Schreiben des Apostolischen Nuntius an den Herrn Bundespräsidenten

Berlin, 4. Januar 2021

Schreiben des Apostolischen Nuntius
und Doyen des Diplomatischen Corps
Erzbischof Dr. Nikola Eterović
an Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier
zum Beginn des Jahres 2021
im Namen der Kolleginnen und Kollegen des Diplomatischen Corps

Berlin, 4. Januar 2021

Exzellenz,
sehr geehrter Herr Bundespräsident Dr. Steinmeier!

Es ist mir eine Ehre, Eurer Exzellenz die besten Wünsche zu Beginn des Jahres 2021 auch im Namen der Kolleginnen und Kollegen des Diplomatischen Corps, wie auch der Vertreter der internationalen Organisationen, die ihre Mission in der Bundesrepublik Deutschland verfolgen, zu übermitteln. Leider ist es wegen der durch Covid-19 verursachten Pandemie nicht möglich, Eurer Exzellenz persönlich die guten Wünsche beim Neujahrsempfang im Schloss Bellevue zu übermitteln und Sie in guter Tradition zu grüßen. Aus diesem Grund wenden wir uns schriftlich an Sie.

Fast das ganze Jahr 2020 stand unter dem Zeichen der Corona-Pandemie, die unseren gewohnten Lebensstil veränderte und großen Einfluss auf unsere persönlichen und sozialen Beziehungen hatte und uns zwang, möglichst nur telefonisch oder via Internet zu kommunizieren, in Ausnahmefällen in einem kleinen Personenkreis mit Mund-Nase-Bedeckung und dem nötigen Abstand. Auch in den internationalen Beziehungen auf bilateraler oder multilateraler Ebene spiegelt sich diese Situation, welche die Krisen unserer Welt verschärft hat, vor allem die des Klimas, in der Ökonomie, in der Situation des Hungers und der Migration, wo alle Staaten aufgerufen sind, vor allem die großen und mächtigen, die auch größere Verantwortung bei der Suche nach angemessenen Lösungen haben.

Trotz dieser ungünstigen Situation konnten wir Mitglieder des Diplomatischen Korps zustimmend die Bemühungen der Autoritäten des deutschen Staates beobachten, die negativen Auswirkungen der Pandemie auf das soziale und kulturelle Leben sowie auf die industrielle Produktion und die wirtschaftlichen Aktivitäten zu verringern. Auf internationaler Ebene kommt der deutschen Präsidentschaft des Rates der Europäischen Union in den letzten sechs Monaten besondere Bedeutung zu, insbesondere den Beschlüssen einer Reihe wirtschaftlicher Maßnahmen, um den negativen Auswirkungen von COVID-19 auf das Gesundheitswesen und die Wirtschaft in den Ländern der Europäischen Union entgegenzuwirken. Die Mitarbeit Deutschlands als nicht ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat sich positiv auf wichtige Fragen der internationalen Politik ausgewirkt, insbesondere auf die Suche nach Frieden, was eine dringende und dauerhafte Herausforderung der internationalen Gemeinschaft bleibt. Trotz der genannten Schwierigkeiten leistete Deutschland den Entwicklungsländern weiterhin wichtige Hilfe sowie die Unterstützung bei der Umsetzung bedeutender internationaler Initiativen.

Herr Bundespräsident, wie Sie in Ihrer Weihnachtsansprache sagten, zeigen die Entdeckung der Covid-19-Impfstoffe und der Beginn von Impfungen: „Wir sehen das lang ersehnte Licht am Ende des Tunnels heller werden. Wir werden dem Ausgang aus der Krise jetzt Schritt für Schritt näherkommen.“ Auch das deutsche Unternehmen BioNTech hat in Zusammenarbeit mit Pfizer aus den USA maßgeblich zu dieser großartigen Entdeckung beigetragen. Wir teilen die Haltung, die der Heilige Vater Franziskus in seiner Weihnachtsbotschaft „Urbi et Orbi“ so ausdrückt: „Ich bitte alle – die Verantwortungsträger der Staaten, Unternehmen, internationale Organisationen – die Kooperation und nicht die Konkurrenz zu fördern und eine Lösung für alle zu suchen: Impfstoffe für alle, insbesondere für die Schwächsten und Bedürftigsten in allen Regionen der Erde.“ Wir können hoffen, dass sich die nationale und internationale Gemeinschaft nach der Überwindung der Pandemie neben einer Normalisierung des Lebens auch der Lösung schwerwiegender Probleme in der heutigen Welt widmen kann. Eine davon ist die Förderung des Dialogs und der Toleranz unter allen Menschen guten Willens, die trotz unterschiedlicher Sprache, Herkunft, Geschlecht und Religion alle Brüder und Schwestern sind.

Verehrter Herr Bundespräsident, Ihnen und Ihrer Familie und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und durch Sie, Exzellenz, wünschen wir allen Bürgern und Einwohnern der Bundesrepublik Deutschland von ganzem Herzen alles Gute in diesem Jahr 2021 und erbitten für alle den Segen Gottes.

Erzbischof Dr. Nikola Eterović
Apostolischer Nuntius
Doyen des Diplomatischen Corps

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