 Joh 5,1-9; Mk 1,7-11)

„Da kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen“ (Mk 1,9).

Liebe Schwestern und Brüder!

Mit dem Fest der Taufe des Herrn endet die weihnachtliche Festzeit. Danach legt uns die Kirche die Betrachtung über das öffentliche Wirken des Messias nahe, wie auch seiner Lehre und der Zeichen, mit denen er diese bekräftigt hat, um uns auf das große Ereignis unseres Glaubens vorzubereiten: auf Leiden und Tod, wie auch auf die Auferstehung des Herrn Jesus, den wir als Sohn Gottes und als Menschensohn bekennen. Das heutige Fest hingegen ermuntert uns, unsere Taufe mit neuem Leben zu erfüllen, jenes erste und grundlegende Sakrament, durch das wir Kinder Gottes und Glieder der Katholischen Kirche geworden sind. Bei dieser Betrachtung folgen wir dem kurzen Text aus dem Markusevangelium: die von Johannes dem Täufer vollzogene Taufe (I), die Taufe Jesu (II) und wir erinnern unsere eigene Taufe (III). Öffnen wir unsere Herzen der Gnade des Heiligen Geistes, den wir - wie auch Jesus - im Sakrament der Taufe empfangen haben. Sie macht uns fähig, Gott für diese große Gabe zu danken, die Er in seiner großen Güte allen schenken will, die das Sakrament der Taufe empfangen.

1. „Ich habe euch mit Wasser getauft“ (Mk 1,8).

Johannes der Täufer war sich bewusst, dass die von ihm gespendete Taufe vorläufig war und allein der Vorbereitung auf das Kommen des Messias diente. Das können wir aus dem kurzen Text des Markusevangeliums schließen, wonach der Vorläufer predigte: „Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen“ (Mk 1,7). Die Taufe des Johannes war „eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden“ (Mk 1,4). Sie bestand aus einem Ritus der Reinigung im Zugang auf die wahre Taufe, die mit dem Messias verbunden ist, der kommen wird. Die Umkehr ist für den Menschen die unverzichtbare Bedingung, sich Gott zu nähern, der dreimal heilig ist. Diese Wahrheit wird gut in der ersten Lesung aufgezeigt, die aus dem Buch des Propheten Jesaja genommen ist, der seine jüdischen Mitbürger ermuntert: „Sucht den Herrn, er lässt sich finden, ruft ihn an, er ist nah“ (Jes 55,6). Sodann mahnt der Prophet mit sehr konkreten Ansagen: „Der Frevler soll seinen Weg verlassen, der Übeltäter seine Pläne. Er kehre um zum Herrn, damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen“ (Jes 55,7). Die Taufe des Johannes mit dem Wasser des Jordans symbolisiert die erneuerte Reinheit von Leib und Seele, was eine gute Voraussetzung für die sakramentale Taufe ist, die vom Herrn Jesus gebracht wird.

2. „Jesus … ließ sich von Johannes im Jordan taufen“ (Mk 1,9).

Die Neuheit der Taufe Jesu hat Johannes der Täufer mit den Worten verkündet: „Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen“ (Mk 1,8). Die Aussagen des heiligen Johannes in seinem ersten Brief helfen uns, die Botschaft des Evangelisten Markus besser zu verstehen. Der Jünger, den Jesus liebte, führt aus: „Dieser ist es, der durch Wasser und Blut gekommen ist: Jesus Christus. Er ist nicht nur im Wasser gekommen, sondern im Wasser und im Blut“ (1 Joh 5,6). Neben dem Empfang der Taufe mit Wasser, ist der Herr Jesus gekommen, auch die Taufe des Blutes zu empfangen. Denn er selbst versichert: „Ich muss mit einer Taufe getauft werden und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist“ (Lk 12,50). Deswegen kann der heilige Johannes zusammenfassend sagen: „Denn drei sind es, die Zeugnis ablegen: der Geist, das Wasser und das Blut; und diese drei sind eins“ (1 Joh 5,7-8). Alle drei Elemente gibt es bei der Taufe Jesu, die auf seine Bluttaufe hinweisen. Dabei handelt es sich um die Taufe seiner Passion, wo Er sein Blut vergießt und stirbt, jedoch am dritten Tag zum ewigen Leben aufersteht. Diese Wirklichkeit wird symbolisch besonders gut nachempfunden bei der Taufe, wo man ins Wasser untergetaucht wird, wo der Täufling mit seinem ganzen Leib ins Wasser steigt und herauskommt wie aus einem Grab und so den alten Menschen zurücklässt. Er steigt als neuer Mensch aus dem Wasser und zieht den Herrn Jesus als Gewand an (vgl. Eph 4,24).

In der Taufe Jesu sind außerdem die drei göttlichen Personen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit gegenwärtig. Der Evangelist stellt fest, dass Jesus „sich von Johannes im Jordan taufen ließ“ (Mk 1,9) und es nach diesem Ritus zu einer Theophanie gekommen ist, denn er sah, „dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam“ (Mk 1,10). Gleichzeitig „sprach eine Stimme aus dem Himmel: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Mk 1,11).

Einerseits kann man sagen, dass dies der Vorläufer vorausgesagt hatte, als er sagte, „nach mir kommt einer“ (Mk 1,7), und was sich in der Taufe Jesu verwirklicht hat. Andererseits ist hervorzuhaben, dass die Wirklichkeit der Taufe Jesu diese Vorgaben übersteigt und uns in das große Liebesvorhaben von Gott, dem Vater, Sohn und Heiligem Geist einführt, das uns Sünder in Kinder Gottes verwandelt und zu Tempeln des Heiligen Geistes macht und zu Kindern des geliebten Sohnes.

3. „Du bist mein geliebter Sohn“ (Mk 1,11).

Die Worte Gottvaters an Jesus: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Mk 1,11) sind im Sakrament der Taufe in gewisser Weise an einen jeden von uns gerichtet. Das heutige Fest hilft uns daher, die Großartigkeit des Sakramentes, das wir zu Beginn unserer menschlichen Existenz empfangen haben, mit Leben zu erfüllen. Der heilige Johannes erinnert uns diesbezüglich: „Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott gezeugt und jeder, der den Vater liebt, liebt auch den, der aus ihm gezeugt ist“ (1 Joh 5,1). Daher sind alle Getauften Brüder und Schwestern und haben denselben Vater, der im Himmel ist. Auf dieser Wahrheit gründet wahre christliche Brüderlichkeit. Sie schenkt uns große Würde, mit der Rechte und Pflichten einhergehen. Sie sind beispielsweise zusammengefasst in den Kanones 205 bis 223 des Codex des Kanonischen Rechts (CIC). Es genügt, bei dieser Gelegenheit allein das Recht der Gläubigen zu erwähnen, „aus den geistlichen Gütern der Kirche, insbesondere dem Wort Gottes und den Sakramenten, Hilfe von den geistlichen Hirten zu empfangen“ (Can. 213), sowie an die Pflicht zu erinnern, das Evangelium zu verkünden: „Unter allen Gläubigen besteht, und zwar aufgrund ihrer Wiedergeburt in Christus, eine wahre Gleichheit in ihrer Würde und Tätigkeit, kraft der alle je nach ihrer eigenen Stellung und Aufgabe am Aufbau des Leibes Christi mitwirken“ (Can. 208). Hier wird die Lehre Jesu in juristischer Sprache wiedergegeben. Der Evangelist Johannes ermahnt uns, nicht müde zu werden, Gott zu lieben und diese Liebe zu zeigen, indem wir den Nächsten lieben: „Daran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben: wenn wir Gott lieben und seine Gebote erfüllen. Denn darin besteht die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer“ (1 Joh 5,2-3).

Liebe Schwestern und Brüder, der Heilige Vater Franziskus lädt die Christen oft dazu ein, sich des Taufdatums zu erinnern und diesen Tag zu feiern. Das tun wir gerne, indem wir Gott, dem Vater, Sohn und Heiligen Geist für die große Gabe zu danken, die uns zu Kindern Gottes und zu Gliedern der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche gemacht hat. Die Taufe erinnert uns an die immerwährende Mahnung Jesu zur Umkehr: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15).

Auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, der Mutter Jesu und unsere Mutter, erbitten wir vom dreieinen Gott die Gnade des Glaubens, um die Größe und Schönheit des Taufsakramentes erneut zu entdecken. Durch die Taufe sind wir wiedergeboren in Gott und befähigt, die Welt mit ihren Versuchungen zu besiegen: „Und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube“ (1 Joh 5,4). Amen.

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