Predigt von Nuntius Eterovic am 4. Adventssonntag

Apostolische Nuntiatur, 24. Dezember 2023

(2 Sam 7,1-5.8-12.14-16! Ps 89; Röm 16.25-27; Lk 11,26-38)

„Mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38).

Liebe Schwestern und Brüder!

An diesem vierten und letzten Adventssonntag richten wir unseren Blick in besonderer Weise auf die selige Jungfrau Maria, die Mutter Jesu. Dabei leiten uns auch die biblischen Lesungen und vor allem der Abschnitt aus dem Lukasevangelium. Kalendarisch fällt dieser Sonntag auf den Heiligen Abend, den Vorabend des Hohen Weihnachtsfestes, das von allen mit festlicher Freude gefeiert wird. Deshalb endet heute der Advent und beginnt das Weihnachtsfest. Mit dieser Heiligen Messe feiern wir den Abschluss des Advents und mit den Vigilmessen bzw. Christmetten in der Nacht feiern wir die Geburt unseres Herrn Jesus in der Höhle von Bethlehem.

1. 800 Jahre Weihnachtskrippe

Aus diesem Grund stehen in unseren Kirchen und Häusern bereits Krippenszenen, die uns an das freudige Geheimnis der Geburt unseres Herrn und Erlösers Jesus erinnern. Fehlt nur noch die Figur des Jesuskindes, das erst während der Feier der Christmette in die Krippe gelegt wird. Dieses Jahr markiert den 800. Jahrestag der ersten Weihnachtskrippe, die der Heilige Franz von Assisi gegen Ende seines Lebens (1181/1182-1226) erdachte. In diesem Zusammenhang beschrieb der Heilige Vater Franziskus diese geniale Umsetzung wie folgt: „Die auf dem Petersplatz aufgebaute Krippe möchte 800 Jahre später an die weihnachtliche Atmosphäre des Jahres 1223 im Rieti-Tal erinnern, wo der heilige Franziskus weilte. Seine Reise in das Heilige Land war noch lebendig in seinem Gedächtnis und die Grotten von Greccio erinnerten ihn an die Landschaft um Betlehem. Daher wünschte er, in jenem kleinen Dorf die Weihnachtsszene darzustellen. Viele Brüder aus verschiedenen Gegenden kamen herbei und auch Männer und Frauen aus den umliegenden Bauernhöfen, die eine Krippenszene mit echten Tieren und Menschen nachstellten. So entstand die Tradition der Krippe, wie wir sie heute kennen“ (Papst Franziskus, Ansprache an die Gemeinden, die Krippe und Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz gespendet haben, 9. Dezember 2023). Fachleute berichten, dass die Krippe des Heiligen Franziskus sehr spärlich war. Sie wurde im Wald ohne Charaktere und mit nur zwei bescheidenen Tieren aufgebaut. Der zentrale und wichtige Punkt war die Lesung und Kommentierung des Evangeliums von der Geburt Jesu. Im Laufe der Zeit wurde die Krippe mit biblischen Figuren bereichert, insbesondere mit den Statuen der Gottesmutter und des Heiligen Josef, der Engel, der Hirten oder der Weisen usw.

2. „Siehe Du wirst einen Sohn empfangen“ (Lk 1,31).

Unter Berücksichtigung unserer typischen Krippenszenen konzentrieren wir uns auf die Gestalt der Mutter Jesu, der seligen Jungfrau Maria. Sie erhielt die außergewöhnliche Nachricht, dass sie die Mutter des Messias werden würde, womit sie ganz sicher nicht gerechnet hatte. Diese Botschaft vertraute Gott Maria durch den Engel Gabriel an. Seine Begrüßungsworte waren aufrüttelnd: „Sei begrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir“ (Lk 1,28). Auf den Schrecken Marias hin beruhigt sie der Engel und fordert, auf den allmächtigen Gott zu vertrauen: „Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden“ (Lk 1,30). Danach folgt die große Ankündigung: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben“ (Lk 1,31-33). Maria kannte die Bibel gut und so auch die Prophezeiung über die Geburt des Messias aus der davidischen Linie. Gott selbst ließ es den David, der einen großen Tempel bauen wollte, durch den Prophet Nathan verheißen: „Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen Vätern legst, werde ich deinen leiblichen Sohn als deinen Nachfolger einsetzen und seinem Königtum Bestand verleihen. … Ich werde für ihn Vater sein und er wird für mich Sohn sein. … Dein Haus und dein Königtum werden vor dir auf ewig bestehen bleiben; dein Thron wird auf ewig Bestand haben“ (2 Sam 7,12.14.16). Diese Verheißung wird sich mit der Geburt Jesu erfüllen, denn über seinen Pflegevater Joseph stammt er aus dem Hause David. Der Evangelist präzisiert daher, dass Maria „mit einem Mann namens Josef verlobt (war), der aus dem Haus David stammte“ (Lk 1,27).

Maria war dem Ruf Gottes gegenüber wohlwollend, wollte aber verstehen, wie sie schwanger werden würde, da sie erst verlobt und mit keinem Mann zusammenlebte. Auch auf diese Frage hatte der Engel eine überzeugende Antwort, denn er versicherte, dies würde durch göttliches Eingreifen geschehen und ihr Sohn daher auch der Sohn Gottes sein werde: „Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden“ (Lk 1,35). Der Engel verkündet Maria die frohe Botschaft, die nicht nur ihre Vorstellungskraft, sondern auch die Erwartungen der Juden und der Menschheit übertraf. Gott hat uns, was „seit ewigen Zeiten unausgesprochen war“ (Röm 16,25), in der Fülle der Zeit durch seinen Sohn Jesus Christus offenbart. Er ist zugleich der Sohn Gottes und der Menschensohn. Wir feiern dieses große Geheimnis am Hohen Weihnachtsfest.

3. „Mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38).

Angesichts dieser großartigen Ankündigung blieb Maria bescheiden. Sie war nicht stolz, da sie von allen jungen Frauen in Israel ausgewählt wurde, die Mutter des Messias zu werden. Voller Zuversicht antwortete sie Gott durch den Engel: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38). Auf diese Weise zeigte Maria, dass sie wirklich voller Gnade war und dass sie ihren Weg völlig Gott und der göttlichen Vorsehung anvertraut hatte. Später, als sie ihre Cousine Elisabeth besuchte, die als schon alte Frau ebenfalls ein Kind erwartete, lobte Maria voller Geist Gott, denn „er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen“ (Lk 1, 52). Maria, demütig und fromm, zeigt bereits im Moment der Verkündigung die Haltung des Dienens, wie es ihr Sohn und Erlöser Jesus bereits in dem Moment tat, als er beschloss, den Willen des Vaters auszuführen, und den Zustand eines Knechtes in der Inkarnation anzunehmen. Zu den Worten Jesu an den Vater: „Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir bereitet; … Da sagte ich: Siehe, ich komme, … um deinen Willen, Gott, zu tun (Hebr 10, 5-7) entspricht als Grundausrichtung der Antwort Mariens: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 38).

Liebe Brüder und Schwestern, begrüßen wir auch die Gnade des Heiligen Geistes, um dem Beispiel Marias bei der Ausführung des Willens Gottes zu folgen. Er möchte in unseren Herzen, in unseren Familien, in unseren Gemeinschaften wiedergeboren werden. Dies wird nur möglich sein, wenn wir demütig sind und in der Lage sind, uns durch Buße, insbesondere durch das Sakrament der Versöhnung, zu reinigen, um Tabernakel des Emmanuel zu werden, Gott, der zu uns kommt und bei uns bleiben möchte. Amen

Zurück