Predigt von Nuntius Eterovic am 2. Sonntag im Jahreskreis

Berlin, 20. Januar 2019

(Jes 62,1-5; Ps 96; 1 Kor 12,4-11; Joh 2,1-11)

„Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5).

Liebe Brüder und Schwestern!

Die Anwesenheit Jesu bei der Hochzeit zu Kana ist von tiefer Bedeutung. Unter der Beschreibung einer Geste menschlicher Solidarität, dem Wunder, daß Jesus Wasser in Wein verwandelt (I), werden die Versprechen im Alten Testament über die Hochzeit Gottes mit seinem Volk Israel symbolisch erfüllt. Dieses Ereignis betrifft uns alle darüber hinaus mit Blick auf das Sakrament der Eucharistie (II). Wir rufen den Heiligen Geist an, aus dem jedes Charisma hervorgeht (vgl. 1 Kor 12,11), und wollen das Wort Gottes auf diese beiden Aspekte hin erwägen.

1. Die Hochzeit zu Kana.

Der Evangelist Johannes beschreibt die Teilnahme Jesu und seiner Jünger bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa. Mit seiner Gegenwart bestätigt der Herr Jesus die Gültigkeit von Gottes Plan zur Ehe zwischen Mann und Frau. Er sagt diesbezüglich: „Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie am Anfang männlich und weiblich erschaffen hat und dass er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein? Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“ (Mt 19,4-6). Neben der Gegenwart des Herrn zeigt das Wunder der Verwandlung von Wasser zu Wein, um die Eheleute zu treffen, die Wertschätzung und Erhöhung der Ehe von Mann und Frau zur Würde des Sakramentes.

Der Evangelist Johannes erwähnt die Gegenwart der Mutter Jesu bei der Hochzeitsfeier in Kana. Sie geht sogar der Erwähnung Jesu und seiner Jünger voraus. Wahrscheinlich wurden sie eingeladen, weil Maria mit den Familien der Brautleute befreundet war. Maria spielt eine wichtige Rolle in der Erzählung. Sie war die erste, die bemerkte, daß der Wein, wichtiger Bestandteil für die Hochzeit, zur Neige ging, und sie ließ es ihren Sohn Jesus wissen. Seine Reaktion ist sehr stark und in gewissem Sinne eine unerwartete Rüge: „Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen“ (Joh 2,4). Die Jungfrau Maria kannte ihren Sohn gut und erfasste, daß Jesus als Sohn seine Mutter tadelte, sich nicht in Dinge einzumischen, die sie überstiegen und zu guter Letzt von Gott seinem Vater abhingen. Aus der Beschreibung des Vorfalls können wir schließen, daß Maria die Worte Jesu verstanden hatte. Darum handelt sie jetzt nicht mehr als seine Mutter, sondern als seine Jüngerin. Also sagt sie den Dienern: „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5). Wir haben gehört, daß Jesus seine Stunde vorweggenommen hat, um sein erstes Wunder zu wirken, das bedeutet das Zeichen (σημεῖον), indem er Wasser zu Wein verwandelte.

2. Die Bedeutung des Wunders, das Jesus tat.

In der ersten Lesung kündigt der Prophet Jesaja die Hochzeit JHWH mit seinem Volk an: „Wie der junge Mann die Jungfrau in Besitz nimmt, so nehmen deine Söhne dich in Besitz. Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich“ (Jes 62,5). Leider fand diese Hochzeit wegen der Untreue des erwählten Volkes nie statt. Jetzt erfüllen sich in Jesus Christus die alten Verheißungen. Jesus, der an der Hochzeit zu Kana in Galiläa teilnimmt, wird selbst der Bräutigam. Der Vorläufer Johannes präsentiert ihn seinen Jüngern mit diesen Begriffen: „Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich gesagt habe: Ich bin nicht der Christus, sondern nur vor ihm hergesandt. Wer die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dabeisteht und ihn hört, ist voller Freude über die Stimme des Bräutigams. Diese Freude hat sich nun bei mir vollendet. Er muss wachsen, ich aber geringer werden“ (Joh 3,28-30). Wenn Jesus der Bräutigam ist, dann ist die Kirche seine Braut. So sagt es der Heilige Paulus in seinem bekannten Brief an die Epheser. Er vergleicht die Beziehung zwischen Bräutigam und Braut mit der von Jesus und der Kirche und schreibt: „Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein. Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche“ (Eph 5,31-32).

Der Wein gehört zur Hochzeit, sei es bei der eines menschlichen Paares, sei es bei der von Jesus mit der Kirche, denn so wird die Seligkeit und die Freude zu Ausdruck gebracht, wie es die Bibel bezeugt. Der Wein erfreut des Menschen Herz (vgl. Ps 105,15). Den Wein wird es auch beim endzeitlichen Festmahl geben, zu dem alle Völker der Erde geladen sind: „Der HERR der Heerscharen wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den feinsten, fetten Speisen, mit erlesenen, reinen Weinen“ (Jes 25,6). Bevor er am Holz des Kreuzes starb, hat Jesus Christus die Eucharistie eingesetzt. Als Materie für dieses Sakrament wählte er Brot und Wein. Das Brot steht für die notwendige Nahrung des menschlichen Körpers, während der Wein das Geschenk der Freude, des Gesangs, der Fröhlichkeit, der Schönheit ist. Über den Wein hat der Herr Jesus beim Abendmahl folgende Worte gesprochen: „Trinkt alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch: Von jetzt an werde ich nicht mehr von dieser Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich mit euch von Neuem davon trinke im Reich meines Vaters“ (Mt 26,27-29). Nach den Kirchenvätern symbolisiert die Verwandlung des Wassers in Wein die Verwandlung des Alten zum Neuen Bund aufgrund der heiligenden Gegenwart des Herrn Jesus. In diesem Sinne kann man auch die Worte des Speisemeisters bei der Hochzeit in Kana verstehen, als er zum Bräutigam meinte: „Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt“ (Joh 2,10).

Im Abschnitt des Evangeliums lesen wir, daß das erste Zeichen in Kana geschah, womit sich die Herrlichkeit Jesu zeigte und seine Jünger ihm glaubten (vgl. Joh 2,11). Den Anfang des biblischen Berichtes macht der Heilige Johannes mit der Angabe: „Am dritten Tag“ (Joh 2,1). Das ruft uns das heilige Triduum von Passion, Tod und Auferstehung des Herrn Jesus in Erinnerung, wo dann tatsächlich seine Zeit gekommen war und sich seine Herrlichkeit zeigte. Er selbst hat gesagt: „Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. …. Vater, verherrliche deinen Namen! …. Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen“ (Joh 12,23.28). In der Stunde Jesu stand unter dem Kreuz seine Mutter Maria (vgl. Joh 19,25).

Nach den Exegeten ist die Menge des in Wein verwandelten Wassers wichtig. Es waren mehr als 600 Liter in „sechs steinernen Wasserkrügen, wie es der Reinigungssitte der Juden entsprach“ (Joh 2,6). Diese Fülle ist ein anderes Zeichen der Eucharistie, welche die Kirche, die Braut Christi, im Namen Jesu und in der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt. Auch wir sind geladen, in jeder Heiligen Messe zu kommunizieren, wenn wir den Leib des Herrn essen und sein Blut trinken.
Liebe Brüder und Schwestern, danken wir Gott, dem Vater, Sohn und Heiligem Geist für die Gnade, an der Hochzeit Jesu mit seiner Braut der Kirche teilzunehmen. Trachten wir danach, dies in Würde zu tun und im hochzeitlichen Gewand (vgl. Mt 22,12). Eingedenk unserer Unvollkommenheit und der Sünden erflehen wir vom guten und barmherzigen Gott die Vergebung, damit wir mit reinem Herzen die heiligen Geheimnisse feiern können. Vertrauen wir diese guten Vorsätze der Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, die uns heute und alle Tage unseres Lebens auffordert: „Was er euch sagt, das tut“ (Joh 2,5). Amen.

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