Predigt von Nuntius Eterovic am 25. Sonntag im Jahreskreis
Koster Maria Martental zu Kaisersesch, 21. September 2025
(Am 8,4-7; Ps 113; 1 Tim 2,1-18; Lk 16,1-13)
„Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Lk 16,13).
Liebe Brüder und Schwestern!
Vor dem Gnadenbild der Schmerzensmutter von Maria Martental bekommt das Wort Gottes, das wir an diesem 25. Sonntag im Jahreskreis gehört haben, eine ganz besondere Bedeutung. Die Gottesmutter, die den toten Leib ihres Sohnes und Herrn Jesus Christus auf ihrem Schoß hält, spricht eindrücklich zu uns und betrifft uns alle. Vor diesem Bild der Schmerzen kommen die Worte in den Sinn, die Maria zu den Dienern bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa gesprochen hat: „Was er euch sagt, das tut“ (Joh 2,5). Und nun, da der leblose Körper Jesu auf dem Schoß seiner Mutter liegt und auf ihren Knien ruht, wollen wir über die Bedeutung der Worte nachdenken, die der Herr am Holz des Kreuzes sprach: „Als er seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter!“ (Joh 19,26-27). Inspiriert vom Heiligen Geist wusste Jesus, dass sein Tod der Übergang zur Auferstehung war. Gesegnet von seinem Vater, waren seine Worte kraftvoll, und am Kreuz ermöglichten sie eine neue Geburt, eine geistliche Wiedergeburt, in der die Mutter Jesu, nicht nur die Mutter des Johannes, sondern all seiner Jünger wurde. Und wir alle, vertreten durch den heiligen Johannes, den Apostel, den Jesus liebte, werden zu Kindern Marias.
Wir vertrauen uns der mächtigen Fürsprache der Gottesmutter Maria an und beten als geliebte Kinder Gottes des Vaters, als Brüder und Schwestern des Herrn Jesus und inspiriert vom Heiligen Geist für uns selbst, für die Kirche und für die ganze Welt.
Zunächst möchte ich Euch alle, die Ihr heute zum weithin bekannten Wallfahrtsort Maria Martental gekommen seid, im Namen des Heiligen Vaters Leo XIV. grüßen, den ich in der Bundesrepublik Deutschland vertreten darf. Mein besonderer Gruß gilt Pater Ryszard Krupa SCJ, dem Rektor des Klosters Martental, für die Einladung zur Teilnahme an dieser Heiligen Messe, die ich gerne angenommen habe. Mit Pater Krupa grüße ich alle Herz-Jesu-Priester der Dehonianer, die in diesem Teil der Eifel schon seit dem Jahr 1927 ihren so wertvollen priesterlichen Dienst tun. Als Apostolischer Nuntius und Vertreter des Bischofs von Rom und Hirten der Universalkirche danke ich Euch herzlich im Namen des Heiligen Vaters für Euer Gebet, mit dem Ihr seine wichtige Mission der Einheit, des Friedens und der Liebe in Kirche und Welt begleitet. Papst Leo XIV. übermittelt Euch seine besten Wünsche. Als Zeichen der tiefen Verbundenheit mit dem Heiligen Vater erteile ich Euch am Ende der Heiligen Messe den Apostolischen Segen, in den ich auch Eure Familienangehörigen und Freunde einschließe, die diese Heilige Messe nicht mitfeiern können, insbesondere die Kinder, die älteren und kranken Menschen.
„Kein Sklave kann zwei Herren dienen“ (Lk 16,13).
Wenn wir unseren Blick wieder auf das Gnadenbild der schmerzhaften Mutter richten, wenden wir uns Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, zu und beten um einen lebendigen Glauben an den einen und dreieinigen Gott. Nur so können wir die Worte Jesu, die wir im Evangelium gehört haben, in ihrer Tiefe verstehen: „Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Lk 16,13). Das christliche Leben ist nicht frei von Versuchungen und Verführungen. Es gibt verschiedene Götzen, die uns anziehen und dazu verleiten, uns von dem einen wahren Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, zu entfernen. Die materiellen Güter gehören zu den heimtückischsten Götzen, insbesondere dann, wenn der Reichtum zum einzigen Lebenszweck wird und den Menschen dazu treibt, sich in sich selbst zurückzuziehen und unempfindlich gegenüber den Bedürfnissen anderer zu werden. Natürlich brauchen auch Christen wie alle Menschen materielle Güter. Sie müssen jedoch wissen, wie sie damit umgehen sollen und dürfen nicht, wie es manchmal geschieht, zu ihren Dienern werden.
„Hört dieses Wort, die ihr die Armen verfolgt“ (Am 8,4).
Ein weiterer Aspekt, für den wir heute beten müssen, ist die Förderung der Gerechtigkeit in der Welt. Gott hat uns alle nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen (vgl. Gen 1,26-27), und deshalb haben wir alle die gleiche Würde als Kinder Gottes, unseres Vaters. Er hat die von ihm geschaffene Welt allen Männern und Frauen zugänglich gemacht, damit alle in Würde und als Brüder und Schwestern leben können. Daher verstehen wir die scharfe Kritik des Propheten Amos an denen, die andere ausbeuten und betrügen, die Armen mit Füßen treten und die Elenden des Landes unterdrücken (vgl. Am 8,4). Der gütige und barmherzige Gott wird die Täter des Unrechts bestrafen und die Armen beschützen, denn sie liegen ihm am Herzen. Diese Lehre fand Kontinuität und Erfüllung im Neuen Testament, wo der Herr Jesus den Wert der Armut für das Himmelreich betonte. In diesem Zusammenhang müssen wir uns an den Inhalt der ersten Seligpreisung erinnern: „Selig ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes“ (Lk 6,20). Eine Armut als bewusster Verzicht befreit das Herz und den Verstand des Menschen, sodass er sich Gott öffnen und durch Seine göttlichen Gnaden bereichert werden kann.
Gott „will, dass alle Menschen gerettet werden“ (1 Tim 2,4).
An diesem Gnadenort beten wir für das Heil aller Menschen. Die Worte der zweiten Lesung sind eine Quelle tiefen Trostes: „Das ist recht und wohlgefällig vor Gott, unserem Retter; er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,3-4). Gottes universeller Heilswille sollte jedoch mit dem menschlichen Wunsch nach Erlösung einhergehen. Diesem Wunsch sollte ethisches und moralisch verantwortetes Handeln im Einklang mit Gottes Gesetz folgen, das sich im Herzen eines jeden Menschen widerspiegelt.
Statistiken zufolge identifizieren sich 84 Prozent der Weltbevölkerung mit einer religiösen Gruppe. Die zahlenmäßig größte Gruppe sind die Christen mit über 2,4 Milliarden Menschen. Dann folgen etwa 1,9 Milliarden Muslime und 1,2 Milliarden Hindus. 16 Prozent der Weltbevölkerung gehören jedoch keiner Religion an. Darüber hinaus machen Christen zusammen nur 32 Prozent der Weltbevölkerung aus. Daher gibt es in unserer Welt noch sehr viel Raum für die Verkündigung des Evangeliums. Dies gilt auch für Europa, einschließlich Deutschland, wo die Zahl der Christen aus verschiedenen Gründen zurückgeht und viele unserer Zeitgenossen so leben, als gäbe es Gott nicht (etsi Deus non daretur).
Nehmen wir die Ermahnung des heiligen Paulus an und beten wir an diesem Marienheiligtum dafür, dass Gott den Glauben der Schwachen stärke, dass er denen, welche die Schönheit des christlichen Glaubens noch nicht kennen, die Möglichkeit gebe, sie zu entdecken, und dass er all jenen, die sich aus verschiedenen Gründen von Jesus Christus und seiner Kirche entfernt haben, die Möglichkeit gebe, die Bedeutung des christlichen Glaubens für ihr persönliches, familiäres und gesellschaftliches Leben wiederzuentdecken.
„Damit wir in ungestört und ruhig leben können“ (2 Tim 2,2).
Beten wir hier in Maria Martental insbesondere für den Frieden in der Welt. Auch der heilige Paulus lädt uns ein: „Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können“ (1 Tim 2,1-2). Um ein ruhiges und ungestörtes Leben zu führen, müssen wir in Frieden leben. Leider wird unsere Welt von Gewalt, Terrorismus und Kriegen zerrissen. Denken wir nur an den Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen Ukraine, der seit dreieinhalb Jahren bereits große materielle Zerstörung und zu viele menschliche Opfer verursacht hat. Daher sind wir sehr traurig über die tragischen Nachrichten aus dem Nahen Osten, insbesondere aus Gaza, und nehmen Anteil am Leid der Zivilbevölkerung. Es gibt auch zahlreiche andere Konflikte auf der Welt: Manche sprechen von bis zu 56 kleinen und großen Kriegen. Diese Tatsache macht unser Gebet für Frieden, Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit unter den Menschen umso dringlicher und aktueller. Politiker tragen eine besondere Verantwortung für den Frieden, und deshalb beten wir für ihre Bekehrung, damit Gott sie anrühre und ihre Herzen aus Stein in Herzen aus Fleisch verwandelt (vgl. Ez 36,26).
Liebe Brüder und Schwestern, in dem Maße wir im Einklang mit dem Wort Gottes handeln, werden wir im Sinne des Evangeliums klug sein und auch auf neue und ungünstige Situationen reagieren können. Dabei hilft uns die Umsetzung der Lehren des Herrn: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Lk 16,13) und: „Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen“ (Lk 16,10). Wenden wir uns demütig an die selige Jungfrau Maria, die Mutter der Kirche und Mutter der Schmerzen, und erflehen wir von Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, Ausdauer und einen lebendigen Glauben für uns, das Geschenk der Einheit für die Kirche und das große Geschenk des Friedens für die Welt. Amen.