Predigt von Nuntius Eterovic am Fest der Taufe des Herrn
Apostolische Nuntiatur, 9. Januar 2022
(Jes 40,1-5.9-11; Ps 104; Tit 2,11-14; 3,4-7; Lk 3,15-16.21-22)
Fest der Taufe des Herrn
„Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Lk 3,22)
Liebe Schwestern und Brüder,
wir feiern heute das Fest der Taufe des Herrn. Mit diesem Sonntag endet die Weihnachtszeit und beginnt die Zeit im Jahreskreis. Die Taufe von Johannes dem Täufer (I) bereitet auf die des Herrn Jesus vor (II), die uns an unsere Taufe erinnert, wodurch wir Kinder Gottes geworden sind (III). Wir öffnen unsere Herzen der Gnade des Heiligen Geistes, damit wir die Schönheit und Größe der Gabe erneut begreifen, die wir umsonst von Gott empfangen haben.
1. „Ich taufe euch mit Wasser“ (Lk 3,16).
Johannes der Täufer war sich seiner Mission in der Heilsgeschichte bewusst. Er identifiziert sich mit der Prophetie des Jesaja, die wir in der ersten Lesung gehört haben (vgl. Jes 40,3-5) und die vom Evangelisten Lukas in seinem Evangelium aufgegriffen wurde. „Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen“ (Lk 3,4). Seine Predigt wurde begleitet von der „Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden“ (Mk 1,4), womit er beachtlichen Erfolg hatte. Daher überrascht die Frage nicht, „ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei“ (Lk 3,15). Doch Johannes verneint, der Messias zu sein, was aus seiner Antwort zu entnehmen ist, mit der er aber die nahende Ankunft des Christus, des Gesalbten verkündet: „Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen“ (Lk 3,16). Johannes verkündet eine andere Taufe, die der Messias spenden wird, denn „er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen“ (Lk 3,16). Das Feuer erhellt die Finsternis der Nacht und entzündet symbolisch das Herz des Menschen. Die Taufe des Johannes war die Vorbereitung, als eine Taufe zur Umkehr der Herzen, um den Messias aufnehmen zu können. Sie war die Ankündigung der wahren Taufe, die vom Herrn Jesus eingesetzt wurde.
2. „Du bist mein geliebter Sohn“ (Lk 3,22).
Der Heilige Lukas beschreibt die Taufe Jesu als ein gewöhnliches Geschehen, das von einem außergewöhnlichen Ereignis begleitet wird. Jesu Haltung ist demütig und Gott nimmt dies wohlgefällig an: Jesus wartet in einer Reihe mit dem Volk darauf, in den Fluss zu steigen, um von Johannes dem Täufer getauft zu werden. Die Taufe des Johannes war eine der Umkehr und der Vergebung der Sünden. Jesus war ohne Sünde und hatte daher nicht nötig, getauft zu werden. Doch der Herr wollte in das Wasser des Jordan steigen, um das Sakrament der Taufe einzusetzen, das alle Sünden hinwegnimmt. Er, den keine Sünde befleckt, hat die Sünden nicht allein durch Wasser gereinigt, sondern vor allem durch sein Blut, durch seinen Tod und seine Auferstehung. Nach dem Taufritus, als Jesus betete, geschah eine Theophanie, eine Offenbarung Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Der Himmel öffnete sich, und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab” (Lk 3,21-22). Der Vater legt Zeugnis für den Eingeborenen Sohn ab. Der demütige Jesus wird jetzt von Gott, seinem Vater verherrlicht: „Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Lk 3,22). Die Prophetie des Täufers verwirklicht sich in der Person Jesu Christi. Er selber empfing die Taufe des Heiligen Geistes, der in Gestalt einer Taube erschienen war. Der Heilige Geist, der die Liebe zwischen Vater und Sohn ist, hat das Feuer im Herzen Jesu entfacht und ihn antreibt, sein öffentliches Wirken zu beginnen, die gute Nachricht zu verkünden: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15).
3. Die Bedeutung der Taufe wiederentdecken.
Im Brief an seinen Schüler Titus unterstreicht der Heilige Paulus, dass unsere Taufe die Frucht des österlichen Geheimnisses Jesu Christi ist. Der Herr Jesus „hat sich für uns hingegeben, damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse“ (Tit 2,14). Der Völkerapostel sagt sodann, dass Gott uns gerettet hat „durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung im Heiligen Geist“ (Tit 3,5). Diese Wendung lässt uns daran erinnern, dass in der von Jesus Christus eingesetzten Taufe sich die Verheißung von Johannes des Täufers über den Messias erfüllt hat, „der mit Heiligem Geist und mit Feuer tauft“ (Lk 3,16). Die Taufe ist die Gabe, die uns umsonst vom dreieinen Gott geschenkt worden ist. So schreibt der Heilige Paulus: Gott hat „uns gerettet - nicht aufgrund von Werken der Gerechtigkeit, die wir vollbracht haben, sondern nach seinem Erbarmen“ (Tit 3,5). Das unterstreicht nochmals ausdrücklich, dass es sich um ein großes Geschenk handelt. In der Taufe erblicken wir, dass „die Gnade Gottes erschienen ist, um alle Menschen zu retten“ (Tit 2,11), wie auch „die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters“ (Tit 3,4). Die vorbehaltlose Gnade scheint in besonderer Weise bei der Taufe der Kinder am Beginn ihres Lebens auf, wenn sie noch nicht im Stande sind, Handlungen bewusst wahrzunehmen und sie im Glauben ihrer Eltern und Paten getauft werden.
Aus der Taufe, dem großen Geschenk, das wir umsonst empfangen haben, zieht der Heilige Paulus sehr praktische Konsequenzen. Er ermahnt die Getauften, sich bewusst zu bleiben, dass Jesus uns um einen kostbaren Preis gerettet hat (vgl. 1 Kor 6,20), denn „er hat sich für uns hingegeben, damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse und für sich ein auserlesenes Volk schaffe, das voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun“ (Tit 2,14). Daher ist der Christ aufgefordert, durch gute Werke zu zeigen, dass er zu Jesus Christus und zu seinem Leib gehört, der die Kirche ist (vgl. Eph 5,29-30). Er erinnert außerdem daran, die Christen sollen als Jünger Jesu Christi in der Erwartung seiner Wiederkunft in dieser Welt leben, sie sollen „auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten: auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus“ (Tit 2,13). Bis dahin sollen sie sich „von der Gottlosigkeit und den irdischen Begierden lossagen und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben“ (Tit 2,12). Diese Ermahnung ist sehr aktuell, vor allem in unserer Welt, die durch das Konsumverhalten geprägt ist, wodurch die Menschen die Erde zerstören, „unser gemeinsames Haus“ (Papst Franziskus, Laudato si‘, 1). Angesichts dieser Bedrohung mahnt uns das Wort Gottes, aber auch der gesunde Menschenverstand, den Lebensstil zu ändern und bescheidener zu leben, im Respekt vor der Erde und ihren Ressourcen und in Verantwortung für die kommenden Generationen. Außerdem ist dies eine Frage der Gerechtigkeit, denn es gibt weltweit einerseits wenige Reiche, die einen enormen Reichtum anhäufen, oft durch rücksichtslose Ausbeutung der Güter der Erde, die jedoch eine universelle Bestimmung für alle Menschen haben, andererseits leben unzählig Viele in nicht selten harter Armut, und haben selbst das Notwendige zum Überleben nicht. Ein Gläubiger, der seinen Glauben lebt, muss daher ein eher einfaches Leben führen und auf diese Weise dem Nächsten und der Natur seinen Respekt erweisen.
Liebe Brüder und Schwestern, die Taufe des Herrn erinnert uns daran, die Taufgnade zu erneuern. Der Heilige Vater ermuntert die Christen oft, sich des Tauftages zu erinnern. Es ist ein für unser christliches Leben bedeutsames Datum. Durch das Sakrament der Taufe wurden wir Kinder Gottes, Kinder im Sohn, gesalbt mit Heiligem Geist, den Gottvater „in reichem Maß über uns ausgegossen hat durch Jesus Christus, unseren Retter, damit wir durch seine Gnade gerecht gemacht werden und das ewige Leben erben, das wir erhoffen“ (Tit 3,6-7). Leben wir also freudig dieses große Geschenk, damit auch die ungetauften Menschen, denen wir auf unserem Lebensweg begegnen, in sich das Bedürfnis spüren können, dies empfangen zu wollen. Amen.