Grußwort von Nuntius Eterovic beim Empfang zum Fest des Heiligen Nikolaus
Apostolische Nuntiatur, 5. Dezember 2024
Eminenz!
Exzellenzen,
verehrte Mitbrüder im Priester- und Diakonenamt,
sehr geehrte Ordensleute,
liebe Brüder und Schwestern!
In dieser Zeit des Advents bereiten wir uns auf das Hochfest der Geburt Jesu in Bethlehem vor, welche überschwängliche Freude auf Erden und im Himmel brachte, weswegen „ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lk 2,13-14). In der Person des Herrn sind die Hirten und durch sie die Menschen guten Willens durch alle Zeiten gerufen, ihren Herrn und Erlöser, wie auch den Fürst des Friedens (vgl. Jes 9,5) zu erkennen. Der Gedenktag des heiligen Nikolaus, der in der ersten Adventswoche gefeiert wird, gibt uns die willkommene Gelegenheit, diese beiden Aspekte kurz zu bedenken: das Lob Gottes und das Gebet um den Frieden.
Ehre sei Gott in der Höhe.
Der heilige Nikolaus wurde in Pàrata in Kleinasien um das Jahr 270 geboren und wurde etwa im Jahre 300 Bischof von Myra, das sich heute in der Türkei befindet. In dieser Stadt versah der heilige Nikolaus bis zu seinem Tod am 6. Dezember 343 seinen bischöflichen Dienst. Wenn man das Leben und das Wirken des heiligen Nikolaus bedenkt, kann man dies nicht, ohne an seine Heimat, an die Region des Nahen Ostens zu denken. Letztlich handelt es sich um das Land, das unseren Herrn Jesus geboren und wo die Geschichte der Kirche begonnen hat. Von dieser Region aus ging das Evangelium in die ganze Welt. In dieser Gegend wurde sodann auf den ersten Ökumenischen Konzilien das christliche Glaubensbekenntnis formuliert. Wir bereiten uns darauf vor, an das erste Konzil zu erinnern, das im Jahr 325 in Nicäa stattgefunden und an dem der Überlieferung nach auch der heilige Nikolaus teilgenommen hat. Im kommenden Jahr sind es 1.700 Jahre, dass dieses große Ereignis stattgefunden hat, woran die ganze christliche Welt in angemessener Weise erinnern wird. Der Heilige Vater Franziskus hat den Wunsch geäußert, nach Nicäa reisen zu können und die Einladung des Patriarchen von Konstantinopel anzunehmen, dieses Ereignis zu begehen. Der Papst sagte: „Das ist eine Reise, die ich aus ganzem Herzen unternehmen möchte“, und er hofft, „dass das Gedenken an dieses überaus wichtige Ereignis in allen Gläubigen an Christus, den Herrn, den Willen stärken wird, gemeinsam den Glauben zu bezeugen, sowie die Sehnsucht nach größerer Gemeinschaft“ (Ansprache an die Delegation des Ökumenischen Patriarchates von Konstantinopel am Vortag des Hochfestes der Apostel Petrus und Paulus, 28. Juni 2024). Die Worte des Heiligen Vaters ermuntern uns, den Glauben an die Göttlichkeit Jesu Christi zu vertiefen, die mit der des göttlichen Vaters wesensgleich ist. Denn das Konzil von Nicäa hat die heterodoxe Lehre des Arius verurteilt, nach welcher der Sohn dem Vater untergeordnet ist und seine wahre Wesensgleichheit (ὁμοούσιος) geleugnet wird. Auf dem Bekenntnis des Glaubens an die Göttlichkeit Jesu als wahrer Mensch und wahrer Gott gründen sodann die anderen Glaubenswahrheiten, wie beispielsweise jene der zwei Naturen in der einen und einzigen Person Jesu, das Heilswirken des Herrn Jesus oder die göttliche Mutterschaft von Maria, die daher den Titel der Gottesmutter trägt (Θεοτόκος – Gottesgebärerin).
Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.
Der Gesang des himmlischen Heeres wird zu unserem Gebet an Gott, den Vater, Sohn und Heiligen Geist um Frieden auf unserem Planeten, der durch zahllose Gewalt, Terrorismus und Kriege blutgetränkt ist. Nach Angaben von Experten gibt es derzeit gut 56 kriegerische Auseinandersetzungen weltweit, was die höchste Zahl seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist. Leider verursachen kriegerische Auseinandersetzungen zahlreiche Opfer an Menschenleben, zahllose materielle Zerstörungen und, was noch schwerer wiegt, geistig-geistliche Verwüstungen, woraus noch mehr Hass folgt. Neben Ukraine, dem Land, das seit fast drei Jahren unter der Aggression der Russischen Föderation leidet, beten wir besonders um den Frieden im Heiligen Land, in Israel, Palästina, Libanon, Syrien und die ganze Region. Unter uns ist heute Seine Eminenz Kardinal Pierbattista Pizzaballa, den der Heilige Vater Franziskus am 30. September 2023 zum Kardinal kreiert hat und der seit dem Jahr 2020 der Lateinische Patriarch von Jerusalem ist, daneben Großprior des Ritterordens vom Heiligen Grab von Jerusalem, Präsident der Konferenz der lateinischen Bischöfe in der arabischen Region und Präsident der Versammlung der katholischen Ordinarien im Heiligen Land. Aus diesen Titeln ergibt sich die große Verantwortung, die schwer auf seinen Schultern wiegt, vor allem in diesen Zeiten, wo das Heilige Land durch „Eisen und Feuer“ verwüstet wird. Die deutschen Katholiken beten mit allen Christen um den Frieden in der Welt und besonders im Nahen Osten. Zugleich unterstützen sie mit den Menschen guten Willens durch materielle und finanzielle Beiträge die humanitären Kräfte zugunsten der Hilfsbedürftigen und hoffen, dass der Donner der Waffen ersetzt wird durch den ehrlichen und geduldigen Dialog der jeweiligen Parteien auf der Suche nach Frieden, Versöhnung und zum Aufbau einer besseren Zukunft für alle Völker des Nahen Ostens. Eminenz, wir danken Ihnen, dass Sie zu uns gekommen sind, und freuen uns auf das Wort, das Sie an uns richten werden.
Liebe Brüder und Schwestern, bevor ich das Wort an den verehrten Patriarchen übergebe, möchte ich Ihnen danken, dass Sie meiner Einladung zur Begegnung in dieser Apostolischen Nuntiatur am Fest des heiligen Nikolaus gefolgt sind. Ich danke vor allem für den großen pastoralen Einsatz, die Dynamik zur Evangelisierung, für die Großherzigkeit und Hingabe, die jeder nach dem je eigenen Charisma und in der Sendung einbringt bei der anvertrauten Aufgabe in der Verkündigung des Evangeliums, bei den guten Werken, bei der Bildung und Erziehung oder der Caritas.
Vertrauen wir unsere pastoralen Anstrengungen der Fürsprache des heiligen Nikolaus und in besonderer Weise der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria an, unserer Lieben Frau des Wartens, die uns alle dazu ermuntert, Gottvater für die Gabe Seines Eingeborenen Sohnes Jesus Christus in der Gnade des Heiligen Geistes zu danken. Zugleich erflehen wir leidenschaftlich vom dreieinen Gott die große Gabe des Friedens in der Welt, vor allem im Lande Jesu, das wir zurecht das Heilige Land nennen.
Schon heute wünsche ich Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!