Predigt von Nuntius Eterovic am 5. Sonntag im Jahreskreis
Apostolische Nuntiatur, 5. Februar 2023
(Jes 58,7-10; Ps 112; 1 Kor 2,1-5; Mt 5,13-16)
„Ihr seid das Salz der Erde …. Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,13-14).
Liebe Schwestern und Brüder,
das Wort Gottes ermuntert uns, nicht allein über unsere christliche Berufung nachzudenken, sondern auch über die Verantwortung als Jünger Jesu Christi. Er möchte, dass wir die Seligpreisungen leben, um schon in dieser Welt glücklich zu sein und dieses Glück mit unserem Nächsten zu teilen, mit den Menschen, denen wir auf dem Lebensweg begegnen, der seine Erfüllung im Himmel und im ewigen Leben finden wird.
Wir öffnen uns dem Heiligen Geist, den wir in der Taufe empfangen haben, und verweilen bei den Worten des Evangeliums, die sehr bekannt sind, aber dennoch besondere Beachtung verlangen, vor allem in unserer säkularisierten Welt.
„Ihr seid das Salz der Erde“ (Mt 5,13).
Im Anschluss an die Seligpreisungen wendet sich Jesus an die Zwölf und die übrigen Jünger und äußert inhaltsreiche Sätze: „Ihr seid das Salz der Erde“. Aus der Alltagserfahrung wissen wir, dass Salz den Speisen Geschmack verleiht. Ohne ein gewisses Maß an Salz hat eine Speise kaum Geschmack und bleibt fade. In der Vergangenheit war das Salz zum Konservieren von Lebensmitteln unverzichtbar, vor allem in der warmen Jahreszeit bevor es Kühlschränke gab. Die Bedeutung der Aussage des Herrn hat aber auch einen negativen Aspekt, wenn er die Jünger darauf hinweist: „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden“ (Mt 5,13).
Was bedeutet es für einen Christen heute, Salz der Erde zu sein? In einer säkularisierten Welt, wo die Menschen leben, als gäbe es Gott nicht und sich daher von der Kirche entfernen, bedeutet Salz zu sein zuerst, Zeugen dafür zu sein, dass Gott existiert und in unserer Welt gegenwärtig ist. Dieser Glaube bietet den Gläubigen sodann den Sinn des Lebens, den wahren Wert von Personen und Dingen und bietet belastbare Kriterien, sich in allen Situationen des Lebens zu orientieren, auch in den sehr dramatischen, wo wir mit Leid, Gewalt, Krankheiten und Tod konfrontiert werden. Gott, der die Quelle des Lebens ist und jeden von uns durch unsere Eltern ins Leben gerufen hat, wird es nicht zulassen, dass wir einfach nach einer gewissen Anzahl von Jahren wieder verschwinden. In seiner Güte und Barmherzigkeit bietet er uns das ewige Leben in Gemeinschaft mit Ihm, mit den uns lieben Personen und allen Heiligen. Der Herr Jesus sagt auch dem zeitgenössischen Menschen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?“ (Joh 11,25-26).
Der zweite Teil der Aussage Jesu muss uns ernsthaft zum Nachdenken anregen. Salz der Erde zu sein, bedeutet keine unabänderliche Wirklichkeit, die jeder Christ ein für alle Mal im Sakrament der Taufe empfängt. Man kann sie auch durch ein rein weltliches Leben verlieren, wenn sich der Christ der Mentalität dieser Welt anpasst oder sich in der Jagd nach materiellen Gütern verliert, sich dem egoistischen Genuss hingibt, nur nach politischer Macht und gesellschaftlichem Einfluss verlangt, um über andere zu herrschen. In diesen Fällen ist das Salz wirklich unbrauchbar geworden und dient zu nichts mehr, weil es seine ihm eigene Bestimmung verloren hat, so dass es weggeworfen und von den Leuten zertreten wird. Das geschieht, wenn der Christ, persönlich oder in Gemeinschaft, klein oder groß, seine eigene Identität verliert. Um nicht in eine solch unglückliche Situation zu kommen, muss ein Jünger Jesus Christi Gott darum bitten, ihm einen immer lebendigen Glauben zu bewahren; keine Angst davor zu haben, seinen Glauben an den dreieinen Gott in Vater, Sohn und Heiligem Geist auch öffentlich zu bekennen; furchtlos die christlichen Werte über den Menschen und die Geschöpfe zu fördern, wobei man auch die Meinungen anderer achtet. Ein Christ wird nur zum Salz der Erde, wenn er Gott und den Menschen liebt, wenn er von den irdischen Dingen unabhängig leben kann, danach trachtet, dem Nächsten zu helfen, vor allem den Armen, und ein Leben im Geist christlichen Dienens führt.
„Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,14).
Ein Christ, der auf solche Weise lebt, wird zum Licht der Welt. Er reflektiert das Licht des Herrn Jesus, der über sich selbst sagt: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12). Ein Christ wird zum Licht der Welt vor allem durch das Beispiel seines Lebens. Mit seinem Zeugnis des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe leuchtet der Christ in der Finsternis dieser Welt, die in den Dunkelheiten von Egoismus, Hunger, Ausbeutung, Armut, Gewalt, Krieg und Hass versinkt. Außerdem darf der christliche Zeuge des Lichtes nicht verborgen bleiben, sondern sein Licht muss weithin leuchten, denn „eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus“ (Mt 5,14-15). Der Christ wird auf solche Weise zum Zeugen für Jesus Christus, dem Licht der Welt. Er stellt sich selbst nicht in die erste Reihe, sondern das Licht Jesu Christi, gemäß der Lehre: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Mt 5,13).
Selbstverständlich muss ein Jünger Jesu bereit sein, Rechenschaft über seinen Glauben abzulegen und ihn zu begründen, wozu uns der heilige Petrus auffordert, wenn er schreibt: „Heiligt in eurem Herzen Christus, den Herrn! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15).
Liebe Brüder und Schwestern, angesichts der Aufforderung des Herrn Jesus, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein, müssen wir alle demütig anerkennen, dass diese Worte ein Ideal christlichen Lebens aufzeigen, das in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche zu verwirklichen ist. Die Kirche ist heilige, weil der Herr, ihr Gründer, heilig ist; weil die Kirche die Sakramente verwaltet, die unsere Heiligung ermöglichen, wie die vielen Heiligen durch die Jahrhunderte zeigen. Sie dienen auch uns Sündern als Beispiel, die wir zur Heiligkeit berufen sind. Vertrauen wir unseren Vorsatz, Heilige zu werden, Salz der Erde und Licht der Welt der Fürsprache aller Heiligen an, vor allem der seligen Jungfrau Maria, der Königin der Heiligen. Die heilige Kirche, die aus sündigen Menschen besteht, darf niemals vergessen, der Welt, sei es gelegen oder ungelegen, die große und freudige Nachricht des Evangeliums Jesu Christi zu verkünden. Amen.