Predigt von Nuntius Eterovic zum 250. Kirchweihfest der Basilika Vierzehnheiligen

Vierzehnheiligen, 18. September 2022

(Am 8,4-7; Ps 113; 1 Tim 2,1-8; Lk 16,1-13)

25. Sonntag im Jahreskreis – LJ C
250. Kirchweihfest
125 Jahre Basilika minor

„Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Lk 16,13).

Verehrte Mitglieder des Franziskanerkonventes,
liebe Schwestern und Brüder!

Das Wort Gottes, das wir am heutigen Sonntag gehört haben, verweist darauf, wie sich die Jünger Jesu zu den irdischen Gütern und insbesondere zum Geld verhalten sollen. Die Lehre Jesu Christi ist klar und richtet sich an uns alle. Er, der „weiß, was im Menschen ist“ (Joh 2,25), kennt die Versuchungen des Reichtums, der zum falschen Götzen werden kann. Deswegen sagt er: „Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Lk 16,13). Christen sollen die materiellen Güter für ihren Dienst gebrauchen und sich nicht von ihnen versklaven lassen. Dessen waren sich die Erbauer der Kathedralen und der unzähligen Kirchen weltweit bewußt. Auf diese Weise wollten sie den Schöpfergott für die Schönheit der Schöpfung preisen, Jesus Christus für die Erlösung des Menschen und der Schöpfung danken und den Heiligen Geist für die Gabe des Lebens, der Liebe und der Schöpfungskraft loben, welche die Künstler in der Planung und Umsetzung ihrer Werke zum Lob des dreieinen Gottes inspirierte.

Eines der Werke ausgesuchter Schönheit ist die Kirche von Vierzehnheiligen, wo wir heute ein doppeltes Jubiläum feiern: 250 Jahre ihrer Vollendung und Kirchweihe, wie auch der Erhebung zur Basilika minor vor 125 Jahren.

Balthasar Neumann hat diese nach den Vierzehn Nothelfern benannte Kirche entworfen, die am 16. September 1772 geweiht worden war. Papst Leo XIII. hat die Kirche sodann am 2. September 1897 zur Basilika minor erhoben. Es handelt sich um zwei bedeutende Ereignisse, für die wir alle Gott, dem Vater, Sohn und Heiligen Geist danken. Ich bin dem Wallfahrtsrektor und Guardian des Franziskanerkonventes, Pater Maximilian Wagner OFM, für die Einladung dankbar, dieser festlichen Eucharistiefeier vorzustehen. Gerne habe ich sie angenommen, nicht zuletzt, um Euch die Grüße des Heiligen Vaters Franziskus zu übermitteln, den ich die Ehre habe, in der Bundesrepublik Deutschland zu vertreten. Wie auch in den übrigen Basiliken minor, so sind auch in Vierzehnheiligen jene Insignien gut sichtbar, die an das lebendige Band erinnern, das dieses Heiligtum mit dem Heiligen Vater, dem Bischof von Rom und Hirten der Universalkirche verbindet. Das schließt die Bande des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe ein. Am Ende dieser Heiligen Messe erteile ich im Namen von Papst Franziskus den Apostolischen Segen – Euch, die Ihr hier anwesend seid, aber den Familien und Euren Lieben, vor allem jenen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht an dieser feierlichen Liturgie teilnehmen können, insbesondere den Kranken.

Das Wort Gottes ermuntert uns bei dieser festlichen Gelegenheit zum Gebet für alle Menschen, wie auch zum Einsatz für mehr Gerechtigkeit in der Welt und zum Engagement eines jeden von uns bei diesem wichtigen Werk.

Das Gebet für alle Menschen. Im Brief des Heiligen Paulus an seinen Schüler Timotheus erinnert der Apostel an den universalen Heilswillen. „Das ist recht und wohlgefällig vor Gott, unserem Retter; er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,3). Der heilige Paulus verlangt dieses Gebet und will, dass es „frei von Zorn und Streit“ (1 Tim 2,8) geschehe. Beim Gebet für alle Menschen nehmen die Politiker einen besonderen Platz ein: „Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben“ (1 Tim 2,1-2). Der heilige Paulus nennt sogleich den Grund für diese Vorrangstellung, indem er den bedeutenden Einfluss betrachtet, den die Politiker für die zivile und kirchliche Gemeinschaft haben. Es ist nötig, für jene, die Macht ausüben, zu beten, „damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können“ (1 Tim 2,2).

Die soziale Gerechtigkeit verkünden. Gott will, dass alle Menschen gerettet werden, die er als sein Abbild und Ihm ähnlich geschaffen hat (vgl. Gen 1,26-27). Darum haben alle als seine Kinder die gleiche Würde. Er hat aber auch die Welt geschaffen und sie der Sorge der Menschen anvertraut. Die Güter der Erde sind für alle bestimmt, damit sie in Würde geschwisterlich leben können. Deswegen erhebt der Prophet Amos unüberhörbar die Stimme gegen jene Personen, die auf den Armen herumtrampeln und die Menschen des Landes vernichten (vgl. Am 8,4), sie ausbeuten und täuschen. Der Prophet warnt die Förderer jener Ungerechtigkeiten und ruft Gott an, der niemals seine Werke vergisst (vgl. 8,7) und die Armen beschützt, die er bevorzugt. Im Neuen Testament kritisiert Jesus Christus die Vergötzung des Geldes und betont den Wert der Armut um des Himmelreiches willen. So beginnen die Seligpreisungen beispielsweise: „Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes“ (Lk 6,20).

Treu zur Lehre des Herrn Jesus wird die Katholische Kirche nicht müde, die Gleichheit der Menschen, wie auch die übrigen Normen der Soziallehre der Kirche zu verkünden. Hierzu gehört als fundamentales Recht das Privateigentum, doch wird zugleich die universale Bestimmung der Güter in Erinnerung gerufen (vgl. Papst Franziskus, Enzyklika Fratelli tutti, 120.123).

Aktive Christen werden. Die angezeigten Normen müssen im familiären, kirchlichen und gesellschaftlichen Leben angewandt werden. Der Herr Jesus will, dass die Christen klug und imstande sind, auf neue und ungünstige Situationen zu reagieren. Um sein Denken zu illustrieren, stellt Jesus das Beispiel des unehrlichen Verwalters vor, der in Ungnade gefallen war und nach einer Lösung sucht, sich selbst und seiner Familie auch zukünftig ein ruhiges Leben zu sichern. Natürlich will der Herr nicht, dass wir diesem Verwalter folgen und ähnlich wie dieser täuschen und ungerechte Werke vollbringen, sondern er ermahnt uns, aktiv zu werden und Lösungen für die uns gestellten Probleme zu suchen. Wir dürfen beispielsweise angesichts der gegenwärtigen Krise von Kirche und Gesellschaft nicht zufrieden sein damit, kritisierend daran zu erinnern, dass es früher besser war. Im Gegenteil, wir sollten entdecken, wie wir diese Situation für uns zum Besseren wenden können, wozu uns der Heilige Geist und das Evangelium inspirieren mögen. Jesus Christus empfiehlt uns zunächst, treu und gewissenhaft beim Gebrauch der materiellen Güter zu sein. „Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen“ (Lk 16,10), um als vertrauenswürdig empfunden zu werden, auch den wahren Schatz zu verwalten, der nicht mehr der anderer ist, sondern der unsere (vgl. Lk 16,11-12). Darüber hinaus ruft uns der Herr Jesus auf: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es zu Ende geht“ (Lk 16,9). Seine beste Verwendung findet das Geld, wenn es dazu benutzt wird, den Hilfsbedürftigen, vor allem den Armen zu helfen. Schon immer sammelt die Kirche zum Beispiel während der Heiligen Messe jene Gaben für die Maßnahmen der Caritas. Es gibt auch andere Möglichkeiten, den Hilfsbedürftigen beizustehen, indem man an den Aktionen der Caritas oder anderer Hilfswerke teilnimmt.

Vertrauen wir die Erfüllung unserer Überlegungen der Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, der Mutter der Heiligen. Sie möge uns mit den vierzehn Nothelfern, die hier in besonderer Weise verehrt werden, daran erinnern, dass wir alle zur Heiligkeit berufen sind. Das schließt die Weisheit des guten Gebrauchs der materiellen Güter ein, gemäß der Maxime des Herrn Jesus: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Lk 16,13). Amen.

Zurück