Predigt von Nuntius Eterovic in der Hl. Messe mit dem Bund Katholischer Unternehmer

Berlin, St. Thomas von Aquin, 10. Dezember 2018

(Jes 35, 1-10; Ps 85; Lk 5,17-26)

Montag der 2. Adventswoche

„Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott!“ (Jes 35,4).

Liebe Schwestern und Brüder!

Das Wort Gottes am heutigen Tag ist einerseits visionär, wenn wir uns die erste Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja vor Augen führen, wo das endzeitliche Reich als blühender Garten (I) erscheint, wo es keine wilden Tiere gibt und die Kranken allesamt geheilt sind – Blinde sehen, Lahme gehen, Taube hören (vgl. Jes 35,5-6). Andererseits ist dieses endzeitliche Bild bei Jesaja zur Wirklichkeit in der Geschichte geworden, denn „als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn“. Jesus Christus ist im gehörten Evangelium wahrhaft der Heiland, der die Sünden vergibt und den Gelähmten heilt (II).

Wir wollen kurz diese beiden biblischen Erzählungen betrachten, um sie für unsere Vorbereitung auf das Hohe Weihnachtsfest fruchtbar zu machen. Zuvor aber möchte ich herzlich für die Einladung danken, die ich gerne angenommen habe, um den Mitgliedern des Diözesanverbandes Berlin-Brandenburg des Bund Katholischer Unternehmer BKU zu begegnen. In besonderer Weise grüße ich Ihren alten und neuen Vorsitzenden, Herrn Richard Schütze. Ich freue mich, daß wir uns wiedersehen und heute hier in der Kirche des Heiligen Thomas von Aquin die Heilige Messe feiern. Ich übermittle Ihnen auch die herzlichen Grüße des Heiligen Vaters Franziskus, den ich die Ehre habe, in der Bundesrepublik Deutschland zu vertreten, und erteile Ihnen und Ihren Familien gerne am Ende den Apostolischen Segen.

1. Wüste und blühender Garten.

Für den Propheten Jesaja war das babylonische Exil der Juden (597-539 v.Chr.) und der Untergang des Königreiches Juda eine Folge der Untreue des erwählten Volkes. Diese Untreue machte aus der Gnade der Erwählung durch JHWH eine Wüste menschlicher Verfehlungen. Statt sich der Führung Gottes anzuvertrauen, herrschten Machtmissbrauch, Korruption und Ausbeutung in vielfältigen Formen. Somit ging die eigentliche Identität des Gottesvolkes verloren. Das Volk Israel unterschied sich in nichts mehr von den anderen Völkern. Und als eher kleines Volk war es der Macht Babylons nicht gewachsen und wurde besiegt. Die Propheten suchen danach, die Stärke eines Volkes zu zeigen, daß zwar politisch keine Großmacht ist, aber mächtig ist an Recht und Gerechtigkeit, groß ist an Vertrauen und Gottesfurcht. Die im alltäglichen Leben verlorene Beziehung zu Gott braucht einen neuen Weg, die zum Heil führt. Das prophetische Bild vom blühenden Garten ist eine Botschaft der Hoffnung für das Volk, das in der Fremde lebt und weiß, seine Heimat ist weit und Jerusalem mitsamt dem Tempel ist zerstört. Doch bevor das Land wieder errichtet und Jerusalem aufgebaut werden kann, braucht es die Vision eines inneren Gartens, damit schlaffen Hände wieder stark und die wankenden Knie fest werden können (vgl. Jes 35,3). Das Gewissen des Volkes braucht eine Reinigung und eine Orientierung. Im blühenden Garten gibt es daher Straße, „man nennt sie den Heiligen Weg“ (Jes 35,8), der ein Pfad der Lehre ist, die von Gott kommt, so daß „Unerfahrene nicht mehr in die Irre gehen“ (Jes 35, 8). Auch für jeden von uns Christen gilt, daß wir in der Vorbereitung auf Weihnachten unseres Inneres prüfen, unser Gewissen befragen und uns der Gnade Gottes neu anvertrauen. Wie schön ist es, wenn wir im Sakrament der Versöhnung vor dem Weihnachtsfest erleben können, jeder von uns: „Wonne und Freude stellen sich ein, Kummer und Seufzen entfliehen“, weil Gott uns nahe gekommen ist.

2. Sagen und tun.

Der Heilige Vater Franziskus gibt uns in diesen Advent eine von drei Wortgruppen mit auf den Weg, die zu wesentlichen Fragen der menschlichen Existenz führen: „Sagen und tun; Sand und Fels; Hoch und niedrig“ (Predigt in S. Marta am 06. Dezember 2018). Mit Blick auf das heutige Evangelium wird deutlich, was mit der „sagen und tun“ gemeint ist. Jesus Christus sagt zu dem Gelähmten, den man mit viel Aufwand vor ihn gelegt hatte: „Mensch, deine Sünden sind dir vergeben“ (Lk 5,20). Er sagt dies, weil er „ihren Glauben sah“ (Lk 5,20). Jesus sieht in die Tiefe des Menschen und sieht. Die Pharisäer sehen nichts und hören bloß, dass der Herr Sünden vergibt. Die sind empört. Doch der Heiland, der fähig ist, in die Tiefe zu schauen, entlarvt sie, indem er zu ihnen spricht: „Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben! oder zu sagen: Steh auf und geh umher?“ (Lk 5,23). Er beglaubigt seine Vollmacht eben nicht durch ein Dokument oder Zertifikat, sondern indem er die Sünden vergibt und den Gelähmten heilt: „Ich sage dir: Steh auf, nimm dein Bett und geh in dein Haus!“ In Jesus Christus sind das Sagen und das Tun eins. Sein Wort ist schöpferisches Wort, denn er ist es schon am Anfang, als Gott die Welt erschuf, wo sein Wort zur Tat wird: „Er sagte, und es geschah“ (vgl. Gen 1). Für den Christen auf dem Weg zu Weihnachten, wo wir gläubig feiern, daß „das Wort Mensch geworden“ ist (Joh 1,14), ist deswegen entscheidend, unser Reden sei eindeutig, unser Tun verlässlich. Und weil bei uns Menschen eine Differenz bleibt, daß unser Sagen nicht immer dem Tun entspricht, ist es besser, den Glauben zu Taten zu bezeugen, als durch Worte, wie der Heilige Vater Franziskus oft sagt. Auf diese Weise bauen wir unser Leben auf dem Felsen auf, der Jesus Christus ist.

Weihnachten ist das Fest der großen Demut Gottes, und die selige Jungfrau Maria, die Mutter Jesu und unsere Mutter, ermuntert uns, demütig zu sein und voll Vertrauen nach Bethlehem zu kommen und das Wort zu leben: „Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott!“ (Jes 35,4). Amen.

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