Wort und Gebet des Nuntius in der Heimkehrer-Dankeskirche in Bochum

Bochum, 26. Mai 2018

„Unsere Heimat ist im Himmel.
Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter.“ (Phil 3,20)

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Herzlich danke ich für die Gelegenheit, diese Kirche besuchen zu können, die als Heimkehrer-Dankeskirche weit über die Grenzen von Bochum bekannt ist. Sie ist einerseits ein Denkmal des Dankes für aus Gefangenschaft heimgekehrte Soldaten, andererseits ein heiliger Ort, wo die Kirche die Danksagung, die Eucharistie, feiert, weil wir als Christen gerettet sind durch den Herrn Jesus, der durch Leiden und Tod ging, um uns in seiner Auferstehung das Leben zu erschließen. Der Heilige Vater Franziskus, dessen Vertreter ich in der Bundesrepublik Deutschland bin, wird nicht müde, sich für den Frieden in der Welt einzusetzen. Wie viele Menschen leiden heute unter Krieg, Gewalt und Terror. Unzählige Menschen sind auf der Flucht oder werden gefangen gehalten. An diesem Ort flehen wir darum, daß all diesen Brüdern und Schwestern einmal möglich sein wird, wie die rund 10.000 deutschen Soldaten, die als letzte im Oktober 1955 aus sowjetischer Gefangenschaft kamen, in Friedland singen können, jeder in seiner Sprache und mit seinen Liedern: „Nun danket alle Gott, mit Herzen Mund und Händen. Der große Dinge tut an uns und allen Enden“. Die Dankbarkeit über die Heimkehr konnte jedoch nicht verleugnen, dass unzählige Soldaten gestorben waren. In jeder Nation in Europa und weltweit war das Weinen der Mütter über den Tod ihrer Söhne zu hören. Auf ihnen allen ruhte der Blick der Kasanskaja, der Mutter von Kasan. Sie schaut uns auch heute hier in dieser Kirche in Bochum an, so als sei sie von der Wolga an die Ruhr gekommen, um uns daran zu erinnern, wofür wir uns einsetzen sollen: „Suchet Frieden!“ Die Mahnung ist uns ein göttlicher Auftrag, den wir nach Kräften zu erfüllen suchen. Nicht zuletzt der Blick auf die Stalingrad-Madonna des Arztes und evangelischen Pfarrers Kurt Reuber, dessen Original in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin hängt, ermutige uns, Frieden zu suchen und zu halten: mit uns selbst, in unseren Familien, den Gemeinschaften, in der Kirche und überall, wo es uns möglich ist.

So wollen wir beten:

Herr Jesus Christus, deine Geburt war vom Frieden auf Erden begleitet und wurde von den Engeln besungen. Dein Leben und deine Lehre sind eins: „Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“ (Mt 5,9). Am Kreuz hast du Frieden gestiftet durch dein Blut (vgl. Kol 1,20). Und am Ostertag hast du den Jüngern den Friedensgruß geschenkt (vgl. Joh 20,19.20).
Auf die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria, der Königin des Friedens, flehen wir dich an um Frieden in unseren Tagen, für alle Menschen und Völker. Schau auf die Elenden, die unter Krieg, Gewalt und Terror, unter Flucht und Vertreibung, unter Gefangenschaft und Hunger leiden.
Wenn du wiederkehrst als Retter, dann führe uns alle in die ewige Heimat, wo wir dich mit dem Vater im Heiligen preisen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.



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