Predigt von Nuntius Eterovic am 15. Sonntag im Jahreskreis

Berlin, 15. Juli 2018

(Am 7,12-15; Ps 85; Eph 1,3-14; Mk 6,7-13)

„Jesus rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen.“ (Mk 6,7).

Liebe Brüder und Schwestern!

An diesem 15. Sonntag im Jahreskreis unterstreicht das Wort Gottes, daß die Berufung von Gott her kommt (I). Nicht alle aber nehmen die Botschaft vom Heil an (II). Die aber, welche für die Gnade Gottes offen sind, die ihnen von den Aposteln vermittelt werden, erhalten reiche geistliche und materielle Gaben (III). Wir sind für den Heiligen Geist bereit und bedenken gemeinsam diese drei Aspekte, die von den biblischen Texten nahegelegt werden und immer aktuell bleiben.

1. Die Berufung kommt von Gott.

In seinem Evangelium betont der Heilige Markus, daß der Herr selbst handelte, als er die Apostel wählte: „Jesus stieg auf einen Berg und rief die zu sich, die er selbst wollte, und sie kamen zu ihm. Und er setzte zwölf ein, damit sie mit ihm seien und damit er sie aussende, zu verkünden und mit Vollmacht Dämonen auszutreiben“ (Mk 3,13-15). Die Namen der Zwölf sind bekannt, denn Herr hat jeden persönlich gerufen (vgl. Mk 3,13-19). Im heutigen Evangelium vollendet Jesus den zweiten Teil seines Projektes: die Aussendung der Apostel in die Mission. Mit Blick auf das Alte Testament ist dies eine Neuheit. Ein Prophet sandte seine Schüler nicht zu einer Mission aus. Jesus, der nicht nur ein Prophet war, sondern Mensch und Gott, wollte den Menschen dafür einsetzen, sein Heilswerk in der Welt zu erfüllen. Obwohl Jesus die Schwächen der Menschen kennt und sie übrigens auch im Kreis der Apostel erfährt, hat er Vertrauen in jene, die er als Mitarbeiter seiner Mission im Verlauf der Jahrhunderte erwählt hat.

Auch die erste Lesung unterstreicht die Initiative von JHWH in der Berufung des Propheten Amos. Dem Priester von Bet-El, der Amos wegen seiner Kritik verbannt sehen wollte, antwortet der Prophet: „Aber der HERR hat mich hinter meiner Herde weggenommen und zu mir gesagt: Geh und prophezeie meinem Volk Israel“ (Am 7,15). Die Tatsache, daß Gott beruft, deckt sich mit der Erfahrung verschiedener Propheten, die sich nach den Aussagen der Heiligen Schrift zunächst gegen diese Berufung gewehrt haben. So zum Beispiel Jeremia, der gegenüber dem Herrn klagt: „Du hast mich betört, o HERR, und ich ließ mich betören; du hast mich gepackt und überwältigt“ (Jer 20,7). Jona kämpfte gegen JHWH und wollte seine Berufung nicht akzeptieren. Am Ende ergab er sich der Gnade Gottes und ging, um in der Stadt Ninive zu predigen (vgl. Jona 3,1-10). Der Herr, der ruft, vertraut dem Propheten auch die Botschaft an. Daher spricht er nicht, um zu gefallen, sondern weil Gott ihn erwählt hat und ihm eine Botschaft anvertraute, die er dem Volk mitteilen soll.

2. Nicht alle nehmen das Wort Gottes an.

Der Herr Jesus sendet die Zwölf mit klaren Anweisungen aus. Er verlangt von ihnen einen klaren Bruch mit den materiellen Gütern und will, daß sie sich ausschließlich auf die Gnade Gottes und die Kraft des Wortes verlassen, das sie zu verkündigen haben. Dies erläutert die Klarstellung: „Er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen“ (Mk 6,8-9). Die Ausgesandten sollten in die Häuser der Gläubigen einkehren, die für ihren Unterhalt sorgen würden (vgl. Mk 6,10). Eine andere Anweisung erregt in besonderer Weise unsere Aufmerksamkeit: sie handelt von der Möglichkeit der Ablehnung – sowohl der Botschafter, wie der Botschaft: „Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis“ (Mk 6,11). Jesus sieht also voraus, daß einige Menschen seine Jünger weder aufnehmen, noch hören wollen. Das, was zu Zeiten Jesu geschah, wiederholt sich im Lauf der Geschichte bis in unsere Tage. Es scheint, daß die Vorausschau des Herrn Jesus sich in besonderer Weise in unserer säkularisierten Welt erfüllt. Viele nehmen die Boten des Evangeliums nicht auf und wollen die Gute Nachricht nicht hören. Im Osten Deutschlands erklären etwa 80% der Bevölkerung ohne Religion, religionslos zu sein. Was müssen also die Gesandten des Herrn tun? Jesus antwortet mit einem aufschlussreichen Bild: „Geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis“ (Mk 6,10). Wenn eine Person oder eine Gruppe von Menschen das Evangelium nicht annimmt, muss man weitergehen und anderen predigen, wie es auch Jesus in Nazareth getan hat, als er sich über den Unglauben seiner Landsleute wunderte (vgl. Mk 6,1-6). Die Bewohner im Gebiet von Gerasa, die Zeugen der Macht Jesu über die Dämonen geworden waren, baten ihn, „er möge ihr Gebiet verlassen“ (Mt 8,34). Er und seine Jünger konnten ein Dorf in Samaria nicht betreten, denn „man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war“ (Lk 9,53). Die Zwölf sollen also nicht auf den Erfolg ihrer Mission warten. Sie sind gesandt, um das Wort Gottes auszusäen. Der Herr der Aussaat sorgt dafür, dass der Same in den Herzen der Menschen wachsen kann und möglicherweise zu seiner Zeit Frucht bringt.

3. Der Nutzen der Annahme der Verkündigung des Evangeliums.

Die Personen, die gläubig die Verkündigung der Zwölf hören, haben den Nutzen reicher Früchte. Die Botschaft der Apostel gemäß den Anweisungen Jesu bestand nach der Beschreibung des Evangelisten Markus aus drei Elementen: „Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie“ (Mk 6,12-13). Liebe Brüder und Schwestern, auch heute konzentriert sich die christliche Verkündigung auf diese drei Aspekte:

- Die Predigt: Sie folgt dem Beispiel Jesu, der am Anfang seines öffentlichen Wirkens proklamiert hat: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15).

- Die Befreiung von der Sünde. Die Verkündigung des Wortes Gottes ist wesentlich, aber nicht ausreichend; in ihr muss das Wirken der Befreiung des Menschen von der Sünde integriert sein. Die Sünde ist das Resultat des teuflischen Einflusses und des menschlichen Egoismus. In diesem Zusammenhang sind die Sakramente von großer Aktualität, vor allem das Bußsakrament, das neu entdeckt werden muss.

- Die Heilung der Kranken. Der Evangelisierung der Kirche verbunden war immer auch die Förderung und Unterstützung des Menschen, was dem Beispiel Jesu Christi folgte. So ist auch das Sakrament der Krankensalbung neu zu entdecken und zu beleben. Ohne die Wunder zu ignorieren, die Gott auch heute tut, nicht selten auf die Fürsprache der Heiligen, leistet die Kirche durch zahlreiche Krankenhäuser, Sanatorien, Ambulanzen und Apotheken ihren Beitrag zum Gesundheitswesen der Gläubigen. Vor allem aber tut sie dies durch gut geschultes Personal, das für diesen Dienst uneigennützig bereit ist, besonders an den Armen und Hilfsbedürftigen.

Auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, der Mutter der Apostel, danken wir dem dreieinen Gott dafür, gerufen zu sein, Glieder der Kirche, des Volkes Gottes zu sein. Jede Berufung, sei es die der Laien oder jene der Kleriker oder zum Ordensleben, kommt von Gott. Er ruft jeden, überall dort sein Zeuge und eifriger Missionar seines Evangeliums zu sein, wo er lebt und arbeitet. Bitten wir den allmächtigen Gott um die Gnade des Heiligen Geistes, auf dass alle, insbesondere jene, die berufen sind, das Werk Jesus Christi im priesterlichen Dienst fortführen, diese wichtige Mission gut erfüllen können. Amen.

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