Predigt von Nuntius Eterovic am 3. Adventssonntag

Berlin, 16. Dezember 2018

(Zef 3,14-18; Jes 12,2-6; Phil 4,4-7; Lk 3,10-18)

„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“ (Phil 4,4).

Liebe Schwestern und Brüder!

Das Wort Gottes an diesem dritten Adventssonntag ermuntert uns zur Freude. Schon der Eröffnungsvers tut dies, weswegen dieser Sonntag seinen Namen Gaudete hat. Auch wir wollen uns von diesem Wort leiten lassen und teilhaben an der Freude, die im Alten Testament angekündigt wurde (I) und sich im Neuen Testament verwirklicht (II). Im Kontext der Freude erinnert uns Johannes der Täufer an konkrete Aspekte eines christlichen Lebens, die unverzichtbar für eine gute Vorbereitung auf den Herrn sind, der bald kommen wird (III).

1. „Juble, Tochter Zion!“ (Zef 3,14).

In der ersten Lesung aus dem Buch des Propheten Zefánja wird eine doppelte Freude beschrieben: die von Jerusalem, was symbolisch für das erwählte Volk steht: „Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem“ (Zef 3,14). Der Grund der Freude findet sich in der Gegenwart des Herrn inmitten seines Volkes, eine Gegenwart, welche die Feinde zerstreut und das Volk aus der Knechtschaft und Leid befreit. Mit der Freude Jerusalems korrespondiert die Freude Gottes, der sich über das neue Schicksal seines Volkes freut. Denn JHWH „freut sich und jubelt über dich, er schweigt in seiner Liebe, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag“ (Zef 3,17).
Die Worte des Propheten „Juble, Tochter Zion“ erinnern uns an den Gruß des Engels Gabriel an die Jungfrau Maria, die wahre Tochter Zions: „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir“ (Lk 1,28). Ursache der Freude Mariens ist die Gegenwart des Herrn Jesus, der Mensch werden wollte und neun Monate im Schoß seiner Mutter Maria Fleisch wurde. Zur Freude von Maria können wir auch die Freude Jesu gesellen, die der Herr allen schenkt, die ihm folgen. Er hat in den Seligpreisungen jene selig, das heißt glücklich gepriesen, die arm, traurig, barmherzig sind, die ein reines Herz haben, Frieden stiften, hungrig und durstig sind oder Verfolgung leiden. Jesus hat seine Jünger sodann ermahnt, seine Gebote zu befolgen und in seiner Liebe zu bleiben, um die Freude zu haben, denn er hat betont, daß die Freude das Ziel seiner Sendung ist: „Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird“ (Joh 15,11).

2. „Freut euch im Herrn“ (Phil 4,4).

Die Freude wurde von Jesus Christus vom Alten in das Neue Testament getragen, denn er ist in die Welt gekommen, um das Evangelium zu verkünden, die gute Nachricht, das heißt die frohe Botschaft (vgl. Mk 1,1.15). Der Heilige Paulus greift diese Freude in der zweiten Lesung aus dem Philipperbrief auf. Zweimal ermuntert er zur Freude: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ (Phil 4,4). Der Grund dieser Freude ist die Tatsache: „Der Herr ist nahe“ (Phil 4,5). In dieser Zeit des Advents sollen auch wir uns freuen, weil wir die Ankunft des Herrn gläubig erwarten; er ist einem jedem von uns nahe. Diese Nähe aber sollte sich in unserem Leben widerspiegeln. Der Völkerapostel fordert die Christen dazu auf, gütig zu sein: „Eure Güte werde allen Menschen bekannt“ (Phil 4,5). Darüber hinaus ermahnt der Heilige Paulus, sich um nichts zu sorgen, „sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott“ (Phil 4,6). Diese Worte erinnern uns an die Ermutigung des Heiligen Petrus, die Christen sollen sich auch in den schwierigen Zeiten ihres Lebens freuen, auch in der Verfolgung: „Stattdessen freut euch, dass ihr Anteil an den Leiden Christi habt; denn so könnt ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit voll Freude jubeln. Wenn ihr wegen des Namens Christi beschimpft werdet, seid ihr seligzupreisen; denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes, ruht auf euch“ (1 Petr 4,13-14). Daher ist der Christ auch in den tragischen Augenblicken des Lebens zur Freude angehalten. Sie findet ihr tiefstes Fundament im Glauben an den Herrn Jesus, der gestorben und auferstanden ist „als der Erste der Entschlafenen“ (1 Kor 15,20). Die Kraft des Gläubigen, gütig zu sein, fließt aus dem Gebet, sei es das bittende Flehen, sei es das Dankgebet. Das Ergebnis dieser Haltung ist der Friede, der seine Quelle in Gott hat und sich in die Herzen der Menschen ergießt und deren Denken lenkt (vgl. Phil 4,6-7).

3. „Was sollen wir tun?“ (Lk 3,10).

Die Frage der Leute an Johannes den Täufer ist auch für uns aktuell. Im Kontext der Freude der Erwartung der Ankunft Jesu Christi ermahnt uns der Prophet zu einem in sich kohärenten Verhalten, um unsere Verpflichtungen gut zu erfüllen. Johannes der Täufer antwortet dem Volk auf sehr konkrete Weise, indem er alle zum Teilen aufruft: „Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso“ (Lk 3,11). In unserer Konsumgesellschaft bleibt diese Aufforderung sehr aktuell. Der Advent ist die Zeit, die drängt, den Armen und Hilfsbedürftigen zu helfen. Der Prophet fordert uns dazu auf, die zwei leiblichen Werke der Barmherzigkeit zu tun: die Nackten zu kleiden und die Hungernden zu speisen. Diese Werke mögen klein sein, doch wenn sie von vielen Christen und anderen Menschen guten Willens getan werden, verringert sich der Hunger in der Welt und wird den Menschen, die nicht genug zum Leben haben, ihre Würde zurückgegeben.

In der Folge richtet sich Johannes der Täufer an zwei Personengruppen. Zunächst wendet er sich an die Zöllner, die beim Volk sehr unbeliebt waren, weil sie die Steuern für die römischen Besatzer erhoben haben und nicht selten Diebe waren. Ihnen gilt die Aufforderung des Johannes zur Gerechtigkeit: „Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist“ (Lk 3,13). Er ruft sie also nicht auf, ihre Arbeit ruhen zu lassen, sondern dazu, sich nicht durch Diebstahl zu bereichern. Die zweite Gruppe sind die Soldaten. Sie fordert der Prophet auf, daß sie ihre Macht nicht missbrauchen, vor allem nicht zum eigenen Vorteil. „Misshandelt niemanden, erpresst niemanden, begnügt euch mit eurem Sold!“ (Lk 3,14). Die Instruktionen Johannes des Täufers sind noch immer gültig. Auch heute soll der Christ seine Arbeit ehrenvoll tun und sie als Dienst betrachten, den er der Gemeinschaft leistet. Daher soll man nicht zum eigenen Wohl Interesse handeln, wenn man in einer hervorgehobenen Stellung ist, sei es in der Verwaltung, sei es als Teil der den Staat vertretenden Systeme oder bei den Verteidigungskräften im Militär. Würden die Weisungen des Vorläufers in die Tat umgesetzt, viele Ungerechtigkeiten könnten besonders bei den wehrlosen Personen verhindert und Gewalttätigkeit vermindert werden. Das gilt unter den Bedingungen von Frieden und mehr noch in Kriegssituationen, wo es eine bedrohliche Tendenz zu ungerechtfertigter Gewalt gibt.

Liebe Brüder und Schwestern, wir leben mit Freude die Adventszeit und suchen die Anweisungen Gottes, die er uns durch den Propheten Johannes den Täufer gegeben hat, in die Tat umzusetzen. Vertrauen wir die Erfüllung dieser guten Vorsätze der Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, der unter den Frauen Gesegneten (vgl. Lk 1,42). Sie möge für uns den Heiligen Geist erflehen, die Gabe wahrer Freude, vor allem in dieser Zeit der Vorbereitung auf die Begegnung mit dem Herrn Jesus, der Quelle wahrer und ewiger Freude. Nehmen wir den Aufruf an: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“ (Phil 4,4) und suchen, dies durch das Bitt- und Dankgebet, wie durch ein konsequentes christliches Leben in Aufrichtigkeit, Güte, Wohlwollen und brüderlicher Liebe zu erreichen. Amen.

 

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