Predigt von Nuntius Eterovic am Fest der Taufe des Herrn
Apostolische Nuntiatur, 10. Januar 2021
(Jes 55,1-11; Ps 29; 1. Joh 5,1-9; Mk 1,7-11)
„Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Mk 1,11)
Liebe Schwestern und Brüder,
mit dem heutigen Fest der Taufe des Herrn endet die Weihnachtszeit. Mit dem Dank für alle in dieser Zeit empfangenen Gnade, die von den Beschränkungen der Corona-Pandemie charakterisiert war, öffnen wir unsere Herzen dem Heiligen Geist, damit wir inniger die tiefe Bedeutung der Taufe Jesu bedenken können (I), welche die Quelle unserer Taufe ist (II). Mit diesem Sakrament haben auch wir den Heiligen Geist empfangen, um dort Zeugen Jesu Christi zu sein, wo wir leben (III).
1. Die Taufe Johannes des Täufers
Der kurze Text des Markusevangeliums beschreibt mit prägnanten Worten die Taufe des Herrn Jesus. Zunächst überliefert er die Worte von Johannes dem Täufer, aus denen sich schließen lässt, dass er sich über die Natur seiner Taufe bewusst war. Es handelte sich um „eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden“ (Mk 1,4). Man könnte sagen, die Taufe des Johannes war ein Ritus der Vorbereitung auf die mit dem kommenden Messias verbundene wahre Taufe. In seiner Demut bekennt Johannes: „Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen“ (Mk 1,7). Der Vorläufer spricht ebenfalls den wesentlichen Unterschied zwischen seiner Taufe und der von Jesus an, wenn er sagt: „Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen“ (Mk 1,8).
Das, was Johannes vorausgesagt hatte, verwirklicht sich in der Taufe Jesu. Der Evangelist zeigt an, Jesus „ließ sich von Johannes im Jordan taufen“ (Mk 1,9). Und nach diesem Ritus geschah eine Gotteserscheinung: „Er sah, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam“ (Mk 1,10). Zugleich „sprach eine Stimme aus dem Himmel: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Mk 1,11).
2. Die christliche Taufe
Die zweite Lesung aus dem ersten Johannesbrief hilft uns, die Beschreibung des Evangelisten Markus besser zu verstehen. Hierin sagt der von Jesus geliebte Jünger über die Taufe Jesu: „Dieser ist es, der durch Wasser und Blut gekommen ist: Jesus Christus. Er ist nicht nur im Wasser gekommen, sondern im Wasser und im Blut“ (1 Joh 5,6). Somit vollendet die Taufe Jesu nicht nur die des Johannes, sondern übersteigt sie radikal. Mit der Symbolik des Ritus der Taufe am Jordan wollte Jesus sich unter die sündigen Menschen begeben, auch wenn er ohne Sünde war. Er wollte solidarisch mit uns sein und inmitten von uns leben, unter unseren Bedingungen, um sie von innen her radikal zu verwandeln. Darum wollte er sich von Johannes taufen lassen. Im Taufritus durch das Eintauchen ins Wasser nahm er symbolisch seinen Tod und seine Auferstehung vorweg. Das Wasser des Jordan war für einen Augenblick sein Grab. Das Auftauchen signalisiert seine Auferstehung in der Kraft des Heiligen Geistes. Denn der auferstandene Herr gibt den Heiligen Geist ohne Maß (vgl. Joh 3,34). In der Verbindung von Wasser und Blut wird daher die andere Taufe angezeigt, die des Kreuzes und des Todes als Tor zur Auferstehung. Übrigens hat Jesus selbst gesagt: „Ich muss mit einer Taufe getauft werden und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist“ (Lk 12,50). Die wunderbare Wahrheit, die sich die Menschen nicht ausdenken und vorstellen können, bezeugt der Heilige Geist. Hierzu sagt der Heilige Johannes: „Der Geist ist es, der Zeugnis ablegt; denn der Geist ist die Wahrheit“. Und er fügt abschließend aus: „Denn drei sind es, die Zeugnis ablegen: der Geist, das Wasser und das Blut; und diese drei sind eins“ (1 Joh 5,7-8). Die Worte des Lieblingsjüngers erinnern uns auch an den Tod Jesu am Kreuz, denn „einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite und sogleich floss Blut und Wasser heraus“ (Joh 19,34). Das Blut steht für das Leben, das Jesus für uns alle geopfert hat. Das Wasser ist außerdem das Symbol des Heiligen Geistes und drückt die heiligende Reinheit seines Todes aus. Daher gibt uns der Herr Jesus in der Taufe den Geist, der reinigt, die Sünden vergibt und uns zugleich heiligt und mit dem dreieinen Gott vereint.
3. Unsere Taufe wiederbeleben.
In der Taufe Jesu hat Gottvater seine einzigartige Verbindung mit seinem Eingeborenen Sohn bezeugt: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Mk 1,11). Auch in unserer Taufe wurde jeder von uns zum Kind Gottes, Sohn und Tochter im geliebten Sohne. Hierüber schreibt Johannes: „Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott gezeugt und jeder, der den Vater liebt, liebt auch den, der aus ihm gezeugt ist“ (1 Joh 5,1). Daher sind wir alle Schwestern und Brüder und haben alle denselben Vater, der im Himmel ist. In dieser sakramentalen Wirklichkeit besteht die wahre christliche Geschwisterlichkeit. Dies ist eine Berufung schlechthin, die aber auch ihre Anforderungen hat. Die Worte des Apostels Johannes anzuwenden, impliziert die Liebe zu Gott und zum Nächsten: „Daran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben: wenn wir Gott lieben und seine Gebote erfüllen. Denn darin besteht die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer“ (1 Joh 5,2-3).
Wenn wir die Natur der Taufe kennen, das erste Sakrament des christlichen Glaubens, verstehen wir, warum die Kirche in ihrer mütterlichen Fürsorge lehrt, dass wir dieses Sakrament auch den kleinen Kindern anbieten müssen. Die Kirche weiß, dass sie in einer Welt leben, die Jesus Christus und seinem Evangelium oft feindlich gegenübersteht. Die Taufe schenkt die notwendige Gnade, um dem Bösen zu widerstehen oder, wenn eine Sünde begangen worden ist, die Gnade zur Buße und zur Rückkehr zum Herrn und in Seine Kirche. Der Heilige Johannes lehrt nachdrücklich: „Alles, was aus Gott gezeugt ist, besiegt die Welt“ (1 Joh 5,4). Daher sind die Getauften jene, die in Gott wiedergeboren sind, und sie haben daher die Welt besiegt, jene Welt, die im negativen Sinn der Satan ist. Sie tun dies mit dem Glauben an den Dreifaltigen, ein Glaube, der uns durch Jesus Christus und in der Gnade des Heiligen Geiste zu Gottvater bringt. Hierzu sagt der Apostel Johannes: „Und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube“ (1 Joh 5,4).
Liebe Brüder und Schwestern, am Fest der Taufe des Herrn sind wir gerufen, die Größe der christlichen Taufe neu zu entdecken. Der Heilige Vater Franziskus wiederholt oft, wie wichtig es ist, das eigene Taufdatum zu kennen, das in Wirklichkeit unsere geistliche Geburt anzeigt. Die Taufe ist das grundlegende Sakrament, das erlaubt, auch die anderen Sakramente zu empfangen, denn aus der Fülle Jesu, dem fleischgewordenen Wort, können wir alle empfangen „Gnade über Gnade“ (Joh 1,16). Erlauben wir der in der Taufe empfangenen Gnade, in unserem persönlichen, familiären und sozialen Leben zu wirken, damit wir immer mehr zu glaubwürdigen Jüngern Jesus Christi werden, des von Gott geliebten Sohnes, und eifrige Zeugen seines Evangeliums, der guten Nachricht auch für die Menschen unserer Zeit. Amen.