Geistliches Wort von Nuntius Eterovic beim Angelus-Gebet am Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael

Radio Horeb, 29. September 2022

Liebe Hörerinnen und Hörer von Radio Horeb,

liebe Schwestern und Brüder!

Im christlichen Glaubensbekenntnis bekennen wir von Gott, dass er die „sichtbare und die unsichtbare Welt“ geschaffen hat. Die sichtbare Schöpfung ist jene mit den Sinnen erfassbare Welt, in die wir dank moderner Technik bis in die Tiefen des wunderbaren Kosmos schauen können oder die uns unter dem Mikroskop die Schönheit auch der kleinsten Geschöpfe offenbart. All das ist die sichtbare Welt, wobei die Erde unserer besonderen Sorge anvertraut ist. Die unsichtbare Welt bleibt menschlichen Sinnen verborgen. Und dennoch ist sie uns nicht verschlossen, denn Gott hat uns aus dieser Welt, die wir Himmel nennen können, immer wieder Boten geschickt und zuletzt die alles überragende Botschaft in der Menschwerdung Seines Eingeborenen Sohnes Jesus Christus geschenkt. Im Christusereignis erschließt sich auch auf andere Weise die unsichtbare Welt, denn es heißt im Johannesevangelium: „Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn“ (Joh 1,51).

Unter den Engeln verdienen drei besondere Beachtung und Verehrung. Ihr Festtag ist heute: Michael, Gabriel, Rafael. Vor allem Michael wurde im Abendland über Italien kommend schon früh verehrt. Der Weihetag einer Michaelskirche in Rom wurde auf der Synode in Mainz im Jahre 813 zum heutigen Feiertag im damaligen Frankenreich festgelegt und der heilige Michael zum Schutzpatron des Reiches bestimmt. Somit stehen bis heute Deutschland und auch Frankreich unter dem Patronat dieses mächtigen Himmelsboten, dessen Name uns mahnt: „Wer ist wie Gott?“ Immer wieder taucht er in der Heiligen Schrift auf und ist seit der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies bis hin zur Posaune des Jüngsten Gerichts in der Offenbarung des Johannes präsent. Sein Name lässt uns einerseits der mächtigen Tatkraft Gottes glauben und andererseits unserer menschlichen Begrenztheit bewußt werden. Und so dürfen wir ihn nicht nur als Türhüter Gottes im Paradies sehen, sondern vor allem als ein Türöffner Christi in das ewige Leben.

Der himmlische Bote Gabriel lässt mit seinem Namen „Gott ist mein Held“ ahnen, wie groß der Schrecken gewesen sein muss, als er zu seligen Jungfrau Maria nach Nazareth kam und ihr und uns die seligmachenden Worte schenkte: „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir“ (vgl. Lk 1,26-37). Diese Szene aber ist nicht einfach eine einzelne Seite im Geschichtsbuch der Menschheit, sondern mit dem Besuch des Engels und der Antwort von Maria schreibt sich die Heilsgeschichte fort bis in unsere Tage. Zu neuem Leben kommt das Heilsgeheimnis, wenn wir bereit sind, dass Christus in uns geistlich wiedergeboren wird. Das dürfen wir gnadenvoll erfahren, wenn wir die Sakramente empfangen, vor allem in der Eucharistie und auch in der geistlichen Kommunion während der Heiligen Messe.

Dass Engel nicht allein Boten des Himmels sind, sondern Begleiter und Helfer auf unserem irdischen Pilgerweg, das macht  Raphael deutlich, dessen Name „Gott hat geheilt“ auf die Tobias-Geschichte im Buch Tobit verweist, wo Raphael den Sohn begleitet und den Vater von der Blindheit heilt. Auch wir brauchen in unserem Leben jene himmlische Begleitung und auch Heilung in vielfältigen Krankheiten.

Und so mögen uns die drei mächtigen Himmelsboten lehren, den dreifaltigen Gott anbetend zu verehren; Jesus Christus als Herrn zu bezeugen und Glaube, Hoffnung und Liebe zu üben, was gleichsam wie eine Medizin wirkt und zum ewigen Leben führt.

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