Predigt von Nuntius Eterovic am 10. Sonntag im Jahreskreis
Apostolische Nuntiatur, 9. Juni 2024
(Gen 3,9-15; Ps 130; 2 Kor 4,13-5,1; Mk 3,20-35)
„Wer aber den Heiligen Geist lästert, der findet in Ewigkeit keine Vergebung“ (Mk 3,29).
Liebe Schwestern und Brüder!
Das Wort Gottes an diesem zehnten Sonntag im Jahreskreis überliefert die Worte Jesu zur schweren Sünde wider den Heiligen Geist. Sie muss in den sündigen Zustand der Menschen eingefügt werden, wovon uns die erste Lesung aus dem Buch Genesis berichtet. Öffnen wir die Herzen der Gnade des Heiligen Geistes, um die Bedeutung der Lehre Jesu Christi besser zu verstehen, die jeden von uns und die Kirche insgesamt angeht.
„Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen“ (Gen 3,15).
Die Erzählung über die Sünde unserer Stammeltern Adam und Eva endet mit einer Heilsverheißung. Auf diese Weise zeigt der gute und barmherzige Gott seine große Liebe zum Menschen, den er nach seinem Abbild und Gleichnis geschaffen hat (vgl. Gen 1,27). Wenn wir über die erste Lesung nachdenken, so erfassen wir, dass die Sünde von Adam und Eva im Ungehorsam gegenüber der Weisung Gottes bestand, die Frucht eines Baumes nicht zu essen. Derselbe Gott erkannte die Veränderung im Verhalten des Adam, der sich vor ihm versteckt hatte und sich seiner Nacktheit schämte, und fragt ihn, obwohl er die Antwort weiß: „Hast du von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, davon nicht zu essen?“ (Gen 3,11). In der Antwort des Adam erkennen wir uns und unser Verhalten im Bewusstsein der Sünden: wir wollen die Schuld einem anderen zuschieben und die eigene Verantwortung von uns weisen. Adam gibt Eva die Schuld: „Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben. So habe ich gegessen“ (Gen 3,12). Eva ihrerseits beschuldigt die Schlange: „Die Schlange hat mich verführt. So habe ich gegessen“ (Gen 3,13). Der allmächtige und allwissende Gott kennt den verführerischen Einfluss der Schlange, das Symbol des Satan, und findet ihr gegenüber sehr harte Worte: „Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens“ (Gen 3,14). In diesem tragisch dunklen Augenblick von Sünde und Strafe, verkündet Gott eine unerwartete Verheißung, eine Heilsvision für den sündigen Menschen. Durch eine Frau und ihren Sohn wird Gott die Schlange und ihre Missetaten besiegen: „Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse“ (Gen 3,15). Im Licht des Neuen Testamentes haben die Christen in der seligen Jungfrau Maria jene siegreiche Frau erkannt, vor allem dank der Frucht ihres Leibes, Jesus. Die biblische Erzählung ist wie eine erste Ankündigung der Geburt Jesu, dem Nachkommen einer Frau, welcher der Schlange den Kopf zertreten wird.
„Wer aber den Heiligen Geist lästert, der findet in Ewigkeit keine Vergebung“ (Mk 3,29).
Die Worte Jesu sind eine Antwort auf die Diskussion mit den Schriftgelehrten, „die von Jerusalem herabgekommen waren“ (Mk 3,22), und daher mit einer gewissen Autorität sprachen. Sie konfrontieren ihn mit dem sehr schweren Vorwurf: „Er ist von Beelzebul besessen; mit Hilfe des Herrschers der Dämonen treibt er die Dämonen aus“ (Mk 3,22). Der Herr suchte diese Anschuldigung durch vernünftige Argumente zu entkräften und fordert die Schriftgelehrten auf, den Widerspruch in ihrer Behauptung zu erkennen: „Wie kann der Satan den Satan austreiben? Wenn ein Reich in sich gespalten ist, kann es keinen Bestand haben. Wenn eine Familie in sich gespalten ist, kann sie keinen Bestand haben“ (Mk 3,23-25). Der Herr wollte sodann zeigen, dass es seine, Jesu Sache ist, den Kopf der Schlange, von Beelzebul zu zerschmettern. Dies ist in der Aussage des Herrn enthalten: „Es kann aber auch keiner in das Haus des Starken eindringen und ihm den Hausrat rauben, wenn er nicht zuerst den Starken fesselt; erst dann kann er sein Haus plündern“ (Mk 3,27). Jesus Christus hat diesen Akt im Ostergeheimnis vollzogen, „um durch den Tod den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel“ (Hebr 2,14). Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat der Herr Jesus das Reich Satans geplündert und den Menschen von seinen dunklen Mächten befreit (vgl. Hebr. 2,15).
Jesus Christus handelt immer in Einheit mit dem Heiligen Geist und erfüllt den Willen des himmlischen Vaters. Es genügt, an den Beginn seines öffentlichen Wirkens zu erinnern, als er in der Synagoge von Kafarnaum die Worte des Propheten Jesaja auf sich bezogen hat: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe“ (Lk 4,18-19). Der Vorwurf, im Namen des Fürsten der Dämonen zu handeln, zeigt die Gegner Jesu in ihrer Boshaftigkeit und in der Verschlossenheit gegenüber der Gnade des Geistes. Die böswillige Verwechslung des Heilandes mit dem Versucher, Jesu mit dem Satan ist unverzeihlich und bedeutet, wider den Geist zu sündigen. Und der Herr Jesus geht sehr hart mit diesen Leuten um: „Amen, ich sage euch: Alle Vergehen und Lästerungen werden den Menschen vergeben werden, so viel sie auch lästern mögen; wer aber den Heiligen Geist lästert, der findet in Ewigkeit keine Vergebung, sondern seine Sünde wird ewig an ihm haften“ (Mk 3,28-29). Der Evangelist fügt als Erklärung an: „Sie hatten nämlich gesagt: Er hat einen unreinen Geist“ (Mk 3,30).
Liebe Schwestern und Brüder, das Wort Gottes bezeugt, wessen wir immer wieder gewahr werden, nämlich Sünder zu sein, nicht allein durch die Erbschuld, die mit den Stammeltern Adam und Eva zusammenhängt, sondern auch aufgrund des eigenen sündigen Tuns. Hierzu schreibt der heilige Johannes: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1 Joh 1,8). Zugleich zeigt er das Heilmittel an: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht“ (1 Joh 1,9). Nach seiner Auferstehung hat der Herr Jesus den Heiligen Geist zur Vergebung der Sünden über die Apostel ausgegossen: „Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten“ (Joh 20,22-23). Es handelt sich um den „Geist der Wahrheit“ (Joh 15,20), der uns „in der ganzen Wahrheit leiten wird“ (Joh 16,13). Jesus Christus ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 4,16). Der Fürst der Dämonen, Beelzebul dagegen „ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge“ (Joh 8,44). Immer, wenn die Menschen danach trachten, die von Jesus offenbarte Wahrheit als Lüge zu brandmarken, oder wenn sie die Lüge Wahrheit nennen, befinden sie sich auf dem Weg ins Verderben; sie sündigen wider den Heiligen Geist. Daher ist das Leugnen, dass Jesus im Geist handelt, mehr noch, wenn das Handeln sich mit der Höllenmacht des Teufels verbindet, Lästerung wider den Heiligen Geist, was das Menschenherz vom Heil abhält. Wenn ein Mensch diesen Überzeugungen anhängt, strebt er dem Verderben zu.
Liebe Brüder und Schwestern, wir vertrauen unsere guten Vorsätze der mächtigen Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, der Mutter Jesu und Mutter der Kirche, damit der gute und barmherzige Gott uns die Gnade schenke, uns als Sünder zu erkennen und die Vergebung durch unseren Herrn Jesus Christus nötig zu haben, der uns den Heiligen Geist in Fülle schenkt (Joh 3,34). Öffnen wir unsere Herzen der Gnade des Heiligen Geistes, um immer besser die Wahrheit des dreieinen Gottes auf unserem irdischen Pilgerweg zu erkennen und das ewige Leben zu erwarten, wo wir in der Gemeinschaft der Heiligen ohne Ende den Vater, Sohn und Heiligen Geist loben werden. Amen.