Grußwort von Nuntius Eterovic beim Nikolausempfang
Apostolische Nuntiatur, 9. Dezember 2025
Exzellenzen,
verehrte Mitbrüder im Priester- und Diakonenamt,
sehr geehrte Ordensleute,
liebe Brüder und Schwestern!
„Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast“ (Joh 17,21).
Mit diesen Worten des Herrn Jesus vor seiner Passion und seinem Tod am Kreuz, wie dem Weg zur Auferstehung und zum ewigen Leben, wird Gottvater um die Einheit derer gebeten, die an Ihn glauben. Dieses Gebet meint vor allem die Christen, jene, die im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft sind. Die Taufe ist das Fundament der Einheit der Christen vor jeder Spaltung in Konfessionen und Lehrunterschieden. Hierzu hat Papst Leo XIV. gesagt: „In diesem Sinne können wir, um den heiligen Augustinus zu zitieren, auch im ökumenischen Bereich sagen: »Obgleich wir Christen viele sind, sind wir in dem einen Christus eins« (vgl. In Psalmum 127 enarratio)“ (Ansprache in İznik, 28. November 2025).
Bei diesem Weg zur Einheit spielen die Heiligen eine bedeutende Rolle. Unter ihnen nimmt der heilige Bischof Nikolaus einen besonderen Platz ein, der von den Christen der Traditionen des Westens und des Ostens verehrt wird, vor allem von den Katholiken und von den Orthodoxen. Das zeigen die Pilger, die zu seinem Grab in der Basilika von San Nicola in Bari kommen. Darüber hinaus gibt es viele dem heiligen Nikolaus geweihte Ikonen, die in den Kirchen und Häusern verehrt werden. Er ist Patron zahlreicher Kirchen und Kapellen, worunter die älteste Kirche von Berlin ist, die Nicolaikirche. Daher wundert es nicht, dass der heilige Nikolaus zu den zwölf in Deutschland bekannten und verehrten Heiligen gehört, die auf dem großen Gemälde in der Halle der Apostolischen Nuntiatur zu sehen sind. Der Heilige ist besonders bei den Kindern populär, denn nach einer lebendigen und schönen Tradition in vielen Ländern bringt er ihnen an seinem Festtag Geschenke.
Es gibt nur wenige historische Daten zum Leben des heiligen Nikolaus. Er wurde vermutlich um das Jahr 270 nach Christus geboren und starb etwa im Jahr 343 in Myra, das in der Nähe des heutigen Demre in der Türkei liegt. Sein Leben umranken zahlreiche Legenden, die den heiligen Nikolaus als guten Hirten kennzeichnen, der den Menschen nicht nur allein mit Worten nahe ist, sondern auch durch tatkräftige Hilfe, darunter auch Wundertaten. In diesem Jahr, wo wir an das erste ökumenische Konzil vor 1.700 Jahren, das im Jahr 325 in Nikäa stattgefunden hat, gedacht haben, ist zu unterstreichen, dass an diesem bedeutsamen Ereignis für die ganze Christenheit auch der heilige Nikolaus teilgenommen hat. Im Kampf gegen den Arianismus und bei der Verteidigung der Orthodoxie zur wahren Menschheit und wahren Gottheit Jesu Christi hatte er eine aktive Rolle. Auf diese Weise ermuntert der heilige Nikolaus auch uns, den rechten Glauben an Jesus Christus, den wahren Gott und wahren Menschen, zu bekennen und diesen Glauben den Nahen und Fernen zu vermitteln.
Während des ökumenischen Gebetstreffens in Nicäa, dem heutigen İznik hat der Heilige Vater Leo XIV. gesagt: „In einer in vielerlei Hinsicht dramatischen Zeit, in der Menschen unzähligen Bedrohungen ihrer Würde ausgesetzt sind, ist die 1700-Jahr-Feier des Ersten Konzils von Nizäa eine wertvolle Gelegenheit, uns zu fragen, wer Jesus Christus im Leben der Frauen und Männer von heute ist, wer er für einen jeden von uns ist“ (a.a.O., ebd.) In der Folge gibt er als Antwort: „Diese Frage betrifft insbesondere die Christen, die Gefahr laufen, Jesus Christus auf eine Art charismatischen Anführer oder Übermenschen zu reduzieren, eine Fehlinterpretation, die letztendlich zu Traurigkeit und Verwirrung führt. Indem er die Göttlichkeit Christi leugnete, reduzierte Arius ihn auf einen einfachen Mittler zwischen Gott und den Menschen und ignorierte dabei die Wirklichkeit der Menschwerdung, sodass das Göttliche und das Menschliche unüberbrückbar voneinander getrennt blieben. Aber wenn Gott nicht Mensch geworden ist, wie können die Sterblichen dann an seinem unsterblichen Leben teilhaben? Das stand in Nizäa auf dem Spiel und steht auch heute auf dem Spiel: der Glaube an den Gott, der in Jesus Christus einer von uns geworden ist, um uns »Anteil an der göttlichen Natur« zu geben (2 Petr 1,4; vgl. Hl. Irenäus, Adversus haereses, 3, 19; Hl. Athanasius, De Incarnatione, 54, 3)“ (a.a.O., ebd.).
Exzellenzen, liebe Freunde, erflehen wir die Gnade des Heiligen Geistes, damit uns das Beispiel des heiligen Nikolaus auf dem Weg des rechten Glaubens an Jesus Christus halte,
„Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen“ wie wir im Nicäno-Konstantinopolitanischen Credo bekennen.
Ich danke herzlich, dass Sie der Einladung zu diesem Nikolausempfang in das Haus des Heiligen Vaters Leo XIV. in der Bundesrepublik Deutschland gefolgt sind. Zugleich danke ich im Namen des Papstes, den ich die Freude habe, in Deutschland zu vertreten, für Ihre großzügige und selbstlose Mission an den verschiedenen Stellen und Orten, wo Sie ihre Arbeit in der Seelsorge, in der Erziehung und Bildung oder im Gesundheitswesen oder an anderen Stellen leisten. Über Sie möchte ich auch allen Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken, die im Weinberg des Herrn in diesem geschätzten Land und in der verehrten Erzdiözese Berlin arbeiten.
Das liturgische Gedenken an den heiligen Nikolaus am Beginn des Advents erinnert uns daran, dass das Hohe Weihnachtsfest nahe ist. Daher darf ich Ihnen allen schon im Voraus ein frohes Christfest in der Fülle des Segens des kommenden Herrn wünschen. Ich erbitte Ihnen eine erneuerte Dynamik im drängenden Werk der Evangelisierung unserer säkularisierten Welt, die Jesus Christus und Sein Evangelium des Heils, des Friedens braucht. Das geschehe nach dem Gebet des Herrn Jesus: „Damit alle eins seien“ (Joh 17,21).
Ich danke Ihnen!
