Geistlicher Impuls von Nuntius Eterovic an die Hörer von Radio Horeb

Berlin, 10. November 2021

Hl. Papst Leo der Große

Liebe Hörerinnen und Hörer von Radio Horeb,

„Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Am heutigen Gedenktag des Heiligen Papstes Leo des Großen legt uns die Kirche dieses Wort des Herrn Jesus vor, das er im Gebiet von Cäsarea Philippi zu Petrus spricht. Damit wird der Primat des Petrus begründet, der jedoch keinen Anlass zu Triumphalismus gibt, sondern eher als das eine „Zumutung aus dem Ewigen“ zu sehen ist. Für einen Menschen allein ist diese Aufgabe nicht zu bewältigen. Und so kommt der Zumutung für den irdischen Menschen die himmlische Gnade zu Hilfe. Nur so – mit der Gnade - wird die Kirche nicht vom Bösen besiegt, nur so aus Gnade - ist Petrus der Fels. Der Petrusdienst macht insofern sichtbar, dass es bei der Kirche nicht um ein irdisches System geht. Vielmehr verbinden sich Himmel und Erde zu der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche Jesu Christi. Sie ist im Himmel die Gemeinschaft der Heiligen und hier auf Erden die Kirche der Pilger, die nach Worten des Heiligen Leo durch Gebet, Fasten und gute Werken ihrer Vollendung entgegen geht. Wenn wir also heute des Papstes Leo gedenken, preisen wir den dreieinen Gott, der in Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist, die eine göttliche Person in den beiden Naturen. Hierfür hat sich Papst Leo gleich seinem Namen wie ein Löwe eingesetzt und gekämpft. Dabei ging es ihm nicht um sich und seine Person, sondern um Ihn, von dem der Verfasser des Philipperbriefes schreibt: „Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden“ (Phil 3,10).

Nur zwei Päpste in der langen Reihe der Nachfolge des Heiligen Petrus tragen den Ehrentitel „der Große“: Leo und Papst Gregor I. Und schaut man, was dieser Papst in den 21 Jahren seines Pontifikates geleistet hat, so ist er zurecht Leo der Große. Die Zeit von 440 bis 461 war in der Geschichte der Kirche, aber auch in der Weltgeschichte eine Periode vielfältigster innerkirchlicher Auseinandersetzungen und auch Streit: um die Natur des und das Heilswerk des Erlösers Jesus Christus, um die Gnade, um die Freiheit und Sittlichkeit des Menschen. Entschlossen, klug und kraftvoll greift Papst Leo hier ein und gewinnt als Stellvertreter Christi (vicarius Christi) Kontur und Autorität. Von ihm sind 97 Predigten und 143 Briefe überliefert. Wir wissen um sein Wirken in den Teilkirchen des untergehenden weströmischen Reiches, in die er ordnend eingreift. Die Kirche erlebte jedoch nicht nur eine Zeit innerer Zerrissenheit. Auch von außen wurde sie bedroht. Den Hunnen mit Attila an der Spitze reitet er nach Mantua entgegen, Geiserich mit seinen Vandalen ringt er ab, dass sie die Menschen in Rom nicht töten. All das lässt uns erahnen, wie sehr sich in diesem Leo bewahrheitet hat: „Du bist Petrus, der Fels“ (Mt 16,18). Und sein Dienst wird ähnlich wie der des Heiligen Paulus umschrieben werden können: „Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben. … Ich habe mich abgemüht, nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir“ (1 Kor 15.10).

Wenn wir etwas an diesem Gedenktag des großen Papstes Leo in unseren Alltag und unsere Arbeit mitnehmen, so möge es sein festes Vertrauen in die Zusage Jesu sein: die Kirche wird nicht vom Bösen überwältigt. In unseren Familien, in den Pfarrgemeinden und kirchlichen Gemeinschaften soll nur der Friede Christi herrschen, nicht menschliche Zwietracht. Und wo Streit ist: ob in Kirche, Gemeinde oder Familie, sollten wir Gott auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, der Mutter der Gnaden, und des Heiligen Papstes Leo des Großen anflehen, er möge uns durch Fasten, Gebet und gute Werke zu eifrigen Zeugen Jesu Christi und zu glaubwürdigen Missionaren Seines Evangeliums werden lassen. Amen.

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