Predigt von Nuntius Eterovic am Hochfest der Gottesmutter Maria - Neujahr
Berlin, 1. Januar 2020
(Num 6,22-27; Ps 67; Gal 4,4-7; Lk 2,16-21)
„Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus“
(Lk 2,21).
Liebe Brüder und Schwestern!
Wir wollen das Jahr 2020 mit dem Segen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes beginnen. Der erste Tag des neuen Jahres ist der Gottesmutter Maria geweiht. Wie wir im heutigen Evangelium gehört haben, wird an diesem Feiertag auch der Beschneidung Jesu gedacht. Darüber hinaus lädt uns die Kirche ein, aus Anlass des 53. Weltfriedenstag für den Frieden in der Welt zu beten. Öffnen wir uns für den Heiligen Geist und betrachten wir gemeinsam diese drei Punkte. Wir tun dies, indem wir die Bedeutung des Namens Gottes für den Segen im Alten (I) wie im Neuen Testament (II) unterstreichen. Unter diesem Segen des einen und dreifaltigen Gottes erbitten wir besonders den Segen des Friedens (III).
1. Der Name Gottes
In der ersten Lesung aus dem Buch Numeri haben wir die Formulierung des priesterlichen Segens gehört. Segnen im Alten Testament bedeutet, eine Person in Beziehung zu Gott setzen. Es handelt sich um eine grundlegende Beziehung, auf das alles andere gegründet und aufgebaut wird. Ohne diese Beziehung zu Gott fehlt dem Menschen die Orientierung, und das Leben und seine Vollzüge verlieren ihren Sinn. Der alttestamentliche Segen wurde gegeben, indem man den Namen Gottes auf die Person legte. Der priesterliche Segen erweitert diesen Blickwinkel, da der Name Gottes auf das ganze erwählte Volk gelegt wird. Mit dem Segen für eine Person wünscht man das Gute. Mit dem priesterlichen Segen wird ein großes Gut für alle Israeliten gewünscht. Das versichert JHWH selbst, wenn er verheißt: „So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen und ich werde sie segnen“ (Num 6,27).
Der priesterliche Segen besteht aus drei Anrufungen. Gott hat Mose angewiesen, diese dreigestaltige Formel dem Hohenpriester Aaron und seinen Söhnen zu übermitteln, mit der dreimal der Name JHWH wiederholt wird, den die Juden aus Ehrfurcht nicht aussprechen. Die Priester müssen daher dreimal den Namen JHWH anrufen und entsprechendes wünschen: „Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden“ (Num 6,22-25).
Am Beginn des neuen Jahres erweitern wir diesen Segen auf alle Glieder der Katholischen Kirche, auf alle Christen und durch sie auf alle Völker der Erde.
2. Man gab ihm den Namen Jesus
Der Abschnitt des Evangeliums endet mit der Erwähnung der Beschneidung Jesu acht Tage nach seiner Geburt, wie es die jüdische Tradition verlangt. Bei dieser Gelegenheit wird dem Kind der Name gegeben. Genau das ereignete sich auch mit Jesus. Seine Beschneidung geschah im Tempel von Jerusalem, vor dem Angesicht von JHWH. Hierzu schreibt der Evangelist Lukas: „Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, bevor das Kind im Mutterleib empfangen war“ (Lk 2,21). In der Person Jesu sind die Prophetien erfüllt. Der Heilige Paulus fasst dies in dem Satz zusammen: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen“ (Gal 4,4-5). Der Name Jesus bedeutet: „Gott rettet“. Es ist jener Name, den der Engel Gabriel Maria verkündet hat, als er sie um ihre Zustimmung zum Heilsprojekt Gottes ersuchte, die Mutter Jesu zu werden (vgl. Lk 1,31). Daher ist dieser Name von Ewigkeit für Jesus Christus, den Sohn Gottes und Menschensohn, mit Blick auf das Heil der Menschen vorgesehen. Erinnern wir uns an den bekannten Hymnus, den uns der Heilige Paulus überliefert: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel“ (Eph 1,3). Im Herrn Jesus hat uns der Vater erwählt und daher jeden von uns schon vor der Erschaffung der Welt mit dem eigenen Namen gekannt, „damit wir heilig und untadelig leben vor ihm. Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden“ (Eph 1,4-5). Der Vater hat uns in Jesus gesegnet, damit auch wir für die Menschen, denen wir in unserem Leben begegnen, zum Segen werden. Auch wir sind im Herrn Jesus gesegnet und dazu gerufen, wie der Apostel Petrus zu handeln und den Behinderten unserer Tage zu verkünden: „Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, steh auf und geh umher“ (Apg 3,6).
Jesus Christus ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Er hat uns das Geheimnis Gottes offenbart und den Weg zum Vater in der Gnade des Heiligen Geistes erschlossen. Diese Wahrheit spiegelt sich im bischöflichen Segen wider. Er besteht aus zwei Versen aus dem Alten Testament: „Der Name des HERRN sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit“ (Ps 113,2) und: „Unsere Hilfe ist im Namen des HERRN, der Himmel und Erde erschaffen hat“ (Ps 124,8). Dank der Offenbarung Jesu Christi kennen wir den Namen Gottes: Vater, Sohn und Heiliger Geist, der zur Quelle des Segens wird: „Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist“. Dieser Segen hat besondere Bedeutung am Beginn des neuen Jahres. Am Ende der Heiligen Messe erteile ich ihn Euch mit großer Freude.
3. Welttag des Friedens
Eine der Segensgaben, die unsere Welt besonders nötig hat, ist der Friede. Daher erflehen wir auch zu Beginn des Jahres 2020 die Gabe des Friedens für die Welt, in der viel Gewalt, Terrorismus und Kriege herrschen. Wir tun dies in Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater Franziskus, der aus diesem Anlass seine Botschaft überschreibt mit: „Der Frieden als Weg der Hoffnung: Dialog, Versöhnung und ökologische Umkehr“. Diese Botschaft ist an alle Menschen guten Willens gerichtet, insbesondere an die politisch Verantwortlichen und jene, die in besonderer Weise zur Förderung des Friedens beitragen sollen. Die Botschaft von Papst Franziskus ist sodann für uns Christen bedeutsam, die wir das Anliegen im Gebet aufgreifen und uns, je nach seiner Berufung, dafür einsetzen, dazu beizutragen, sie zu verbreiten und vor allem, die Botschaft in die Tat umzusetzen. Zu Beginn unterstreicht der Heilige Vater die Wichtigkeit des Friedens, der "ein kostbares Gut (ist), er ist Gegenstand unserer Hoffnung, nach dem die ganze Menschheit strebt“. Bei dieser kurzen Vorstellung seiner Botschaft möchte ich lediglich die fünf behandelten Punkte aufgreifen: (1) „Der Frieden als Weg der Hoffnung angesichts der Hindernisse und der Prüfungen“; (2) „Der Frieden als Weg des Zuhörens auf der Grundlage der Erinnerung, der Solidarität und der Brüderlichkeit“; (3) „Der Frieden als Weg der Versöhnung in geschwisterlicher Gemeinschaft“; (4) „Der Frieden als Weg der ökologischen Umkehr“ und (5) „Man erlangt so viel, wie man erhofft“. Nach Papst Franziskus ist in besonderer Weise der Zusammenhang von Frieden und Hoffnung hervorzuheben: „Es geht vor allem darum, an die Möglichkeit des Friedens zu glauben, zu glauben, dass der andere ebenso wie wir Frieden braucht. Darin kann uns die Liebe Gottes zu einem jeden von uns inspirieren, die eine befreiende, uneingeschränkte, unentgeltliche und unermüdliche Liebe ist“.
Schließen wir unsere Betrachtung, indem wir uns nochmals auf die Botschaft des Heiligen Vaters beziehen, die unsere Überlegungen zum Namen und Segen Gottes gut zusammenfasst:
„Möge der Gott des Friedens uns segnen und uns zu Hilfe kommen.
Möge Maria, die Mutter des Friedensfürsten und die Mutter aller Völker der Erde, uns Schritt für Schritt auf dem Weg der Versöhnung begleiten und unterstützen.
Möge jeder Mensch in dieser Welt ein friedliches Dasein finden und die Verheißung von Liebe und Leben, die er in sich trägt, vollkommen entfalten“. Amen.