Grußwort von Nuntius Eterovic vor der Aufführung des Messiah von Georg Friedrich Händel durch die Dresdner Kapellknaben

Kathedrale Ss. Trinitatis zu Dresden, 21. Juni 2025

Liebe Brüder und Schwestern!

Mit Freude bin ich der Einladung Eures Oberhirten, Bischof Heinrich Timmerevers gefolgt, vor der Aufführung des Messiah von Georg Friedrich Händel durch die Dresdner Kapellknaben ein persönliches und geistliches Wort an Euch zu richten.

In der kommenden Woche denke ich daran, dass ich vor 48 Jahren zum Priester geweiht worden bin. Fast 26 Jahre bin ich nun Erzbischof und nach meinem Einsatz als Nuntius in Kiew und als Generalsekretär der Bischofssynode in Rom sind es fast zwölf Jahre, die ich als Apostolischer Nuntius in Deutschland tätig bin, zuerst für Papst Franziskus und nunmehr für den Heiligen Vater Leo XIV. Mein bischöflicher Wahlspruch „Caput anguli Christus - Christus ist der Eckstein“ ist der Rede des heiligen Petrus vor dem Hohen Rat in Jerusalem entnommen: „Dieser Jesus ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist“ (Apg 4,11).

In meiner Jugend im kommunistischen Jugoslawien habe ich erfahren, wie sehr die politischen Bauleute damals versucht hatten, Jesus aus der Öffentlichkeit und den Herzen der Menschen zu reißen. In meiner Heimat Kroatien, einer Republik der ehemaligen Föderation Jugoslawien, ist das weniger gelungen, als es in anderen Ländern hinter dem „eisernen Vorhang“ geschehen ist. Wenn ich heute hier in Dresden bin, so befinde ich mich in dem Teil Deutschlands, wo zu Zeiten der DDR vieles unternommen wurde, Jesus als Stein des Anstoßes und gar als Eckstein zu verleugnen. Wie erfolgreich diese Verleugnung war, können wir in Mittel- und Ostdeutschland erleben, wo viele Menschen leben, als gäbe es Gott nicht. Wenn ich gefragt werde, was es braucht, in diesem Land den Glauben an Jesus Christus wiederzubeleben, so ist die Antwort zu finden in einer neuen Dynamik, das Evangelium zu verkünden. Jesus ist der Eckstein dieser Dynamik, denn „in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen“ (Apg 4,12).

Wenn wir heute das Wort Gottes aus dem Buch Hiob hören: „Doch ich, ich weiß: Mein Erlöser lebt, als Letzter erhebt er sich über dem Staub. … Ich werde Gott schauen“ (Hiob 19,25-26), so sind die Solisten und alle Dresdner Kapellknaben samt den Musikerinnen und Musikern im Dienst der Verkündigung des Wortes Gottes. Am 2. Oktober des vergangenen Jahres wart Ihr in Rom und hattet auch eine Begegnung mit Papst Franziskus, der mit Blick auf Euch gesagt hat: „Die Musik ist eine Sprache, die von allen verstanden wird und die in der Lage ist, die Menschen anzusprechen, zu inspirieren und aufzurichten. Manche Dinge kann man schwer in Worte fassen und das gilt natürlich ganz besonders für das göttliche Geheimnis, dass unser Denken und unsere Begriffe weit übersteigt“ (Ansprache, 2. Oktober 2024). Und noch etwas anderes möchte ich Euch als Chor sagen: Ihr seid bei allen Unterschieden der Stimmen und Stimmungen ein Sinnbild der Einheit in der Verschiedenheit. Insofern bietet Ihr uns heute Abend ein Beispiel für das, was der Heilige Vater Leo XIV. bei seiner Einführung auf dem Petersplatz gesagt hat: „Ich wünsche mir, dass dies unser erstes großes Verlangen ist: eine geeinte Kirche, als Zeichen der Einheit und der Gemeinschaft, die zum Ferment einer versöhnten Welt wird“ (Predigt, 18. Mai 2025).

Ich bin überzeugt, dass auch der moderne Mensch in der säkularisierten Welt aufmerksam ist für den Ruf Gottes, der die Liebe ist, so dass er mit der Gnade des Heiligen Geistes den Sinn des Lebens darin finden kann, Gott und den Nächsten zu lieben.

Im Eckstein Christus finden wir auf diese Weise alle die Möglichkeit, als versöhnte Menschen zu leben und dort, wo wir sind, leben und arbeiten als Männer und Frauen des Friedens zu wirken. Und so bauen wir nach Papst Leo XIV. an einer Kirche, „die ihre Arme der Welt gegenüber öffnet, die das Wort verkündet, die sich von der Geschichte herausfordern lässt und die zum Sauerteig der Eintracht für die Menschheit wird“ (a.a.O., ebd.). Amen.

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