Predigt von Nuntius Eterovic am 3. Sonntag nach Weihnachten - Taufe des Herrn

Berlin, 12. Januar 2020

(Jes 42, 1-4.6-7; Ps 29 (28); Apg 10, 34-38; Mt 3, 13-17)

„Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ (Mt 3,17)

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir feiern die Taufe des Herren Jesus, einen wichtigen Moment in seinem Leben. In dieser Taufe tritt Jesus als Sohn Gottes hervor, auf den die Fülle des Heiligen Geistes herabkommt. Nach seiner Taufe überwindet Jesus die Versuchungen und beginnt sein öffentliches Wirken mit der Ankündigung: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ (Mt 4,17). Die Taufe Jesu erinnert uns auch an unsere eigene Taufe, deren Bedeutung wir immer wieder neu entdecken müssen. Öffnen wir uns für den Heiligen Geist und denken wir über zwei Punkte nach: die Taufe Jesu (I) und die Verpflichtung, die sich dann aus unserer eigenen Taufe ergeben (II).

1. Die Taufe Jesu.

Die heutige Lesung aus dem Matthäusevangelium beginnt mit dem Dialog zwischen Johannes dem Täufer und Jesus. Johannes weiß, dass sich seine Taufe an Sünder richtet, die sich bekehren wollen. Vom Heiligen Geist inspiriert spürt er, dass Jesus gerecht ist, ohne Sünde, und daher seine Taufe mit Wasser nicht braucht. So versteht man die Aussage des Täufers: „Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?“ (Mt 3,14). Die Antwort Jesu ist bedeutsam: „Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit, die Gott fordert, ganz erfüllen.“ (Mt 3,15). Um welche Gerechtigkeit geht es? Um diesen Ausdruck gut zu verstehen müssen wir berücksichtigen, dass die Gerechtigkeit in der Bibel einen weiteren Bedeutungshorizont hat als wir normalerweise kennen. Die Gerechtigkeit ist mit Gott verbunden, der gerecht ist, wie Paulus im Römerbrief unterstreicht: Gott erweist seine „Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit, um zu zeigen: Er selbst ist gerecht und macht den gerecht, der aus Glauben an Jesus lebt.“ (Rm 3,26). Gott ist gerecht und macht die gerecht, die auf ihn vertrauen. Der Weg zu dieser Gerechtigkeit ist der Gehorsam gegenüber Gott und die Erfüllung seines Heilsplans. Bei dieser schwierigen Aufgabe will Jesus uns Menschen helfen. Dafür ist er Mensch unter Menschen, ja unter Sündern geworden, um den Willen Gottes zu erfüllen, der die Rechtfertigung und Rettung aller ist (vgl. Tim 2,4). Er, der Sohn, nimmt die Sünden der Welt auf sich, damit alle Menschen Befreiung und Vergebung finden können. Das Wasser hat zwei Bedeutungen: es reinigt und gibt Leben, aber es zerstört auch und bringt den Tod. In der Taufe finden sich symbolisch beide Seiten wieder. Das Wasser der Taufe zerstört die Sünde, die Merkmale des alten Menschen, und zur gleichen Zeit reinigt es die Person, die sich demütig dem Bad der Taufe unterzieht. In diesem Sinn kündet die Taufe schon von Tod und Auferstehung Jesu. Das Eintauchen in das Wasser symbolisiert sein Opfer am Kreuz und die Grablegung. Aus dem Wasser herauszutreten deutet Auferstehung und Sieg über Sünde und Tod an. Mit seiner Taufe hat Jesus Christus das Sakrament der Taufe für alle gestiftet, die Rechtfertigung und Erlösung suchen.

An diesem Erlösungswirken haben alle drei göttlichen Personen Anteil. Im Matthäusevangelium offenbart Gott sich in der Tauferzählung als der Eine in drei Personen. Nach der Taufe Jesu „öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ (Mt 3,16 f). Diese Worte erinnern an die messianischen Texte des Propheten Jesaja, besonders an die Aussage: „ Siehe, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen.“ (Jes 42,1), wie auch an Psalm 2, Vers 7: „Den Beschluss des HERRN will ich kundtun./ Er sprach zu mir: Mein Sohn bist du. Ich selber habe dich heute gezeugt.“ Was verhüllt angekündigt worden war, wird nun klar gesagt. Gott ist Vater, und er sendet den Heiligen Geist auf seinen Sohn Jesus Christus herab.

2. Unsere Taufe.

Jeder von uns ist auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft. Dank Jesus Christus, des Herrn, sind wir eingetreten in das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Durch die Taufe sind wir Kinder Gottes geworden (vgl. 1 Joh 3,1.2), Söhne und Töchter im Sohn, Tempel des Heiligen Geistes. Danken wir Gott für diese Gnade, die uns mit allen Getauften auf der Welt vereint, nicht nur den Katholiken, sondern mit den Christen anderer Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften. Die Taufe ist das Grundsakrament, das alle Christen eint und damit ist sie auch das Fundament des ökumenischen Dialogs. In der Vorbereitung auf die diesjährige Gebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. bis 25. Januar ist es gut, sich daran zu erinnern.

Die Bedeutung der Taufe neu zu entdecken bedeutet die Größe der Berufung zum Christsein neu zu entdecken. Es geht um die Gnade Gottes, die er uns ohne Gegenleistung schenken will. Als Christen muss es uns ein Anliegen sein, dass diese Gnade die Menschen erreicht, besonders die uns Nahestehenden. Aus dieser Perspektive ist auch die Kindertaufe zu betrachten, die lobenswerterweise bereits in den Anfängen der Kirche praktiziert wurde. Danken wir unseren Eltern und Paten, dass sie uns in den ersten Tagen unseres Lebens zum Bad der Taufe gebracht haben. So haben sie uns eine ganzheitliche, sowohl körperliche als auch geistliche Entwicklung ermöglicht. Möge diese Praxis von den Eltern und Paten heutiger Tage beibehalten werden.

Das Sakrament der Taufe verlangt von uns einen erneuerten Einsatz gegen die Sünde und für die Gnade. Dieser Kampf dauert unser ganzes Leben. Gewinnen können wir ihn mit Hilfe der Gnade des Heiligen Geistes, dem Feuer (vgl. Lk 12,49), das unseren Glauben, unsere Hoffnung und unsere Liebe läutert und stärkt.

Die Taufe ist ein Sakrament, das wir nicht für uns allein empfangen. Die unentgeltliche Gnade, die unser Leben verwandeln kann, sollen wir verkünden und mit anderen teilen. Dieses Gebot hat uns der auferstandene Herr ja auch kurz vor seinem Aufstieg in den Himmel hinterlassen: „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). Diese Worte Jesu nehmen alle Christen in die Pflicht, je nach ihrer Berufung in der Kirche. Der Heilige Vater Papst Franziskus sagt oft, dass jeder Christ gerufen ist, ein eifriger Verkünder des Evangeliums, der Guten Nachricht zu sein, auch für den Menschen von heute und für die ganze Welt.

Bitten wir, liebe Schwestern und Brüder, um die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, Jesu und unserer Mutter, damit wir die Gnade der Taufe neu entdecken und sie den Nahen und Fernen weitergeben können. Amen.

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