Predigt von Nuntius Eterović beim Säkularinstitut Cruzadas de Santa Maria München
2. Sonntag im Jahreskreis - LJ B
(1 Sam 3,3-10.19; Ps 40; 1 Kor 6,13-15.17-20; Joh 1,35-40)
München, 14. Januar 2018
Säkularinstitut Cruzadas de Santa Maria
Liebe Brüder und Schwestern,
verehrte Mitglieder der Cruzadas de Santa Maria!
Jede Eucharistiefeier ist ein Gnadenhandeln von Gott, dem Vater, durch das Wirken seines eingeborenen Sohnes in der Gnade des Heiligen Geistes. Daher ist die Heilige Messe die Quelle und der Höhepunkt des christlichen Lebens (vgl. LG 11). In dieser Feier der Eucharistie haben wir zwei weitere Gründe, dem dreieinen Gott zu danken: zunächst für 25 Jahre des Säkularinstitutes Cruzadas de Santa Maria in Deutschland, sodann für die Anerkennung des heroischen Tugendgrades Eures Gründer P. Tomás Morales SJ am 8. November 2017. Es handelt sich um eine wichtige Etappe beim Seligsprechungsprozess, der im Jahre 2000 begonnen hatte. Wir danken der göttlichen Vorsehung für dieses bedeutsame Ereignis. Danken wollen wir auch dem Heiligen Vater Franziskus, der das Dekret über den heroischen Tugendgrad von P. Morales autorisiert und promulgiert hat. Als Vertreter des Heiligen Vaters in Deutschland habe ich die Freude, Euch seine herzlichen Grüße zu überbringen. Zugleich danke ich für das fortwährende Gebet für den Bischof von Rom und Hirten der Weltkirche, dem der Herr die Sendung anvertraut hat, die Brüder im Glauben zu stärken (vgl. Lk 22,33) und die Einheit der heiligen Kirche Gottes zu repräsentieren (vgl. LG 23). Als Zeichen der Gemeinschaft mit Papst Franziskus erteile ich Euch am Ende dieser Eucharistiefeier den Apostolischen Segen.
Ich danke Frau Marieta Góngora, der Leiterin der Münchner Niederlassung der Geistlichen Gemeinschaft der Familie Mariens e.V., für die Einladung und die Möglichkeit, diese Heilige Messe mit Euch in der Universitätskirche St. Ludwig zu feiern.
Liebe Schwestern, diese Eucharistiefeier ist eine einzigartige Gelegenheit, Eure Berufung und Weihe an den Herrn in seiner Kirche durch Euer Institut zu erneuern. Das Wort Gottes, das wir gehört haben, erleuchte uns in diesem Sinne. Es bietet uns die Berufung des Samuel (I) und der ersten zwei Jünger Jesu Christi (II). Das Wort richtet sich an alle Christen, besonders aber an Euch, die Mitglieder des Instituts Cruzadas de Santa Maria (III).
1. Die Berufung des Samuel.
Die bekannte Erzählung im ersten Buch Samuel lässt uns die Bedeutung der geistlichen Führung erkennen. Samuel war noch sehr jung und erkannte die Stimme Gottes nicht, der ihn während des Schlafes rief. Er hatte den Rat des Priesters Eli nötig. Samuel wurde in kurzer Zeit dreimal gerufen. Er ging zu seinem Lehrer und sagte: „Hier bin ich, du hast mich gerufen“ (1 Sam 3,5). Eli verstand, daß Samuel eine mystische Erfahrung machte und daß es der Herr war, der ihn rief. Daher wies er ihn an: „Geh, leg dich schlafen! Wenn er dich ruft, dann antworte: Rede, HERR; denn dein Diener hört“ (1 Sam 3,9). So geschah es dann. Samuel hat auf den Ruf Gottes geantwortet, der ihm sein Vorhaben mit dem Haus des Eli offenbarte. In den Augen des Herrn war Samuel gut vorbereitet. Seine Worte: „Rede HERR, denn dein Diener hört“, zeigen die Ausrichtung seines ganzen Lebens an. Die Bereitschaft zum Hören und zur Erfüllung des Willens Gottes sollte jeden Gläubigen auszeichnen, besonders Menschen, die Gott geweiht sind. Um diese geistliche Weisheit zu erwerben, haben die Menschen gewöhnlich Begleitung nötig, Hilfe von denen, die größere Erfahrung im menschlichen und geistlichen Leben haben. Sind solche Menschen nicht Euer Gründer, der Diener Gottes P. Tómas Morales SJ, und Eure Generaloberin Donna Lydia Jiménez? Eine wichtige Begleitung findet Ihr in Eurem Institut, in den vielfältigen Übungen, die ihre Wirksamkeit schon bewiesen haben. Mir scheint es angebracht, vor allem die Bedeutung der Eucharistie, die gefeiert und angebetet wird, der Feier des Stundengebetes und der geistlichen Übungen zu betonen. Für diese unverzichtbare Hilfe auf dem Weg zur menschlichen und geistlichen Reife danken wir gemeinsam Gott dem Vater, Sohn und Heiligem Geist.
2. Die Berufung der ersten Jünger.
Samuel hatte Schwierigkeiten, die Gegenwart von JHWH zu erkennen, der durch eine Stimme zu ihm sprach. Andreas und Johannes, zwei Jünger, von denen im Evangelium gesprochen wird, hatten weniger Probleme, denn sie hörten nicht nur eine Stimme, sondern haben ein Gesicht vor Augen, das Angesicht Jesu. Sie waren vom Zeugnis des Johannes des Täufers beeinflusst. Ihr Meister sagte mit Blick auf Jesus: „Seht das Lamm Gottes“ (Joh 1,36). Neugierig wollten sie Jesus von Nahem erleben und folgten ihm. Auf ihre Frage: „Rabbi (das bedeutet: Meister), wo wohnst du?“ (Joh 1,38) antwortete der Herr: „Kommt und seht“ (Joh 1,39). Die Jünger verbrachten daraufhin einen Tag mit Jesus. Sie haben allerdings nicht angedeutet, wo Jesus wohnte. Somit ist nicht wirklich bedeutsam, an welchem Ort sie die Zeit mit Jesus verbracht haben. Wichtig ist, mit Jesus zusammen zu sein. Und das ist allen Seinen Jüngern, uns allen als Christen möglich. Erleuchtet vom Heiligen Geist, den der auferstandene Herr in Fülle aussendet (vgl. Joh 3,34), können wir auf die Frage, wo Jesus heute wohnt, antworten, er sei in den Sakramenten, besonders in der Eucharistie, im Wort Gottes, im Gebet, in der Liebe zu Gott und dem Nächsten anwesend, vor allem, wenn es um die geht, die unsere materielle und spirituelle Hilfe benötigen. Jesus wohnt in seiner Kirche, in der kirchlichen Gemeinschaft, in der christlichen Familie. Er wohnt auch in Eurem Institut Cruzadas de Santa Maria, denn er ist das Zentrum Eurer Gemeinschaft und Eures Lebens. Er nährt Euch mit dem Brot Seines Wortes und Seines Leibes, damit ihr mit Großherzigkeit Eure Hingabe an Gott und den Dienst am Nächsten leben könnt. Vom Herrn Jesus wissen wir, daß er im Schoss des Vaters ruht: Er selbst hat gesagt: „Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist“ (Joh 14,11). Andererseits hat Jesus unsere tiefe Einheit mit Ihm betont, wenn er sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh 15,5). Daher ist die Wohnung des Herrn auch in uns, in unserem Herzen, das offen für seine Gnade ist. Durch Jesus und in der Gnade des Heiligen Geistes haben wir sodann Zugang zu Gottvater, gemäß dem Wort Jesu: „Niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will“ (Mt 11,27). Wenn wir Freunde Jesu sind, wenn er in uns wohnt, dann wissen wir im Glauben, daß er uns zum Vater führt. Es handelt sich dabei nicht um eine theoretische Wahrheit, sondern um eine mystische Erfahrung vieler Heiliger, wie zum Beispiel der heiligen Theresa von Jesus, deren Charisma der Kontemplation in der Aktion ihr zu leben sucht.
3. Mit Maria leben und das Evangelium verkünden.
Gemäß Eurem Gründer P. Morales SJ gilt: „Die Cruzada ist Maria und sonst nichts“. In diesen Worten ist das Programm der Mitglieder Eures Institutes zusammengefasst. Sie fordern von Euch eine marianische Beziehung zum Herrn Jesus, dem Sohn Gottes und Marias. Die selige Jungfrau hat in besonderer Weise die Union mit Jesus gelebt. Sie hat ihn über neun Monate in ihrem Schoss getragen und ihn mit dem Heiligen Josef in der Familie in Nazareth erzogen. Diesbezüglich bleibt die Rolle Mariens einzigartig und ist nicht wiederholbar. Aber sie war auch die erste Jüngerin Jesu, sie, die alles bewahrte „und in ihrem Herzen darüber nachdachte“ (Lk 2,19). Maria bietet so ein Beispiel für die tiefe geistliche Gemeinschaft mit Jesus. In dieser Haltung sollten wir alle ihrem Beispiel folgen und Jünger des Herrn Jesus werden. Wie Maria sind wir gerufen, bereit zu sein, den Willen Gottes zu erfüllen. Jeder von uns sollte auf Seinen Ruf mit den Worten Mariens antworten: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38). Wie Maria, müssen auch wir das Wort Gottes kennen, es im eigenen Herzen betrachten, um es dann in die Praxis des Alltags auf der persönlichen und gemeinschaftlichen Ebene umzusetzen. Wie Maria, so wollt auch Ihr, liebe Schwestern, Jesus in die heutige Welt tragen. Wie oft sagt Papst Franziskus, bei diesem wichtigen Werk hat das Lebenszeugnis den Vorrang, Euer Vorbild: ein Christ spricht vor allem durch das Beispiel und, sofern es nötig ist, auch mit Worten. Wie Maria, so lebt auch ihr inmitten von Menschen und teilt ihre Freuden und Nöte, ihre Leiden und ihre Hoffnung. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Jugendlichen, die zurecht Euer ganz eigenes Interesse verdienen. Die Jugendlichen sind die Zukunft der Kirche, eine Zukunft, die schon jetzt beginnt, in unserer Gesellschaft voller Widersprüche. Es gibt viele positive Aspekte wie den Fortschritt in der Wissenschaft und Technik, die das Leben erleichtern. Doch unsere Zeit ist auch von problematischen Phänomenen der völligen Verweltlichung und des Konsums charakterisiert, was eine Reaktion seitens der Christen verlangt. Die Jugendlichen sind die ersten Opfer einer Welt ohne Werte oder der falschen Werte, die einige Machtzentren allen aufzwingen möchten und die sich oft gegen die christliche Tradition und die Werte wenden, die unsere Kultur geformt haben. Bei diesem spirituellen Kampf brauchen wir keine Angst haben. Im Gegenteil, es ist Mut gefragt, die Schönheit des Evangeliums, das eine Gute Nachricht bleibt, auch dem Menschen von heute vorzuschlagen. Bei dieser wichtigen Aufgabe wird uns der Herr begleiten. Er lässt uns nicht allein! Der auferstandene Herr ist gegenwärtig, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind (vgl. Mt 16,18). Er hat versprochen, dass die Pforten der Unterwelt die Kirche nicht überwältigen werden (vgl. Mt 16,18). Gleichzeitig hat er verkündet, daß es notwendig ist, das Kreuz auf sich zu nehmen: „Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mt 16,24). Man muss bereit sein, Verfolgungen zu erleiden: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ (Joh 15,20). Trotz aller Widrigkeiten ermutigt der Herr die Seinen: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt“ (Joh 16,33), und auch: „wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet“ (Mt 10,22). Uns stärkt und beruhigt die Gegenwart des Herrn in seiner Kirche und inmitten von uns: „Siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).
Liebe Brüder und Schwestern, wir danken Gott dem Vater, Sohn und Heiligem Geist für das Geschenk Eurer christlichen Berufung, die großherzig in Eurem Institut der Cruzadas de Santa Maria gelebt wird. Möge die Fürsprache der Gottesmutter, die von Euch so hoch verehrt wird, die Gnade der Beharrlichkeit und des Wachstums in der Heiligkeit für alle Mitglieder Eures Instituts in Deutschland und in verschiedenen Ländern Europas, Afrikas, Asiens und Lateinamerikas bewirken. Auf diesem Weg habt Ihr ein gutes Beispiel in Eurem Gründer P. Tomás Morales SJ. Lasst Euch vom Heiligen Geist führen, damit Euer persönliches und gemeinschaftliches Leben zum Grund werde, den Vater zu preisen, nach dem Leitwort des Heiligen Ignatius von Loyola: Ad maiorem Dei gloriam, das seinen vollen Sinn in Eurer Weihe an Gott und im Dienst am Nächsten entfaltet. Amen.