Predigt von Nuntius Eterovic in der Frühmesse zum Hochfest des Leibes und Blutes Christi

 

(Ex 24,3-8; Ps 116; Hebr 9,11-15; Mk 14,12-16.22-26)

Fronleichnam

„Nehmt, das ist mein Leib. Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“ (Mk 14,22.24)

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir sind um den Tisch des Herrn versammelt, um in Freude das Hochfest von Fronleichnam zu feiern. Geistlich verbunden sind wir mit allen Brüdern und Schwestern der katholischen Welt, die an den unterschiedlichen Orten Gott dem Vater, Sohn und Heiligem Geist für das große Geschenk der Eucharistie danken. Wir wissen, ohne die Eucharistie könnte die Kirche nicht existieren. So macht die Kirche die Eucharistie, und die Eucharistie macht die Kirche. Das Geheimnis, das wir feiern, wurde vom Herrn Jesus am Abend vor seinem Leiden und Tod eingesetzt. An dieses bedeutsame Ereignis erinnert die Kirche am Gründonnerstag. Der dramatische Moment des heiligen Triduums verlangt aber nach einer eher nüchternen und gesammelten Feier. Heute, nach dem glorreichen Sieg Jesu Christi, seiner Auffahrt zum Himmel und dem Kommen des Heiligen Geistes haben wir die Möglichkeit, unseren Dank in festlicher Freude zu begehen, besonders durch Anbetung und mit Prozessionen. Unser Lob und unsere Anbetung gilt dem, der bis zum Ende der Zeit unter den Gestalten von Brot und Wein mitten unter uns bleiben will als Emmanuel, der Gott mit uns (vgl. Mt 1,23).

Die Lesungen, die wir gehört haben, helfen uns, in das Geheimnis der Eucharistie einzudringen. Das ihnen Gemeinsame ist der Bund, der im Alten (I) und jener im Neuen Testament (II). Die Eucharistie lädt uns ein, unseren Glauben an die Gegenwart Jesu Christi im Sakrament des Altares zu erneuern und dies durch unser christliches Verhalten zu zeigen (III).

1. Der Bund im Alten Testament.

In der ersten Lesung aus dem Buch Exodus wird der Bund zwischen JHWH und dem erwählten Volk beschrieben. Er bedarf der zwei Seiten: Gott und das Volk Israel. Das Zeichen des Bundes ist das Blut von Tieren, wodurch sich das sogenannte Opfer der Gemeinschaft vollzieht. Nach der Ordnung des Moses wird das Blut in zwei Hälften geteilt. Der eine Teil wird auf den Altar geschüttet, um die Präsenz Gottes zu symbolisieren. Mit dem anderen Teil wird das Volk besprengt. Da das Blut in der Bibel das Leben bezeichnet, zeigt dieser Ritus, daß dasselbe Blut zu einer lebendigen Einheit vereint und durch den Pakt des Blutes die beiden Teile zusammenführt: Gott und sein Volk. Gott hat diesen mit seinem Volk geschlossenen Bund stets gehalten. Das Volk hat sich leider oft von Gott entfernt und den Bund gebrochen. Kurz nach dem Bundesschluss zum Beispiel hatten die Juden ein goldenes Kalb gemacht (vgl. Ex 32,1-8), was ein klares Zeichen ihres Unglaubens und des Bundesbruches war. Die Heilsgeschichte erinnert an viele ähnliche Vorfälle des Unglaubens des Volkes. Doch Gott blieb immer treu.

2. Der Bund im Neuen Testament.

Der Hauptgrund für die Brüchigkeit des geschlossenen Bundes zwischen JHWH und dem Volk Israel besteht möglicherweise darin, daß es sich um einen äußerlichen Bund handelte, der nicht das Herz des Menschen berührte. Tatsächlich kann das Blut von Tieren nicht das Herz der Menschen verwandeln. Aus diesem Grund wurde ein anderer Bund zwischen Gott und dem Menschen notwendig. Er wurde von der großen Güte und Barmherzigkeit Gottes vorbereitet. In der Heiligen Schrift lesen wir von der Hingabe Jesu Christi, den Willen des Vaters zu erfüllen und mit seinem Blut einen neuen und ewigen Bund zu stiften. „Darum spricht er (Christus) bei seinem Eintritt in die Welt: Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir bereitet; an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen. Da sagte ich: Siehe, ich komme - so steht es über mich in der Schriftrolle -, um deinen Willen, Gott, zu tun“ (Hebr 10,5-7). Das Matthäusevangelium beschreibt detailliert die Vorbereitungen für das Paschamahl. Da sich Jesus der Bedeutung des Momentes bewußt war, wollte er sich um jedes auch äußerliche Detail kümmern, um würdig das Paschamahl halten zu können (vgl. Mk 14,12-16). Als sie dann bei Tisch waren, sagte Jesus: „Nehmt, das ist mein Leib“ (Mk 14,22). Nachdem alle aus dem Kelch getrunken hatten, den Herr ihnen reichte, sagte er: „Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird“ (Mk 14,24). Es handelt sich um tiefgründige und bedeutungsvolle Worte, die eine neue Beziehung zwischen Gott und dem Menschen errichten, einen neuen Bund, der nicht mehr mit dem Blut von Tieren geschlossen wird, sondern mit dem kostbaren Blut Jesus Christi, des Sohnes Gottes. Diesbezüglich stellt der Hebräerbrief fest: „Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer jungen Kuh die Unreinen, die damit besprengt werden, so heiligt, dass sie leiblich rein werden, um wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst als makelloses Opfer kraft des ewigen Geistes Gott dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott dienen“ (Hebr 9,13-14). Im Unterschied zum Blut der Tiere kann das Blut Jesu das Herz der Menschen verändern, ihr Leben verwandeln und die Treue zum Bund sichern, der nicht nur neu ist, sondern auch ewig zwischen Gott und seinem Volk Bestand hat (vgl. Hebr 13,20).

3. Die Gegenwart Christi in der Eucharistie.

Mit dieser feierlichen Heiligen Messe wollen wir dem Herrn Jesus für das große Geschenk der Eucharistie danken. Dabei ist uns bewußt, dass es sich um eine Gnadenhandlung von Gott dem Vater in der Liebe des Heiligen Geistes handelt. Wir danken Jesus Christus, daß er das Sakrament der Eucharistie am Gründonnerstag eingesetzt hat, am Tag vor seinem Leiden und Tod. Die Eucharistie, der Beweis der Liebe bis zum Ende der Zeiten (vgl. Joh 13,1), erleuchtet das Drama des Karfreitags und schenkt eine positive Sicht auf die tragischen Ereignisse des Leidens und des Todes Jesu Christi. Im letzten Abendmahl werden die Passion und der Tod Jesu nicht nur vorweggenommen, sondern auch verwandelt. Der scheinbare Erfolg des Hasses, des Bösen und des Todes zeigt umso deutlicher die viel stärkere Kraft des Sieges der Liebe, der Güte, der Hingabe Jesu Christi, der sein eigenes Leben für seine Freunde hingibt. Allein Jesus, der Mensch und Gott, konnte dieses radikale Werk vollbringen, den Tod in Leben verwandeln, den Hass in Liebe. Und das Herz dieser Verwandlung finden wir im Sakrament der Eucharistie.

So wie die Apostel einst den Herrn baten, so bitten auch wir heute, er möge unseren Glauben an Ihn stärken, der mitten unter uns unter den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig ist. „Stärke unseren Glauben!“ (Lk 17,5). Belebe unseren Glauben an Deine reale Gegenwart in der Eucharistie bei der Feier der Heiligen Messe, wie auch in den Tabernakeln unserer Kirchen, wo die Hostien bewahrt werden für die Kommunion der Kranken und für die eucharistische Anbetung. Fest sei unser Glauben an die Eucharistie auch bei den eucharistischen Prozessionen, wo wir Jesus durch die Straßen unserer Städte und Dörfer tragen, wo wir leben und arbeiten. In vielen Ländern der Welt, so auch in Deutschland, gibt es diese eucharistischen Prozessionen. Zu den typischen Traditionen der Regionen Deutschlands kommen jene der Katholiken aus den unterschiedlichen Teilen der Welt hinzu. Es handelt sich um einen schönen Ausdruck der Katholizität der Kirche, die in der Verehrung der Eucharistie ihr Herz und die Einheit findet. Mögen diese äußeren Formen zum Einsatz für ein authentisches und eifriges christliches Leben führen, das gegen den Hunger in der Welt kämpft, was bedeutet, gegen den Skandal anzugehen, daß 800 Millionen Menschen Hunger leiden.

Vertrauen wir diese Bitte der Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, dem ersten Tabernakel, in dem Jesus in den ersten neun Monaten seiner menschlichen Existenz gelebt hat. Ihr Beispiel und Gebet mögen unseren Glauben an die Eucharistie stärken, das Herz unserer einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Amen.

 

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