Grußwort des Apostolischen Nuntius an die Hörer von Radio Horeb

Hochfest der Verkündigung des Herrn, 25. März 2019

Verehrte Hörer von Radio Horeb!

Heute feiert die Kirche das Hochfest der Verkündigung des Herrn. Mitten in der Österlichen Bußzeit, wo wir uns auf die Mitfeier des Leidens und Sterbens des Herrn Jesus vorbereiten und das Fest Seiner Auferstehung erwarten, werfen wir einen Blick auf das Geheimnis der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, dem eingeborenen Sohn des himmlischen Vaters. Heute in neun Monaten feiern wir das Weihnachtsfest. Die Heilige Weihnacht wird erleuchtet vom Licht des Ostermorgens, denn von Anfang an haben die Christen die Auferstehung des Erlösers gefeiert. Erst später entwickelte sich das Bewußtsein, auch das Geschehen der Menschwerdung Jesu Christi aus Maria der Jungfrau festlich zu begehen.

Deswegen hieß das heutige Fest, das die Geburt des Gottessohnes ankündigt, lange Zeit schlicht: Mariä Verkündigung.

Jeden Tag beten wir im Angelus den wohl entscheidendsten Satz, den je ein Mensch gesprochen hat und der von jener

Jungfrau in Nazareth stammt, die wir als Jesu und unsere Mutter verehren:

„Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38).
Maria antwortet auf die Botschaft des Engels, der ihr sagt, vom Heiligen Geist ein Kind zu empfangen, und ankündigt: „Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden“ (Lk 1,32). Das Geschehen kann Maria und können wir nur im Glauben erfassen. Weil sie „voll der Gnade“ ist, wird ihre Einwilligung, Mutter des Erlösers zu werden, möglich. Dennoch verlangt die göttliche Botschaft nach einer menschlichen Antwort. Sie lautet seit Abraham schlicht und einfach: „Hier bin ich!“ (Gen 22,1). Oder eben: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn“ (Lk 1,32). Das ist die Einwilligung in ihre Berufung als Tochter des himmlischen Vaters, Braut des Heiligen Geistes und Mutter des eingeborenen Sohnes. Es ist das Ja-Wort, ohne das es keinen neuen Bund gibt. Ohne das einwilligende Wort Mariens gibt es keine Erlösung und Verheißung von ewigem Leben.

Auch in unserem Leben ruft uns Gott und gibt jedem eine Sendung. In der Taufe werden wir zu einem christlichen Leben aufgerufen, das sich darin zeigt, daß wir Gott lieben, Ihn verehren und den Geboten treu bleiben. Gleichzeitig sind wir aufgefordert, im Dienst am Nächsten das Doppelgebot von Gottes- und Nächstenliebe konkret in die Tat umzusetzen. Unser alltägliches Leben, die Familie, die Pfarrgemeinde, der Arbeitsplatz oder die Schule sind unser Nazareth, wo wir für Jesus Christus empfänglich werden sollen und dem göttlichen Anruf antworten: „Hier bin ich, ich bin die Magd, der Knecht des Herrn“.

Somit wird klar: die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus braucht keine große Bühne, nicht die damalige Hauptstadt Rom oder eine der Metropolen der Welt. Er suchte Maria in der Abgeschiedenheit Galiläas und der Allerhöchste sucht uns, wo wir sind. „Mir geschehe, wie du es gesagt hast“. In Maria wird das Wort Fleisch, in uns wird das Wort zur christlichen Tat.

Von Herzen wünsche ich Ihnen allen einen frohen Festtag, der uns dazu aufruft, mit inniger Liebe die Mutter Gottes zu grüßen und ihren lieben Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, immer tiefer in unser Leben zu lassen, damit er bei uns und durch unser christliches Leben immer neu „zur Welt kommt“. Die Welt wartet auf begeisterte Zeugen Christi und Seines Evangeliums, der guten Botschaft für alle Menschen.

Im Namen des Heiligen Vaters Franziskus erteile ich Ihnen allen von Herzen den Apostolischen Segen.

Der Herr sei mit Euch. – Und mit deinem Geiste
Der Name des Herrn sei gepriesen. – Von nun an bis in Ewigkeit
Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn – Der Himmel und Erde gemacht hat.
Es segne Euch der Allmächtige Gott, + der Vater und + der Sohn und + der Heilige Geist. Amen

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