Schreiben von Herrn Bundespräsidenten an S.E. den Apostolischen Nuntius
Berlin, den 10. Januar 2022
Berlin, 10. Januar 2022
Seiner Exzellenz
dem Apostolischen Nuntius
und Doyen des Diplomatischen Korps
Herrn Erzbischof Dr. Nikola Eterovic
Berlin
Exzellenz,
über Ihre guten Wünsche zum neuen Jahr habe ich mich sehr gefreut. Wie gern hätte ich Sie und alle Vertreterinnen und Vertretern des Diplomatischen Korps in diesem Jahr wieder zum Neujahrsempfang in das Schloss Bellevue eingeladen! Doch die COVID-19-Pandemie legt uns weiter Beschränkungen auf. Die derzeitige Lage hat leider erneut meine Planung durchkreuzt, Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen persönlich zu sehen und mich mit Ihnen auszutauschen.
Zu Beginn des neuen Jahres versichere ich Ihnen: Auch unter Führung der neu angetretenen Bundesregierung wird Deutschland ein der Welt zugewandtes Land bleiben, eingebettet in das historische Friedens- und Freiheitsprojekt der Europäischen Union. Wir werden als respektvoller und verlässlicher Partner auch künftig fest an der Seite aller Länder stehen, die sich für die Achtung des Völkerrechts und für die Stärkung von Freiheit und Demokratie einsetzen. Gemeinsam wollen wir nach den besten Lösungen suchen für die großen Herausforderungen unserer Zeit, insbesondere die Bewältigung des Klimawandels und die Bekämpfung der COVID-19-Pandemie. Diese Anstrengungen werden im Jahr 2022 einen besonderen Stellenwert in all unseren bilateralen und multilateralen Beziehungen einnehmen.
Ein Jahreswechsel bedeutet auch, dass ich zurückschaue auf das vergangene Jahr. Ich bin dankbar für die Reisen in befreundete Staaten, die im Sommer und Herbst trotz Pandemie möglich waren. Ich habe mich gefreut über die Gelegenheit zum Austausch mit meinen Amtskolleginnen und -kollegen in zahlreichen persönlichen Begegnungen hier in Berlin und in vielen Telefonaten. Es war mir außerdem ein besonderes Anliegen und eine Freude, über das ganze Jahr die neu akkreditierten Botschafterinnen und Botschafter persönlich zu empfangen und kennenzulernen.
Ich weiß, dass Ihre Arbeit und auch Ihr Leben in Deutschland in den vergangenen Monaten unter den notwendigen Beschränkungen alles andere als einfach gewesen sind. Ich will Ihnen Dank sagen für die ganz persönlichen Beiträge, die Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die hier in Deutschland ihren Dienst tun, trotz dieser Schwierigkeiten für die gute Nachbarschaft und Partnerschaft unserer Länder und für eine bessere, gerechtere, friedlichere Welt geleistet haben. Mit Dankbarkeit habe ich auch die vielen mitfühlenden Schreiben des Beileids aus Ihrem Kreis und Ihren Ländern angesichts der verheerenden Flutkatastrophen im Westen Deutschlands im Sommer gelesen.
Alle diese Formen des Austausches sind Ausdruck der vielfältigen und tiefen Verbundenheit Deutschlands als weltoffenes Land in der Mitte Europas mit Menschen und Staaten in der ganzen Welt. Sollte ich am 13. Februar 2022 von der Bundesversammlung in meinem Amt bestätigt werden, werden die sorgsame Pflege und der engagierte Ausbau dieser Verbindungen zu meinen wichtigsten Anliegen gehören.
Mit diesem Versprechen verbleibe ich für heute mit meinen herzlichen Wünschen an Sie alle für ein gesundes, erfolgreiches und friedliches Jahr 2022.
Ihr
Frank-Walter Steinmeier