Predigt von Nuntius Eterovic zum Gedenktag des Hl. Josemaria Escrivá

St. Bernhard zu Berlin-Dahlem, 26. Juni 2024

(Gen 2,4-9.15 vel Röm 8,14-17; Lk 5,1-11)

Hl. Josemaria Escrivá de Balaguer, Priester

„Auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen“ (Lk 5,5).

Hochwürdiger Pater Dr. Klaus Limburg,
verehrte Priester und Mitglieder des Opus Dei,
liebe Schwestern und Brüder!

Vor fast zweiundzwanzig Jahren am 06. Oktober 2002 hat der heilige Papst Johannes Paul II. den Priester Josemaria Escrivá de Balaguer zur Ehre der Altäre als Heiliger erhoben, den er zuvor am 17. Mai 1992 seliggesprochen hatte. Der liturgische Gedenktag dieses Heiligen der modernen Zeit ist der Tag seines Todes am 26. Juni 1975 in Rom, weswegen wir zurecht und dankbar dem dreieinen Gott für das Leben des heiligen Josemaria danken, der am 9. Januar 1902 im spanischen Barbasto geboren wurde. Ebenso dankbar sind wir für das Opus Dei, für das Werk, das er nach einer Erleuchtung am 2. Oktober 1928 gegründet hat. Dieses Werk hat die Heiligung des christlichen Lebens in allen Bereichen und unter den verschiedenen sozialen Umständen von Christen weltweit zum Ziel. Ihre Mitglieder gehen geregelter Arbeit nach und leben den Alltag in Familie und Beruf, in Wissenschaft und Kultur. In der Predigt zur Heiligsprechung hat Papst Johannes Paul II. unterstrichen, dass man nur unter der Führung des Heiligen Geistes den Willen Gottes erfüllen kann. Diese fundamentale christliche Wahrheit war ein wiederkehrendes Thema in der Verkündigung des heiligen Josemaria. „In der Tat lud er seine geistlichen Söhne und Töchter unaufhörlich dazu ein, den Heiligen Geist anzurufen, damit das innere Leben, das heißt die lebendige Beziehung zu Gott, und das familiäre, berufliche und gesellschaftliche Leben, das sich aus vielen kleinen irdischen Wirklichkeiten zusammensetzt, nicht voneinander getrennt werden, sondern ein einziges »heiliges und gotterfülltes« Dasein bilden. Dem unsichtbaren Gott, schrieb er, begegnen wir »in ganz sichtbaren und materiellen Dingen« (Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer, Nr. 114 – Predigt, 6. Oktober 2002).

Das soeben verkündete Wort Gottes beleuchtet wichtige Aspekte des Lebens des heiligen Josemaria Escrivá de Balaguer. Im Übrigen kann man die Heiligkeit nicht erlangen, ohne das Wort Gottes, das sich vor allem in den Heiligen Schriften des Alten und Neuen Testamentes niedergeschlagen hat, in die Tat umzusetzen. Papst Benedikt XVI. seligen Angedenkens hat den heiligen Josemaria im Kapitel: „Die Heiligen und das Wort Gottes“ des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens Verbum Domini erwähnt: „Jeder Heilige ist wie ein Lichtstrahl, der vom Wort Gottes ausgeht: So denken wir auch an den hl. Ignatius von Loyola in seiner Suche nach der Wahrheit und in der geistlichen Entscheidungsfindung; an den hl. Johannes Bosco in seiner Leidenschaft für die Erziehung der Jugend; an den hl. Johannes Maria Vianney in seinem Bewusstsein um die Größe des Priestertums als Gabe und Aufgabe; an den hl. Pio von Pietrelcina als Werkzeug der göttlichen Barmherzigkeit; an den hl. Josemaría Escrivá in seiner Verkündigung des universalen Rufs zur Heiligkeit; an die sel. Teresa von Kalkutta, Missionarin der Nächstenliebe Gottes für die Ärmsten der Armen, bis hin zu den Märtyrern des Nationalsozialismus und des Kommunismus, auf der einen Seite vertreten durch eine Karmelitin, die hl. Theresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein), und auf der anderen durch den Kardinalerzbischof von Zagreb, den sel. Alois Stepinac“ (VD, 48). Das Charisma des heiligen Josemaria Escrivá de Balaguer ist daher anerkannt und reiht sich gut ein in die Spiritualität der Katholischen Kirche, die unter Inspiration des Wortes Gottes geboren worden ist.

„Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!“ (Lk 5,4).

Bei dieser Gelegenheit möchte ich mit Euch, liebe Brüder und Schwestern, bei der Belehrung des Petrus und der anderen Jünger verweilen, welche die ganze Nacht erfolglos gefischt hatten. Die Worte Jesu: „Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!“ (Lk 5,4) überraschten den Petrus, denn normalerweise ist das Fischen am Tage wenig ertragreich, und umso mehr, da sie eine anstrengende und fruchtlose Nacht hinter sich hatten. Daher erinnert der erste der Apostel Jesus: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen“, um sogleich anzufügen: „Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen“ (Lk 5,5). Allen ist das Ergebnis des Glaubensgehorsams des Petrus bekannt: „Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen“ (Lk 5,6). Und so brauchten die Apostel die Hilfe der anderen Fischer, um beide Boote bis zum Rand mit dem Fang zu füllen (vgl. Lk 5,7).

Der Heilige Vater Franziskus unterstreicht in einem Kommentar des heutigen Evangeliums, dass der reiche Fischfang „Zeichen der Kraft des Wortes Jesu (ist): Wenn wir uns großzügig in seinen Dienst stellen, vollbringt er große Dinge in uns. So handelt er mit jedem von uns: Er bittet uns, ihn in das Boot unseres Lebens aufzunehmen, um mit ihm neu zu beginnen und ein neues Meer zu durchkreuzen, das sich voller Überraschungen offenbart. Seine Einladung, auf die offene See der Menschheit unserer Zeit hinauszufahren, um Zeugen der Güte und Barmherzigkeit zu sein, verleiht unserem Dasein einen neuen Sinn, denn oft läuft es Gefahr zu verflachen, weil wir nur uns selbst sehen. Bisweilen können wir angesichts des Rufs, den der göttliche Meister an uns richtet, überrascht und zögerlich sein, und wir sind versucht, ihn wegen unserer Unzulänglichkeit abzulehnen. Auch Petrus sagte nach diesem unglaublichen Fischfang zu Jesus: »Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!« (V. 8). Dieses demütige Gebet ist schön: »Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!« Doch er sagte es auf Knien vor dem, den er nunmehr als »Herrn« anerkennt. Und Jesus ermutigt ihn, indem er sagt: »Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen« (V. 10), denn wenn wir Gott vertrauen, befreit er uns von unserer Sünde und eröffnet vor uns einen neuen Horizont: an seiner Sendung mitzuarbeiten“ (Angelus, 10. Februar 2019).
Liebe Brüder und Schwestern, als Vertreter des Heiligen Vaters Franziskus in der Bundesrepublik Deutschland übermittle ich gerne seine herzlichen Grüße. Ich danke Euch für die Gebete, mit der ihr seinen wichtigen Dienst für die Kirche und in der Welt begleitet. Als Zeichen der Einheit mit dem Bischof von Rom und Hirten der Weltkirche, erteile ich Euch gerne am Ende der Heiligen Messe den Apostolischen Segen.

Mit den Worten des heiligen Johannes Paul II. ermuntere ich Euch, sich der Angleichung an diese Welt und der inneren Trägheit entgegenzustellen. Folgt den Spuren des heiligen Josemaria Escrivá de Balaguer und „verbreitet in der Gesellschaft das Bewusstsein, dass wir alle zur Heiligkeit berufen sind, ohne dabei Unterschiede zu machen nach Hautfarbe, Gesellschaftsschicht, Kultur oder Alter. Bemüht euch selbst als erste darum, heilig zu sein, indem ihr einen evangelischen Stil der Demut und des Dienstes pflegt, des Vertrauens in die Vorsehung und des ständigen Hörens auf die Stimme des Geistes. Auf diese Weise werdet ihr das »Salz der Erde« (vgl. Mt 5, 13) sein, und es wird »euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen« (ebd., 5, 16 – a.a.O., ebd.).

Auf die Fürsprache des heiligen Josemaria Escrivá de Balaguer und vor allem der seligen Jungfrau Maria, der Königin des Opus Dei, die Euer Gründer so sehr geliebt hat, vertrauen wir diese Überlegungen der kraftvollen Gnade des Heiligen Geistes an, auf dass jeder von uns das Wort Gottes stets tiefer erkenne, um fortwährend das Charisma des Opus Dei zur Ehre des dreieinen Gottes und zum Wohl von Kirche und Welt zu vertiefen. Amen.

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