Grußwort von Nuntius Eterovic bei der Informations- und Begegnungsreise des Bundespräsidenten für das Diplomatische Corps nach Bremen

Bremen, 27. Juni 2018

Grußwort Seiner Exzellenz, Erzbischof Nikola Eterović,
Doyen des Diplomatischen Corps
an Seine Exzellenzen, den
Herrn Bundespräsidenten Dr. Frank-Walter Steinmeier und
Herrn Bürgermeister Dr. Carsten Sieling

Exzellenz, sehr verehrter Herr Bundespräsident Dr. Steinmeier!
Exzellenz, sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Sieling!

Mit Freude und Dank haben wir die Einladung angenommen, als Diplomatisches Corps mit Ihnen, sehr geehrter Herr Bundespräsident, in die Freie Hansestadt Bremen zu reisen. Wieder einmal geben Sie uns die Möglichkeit, ein Teil Ihres Landes besser kennenzulernen, in dem wir arbeiten, unsere Mission erfüllen und leben. Als Doyen des Diplomatischen Corps ist es mir eine Ehre, Ihnen, verehrter Herr Bürgermeister Dr. Sieling, für Ihre Gastfreundschaft herzlich zu danken.

Die Freie Hansestadt Bremen ist als Bundesland das flächenmäßig kleinste in der Bundesrepublik Deutschland. Rund 650.000 Menschen leben in dieser Stadt und in Bremerhaven. Damit ist Bremen keine der ganz großen Städte, aber wir wissen aus der Bibel, dass auch in kleineren Städten Großes geschehen kann. Denken Sie nur an Bethlehem: „Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda“ (Mt 2,6). Dort wurde nach der Botschaft des jüdischen Propheten Micha der „Hirte Israels“ geboren (Micha 5,2), der für uns Christen der Herr ist. Damit ist die Position der Geburtsstadt des Heilandes schon besetzt. Bremen hat erst rund 800 Jahre später endgültig den christlichen Glauben angenommen. Hierdurch erlebte Bremen eine erste Blütezeit als Bistum und dem Heiligen Willehad als erstem Bischof. Vom Jahre 788 bis 1648 existierte das Bistum/Erzbistum Bremen. In den Jahrhunderten erlebte die Stadt wie ganz Europa eine wechselvolle Geschichte mit Zeiten der Blüte und des Niedergangs. Zu aller Zeit haben die Menschen dieser Stadt es verstanden, ihre Freiheit und Souveränität zu bewahren und stolz darauf zu sein, Bürger einer Freien Stadt zu sein. Zeichen hierfür sind das wunderschöne Rathaus und der Marktplatz mit dem Wahrzeichen ihrer verehrten Stadt, der Statue des Roland. Auf seinem Wappenschild steht der Spruch: „Freiheit ich euch offenbar / die Karl und mancher Fürst fürwahr / dieser Stätte gegeben hat / dessen danket Gott, das ist mein Rat“. Zum Dank an Gott wurde der herrliche Dom errichtet, der ebenso wie seine Vorgängerbauten dem Heiligen Petrus geweiht ist. Die Verbindung zum ersten Bischof von Rom mit Bremen ist durch den Petridom einerseits und andererseits durch den sogenannten Bremer Schlüssel gegeben, der bis heute das Wappen dieser Stadt prägt und auf die Schlüsselgewalt Petri hindeutet. Als Vertreter von Papst Franziskus in der Bundesrepublik Deutschland freue ich mich über diese geschichtliche Verbindung.

Für Generationen von Kaufleuten war es die Hanse, zu der Bremen zu verschiedenen Zeiten insgesamt 252 Jahre gehörte, die für den Wohlstand der Stadt und Wohlergehen der Menschen sorgte. Wiederum Generationen von Menschen haben in Bremerhaven ihrer Heimat Lebewohl gesagt und sind in alle Teile der Welt in der Hoffnung ausgewandert, in der Fremde ein besseres Leben führen zu können. Heute ist neben dem Maritimen die Raumfahrt für Bremen wichtig geworden, wie wir heute Morgen erleben durften. Es bleibt zu hoffen, daß die Bewohner von Bremen auch in Zukunft für sich und ihre Familien hier einen sicheren Ort haben und einen Hafen der Hoffnung. Die sozialen Probleme, von denen diese ehrwürdige Stadt auch aktuell nicht verschont ist, wenn man allein nur auf die Zahl der Arbeitssuchenden blickt (Mai 2018: 9,2% in Bremen Stadt – 12,8% in Bremerhaven), zeigen die Herausforderungen dieser Zeit. Zur deren Lösung und für die Wohlfahrt aller Menschen, die in der Freien Hansestadt Bremen leben, wünsche ich im Namen aller meiner Kolleginnen und Kollegen alles Gute und eine glückliche Hand. So möge gelten: Du Bremen im Norden bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Deutschland, denn von dir möge man lernen, was es heißt, lebens- und liebenswert zu sein.
Zum Wohl!

Zurück