Predigt von Nuntius Eterovic am 9. Sonntag im Jahreskreis

(Dtn 5,12-15; Ps 81; 2 Kor 4,6-11; Mk 2,23-3,6)

„Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat!“ (Mk 2,27).

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Das Wort Gottes lehrt uns an diesem 9. Sonntag im Jahreskreis, wie wir in rechter Weise die Intention der Gebote Gottes erfassen sollen. Es handelt sich um das dritte Gebot: „Halte den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der HERR, dein Gott, geboten hat! Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem HERRN, deinem Gott, geweiht“ (Dtn 5,12-14). Die Lehre Jesu aber gilt für alle zehn Gebote. Seine Haltung zu den Pharisäern ist auch für uns heute wichtig. Wir sind gehalten, die Gebote zu befolgen, aber dem Menschen und dem, was er dringend braucht, den ersten Platz einzuräumen.

Wir folgen dem Herrn bei seiner Diskussion mit den Pharisäern. Er verteidigt seine Jünger (I) und heilt das falsche Verständnis vom Sinn des Sabbats (II). Die Haltung Jesu zu den Pharisäern ist auch für uns wichtig (III).

1. Jesus rechtfertigt seine Jünger.

Die Pharisäer verstehen das Sabbatgebot als ein absolutes. Die Heiligkeit des Sabbats darf unter keinen Umständen verletzt werden. Um dieses Gebot in rechter Weise zu erfüllen, wurden auch Tätigkeiten verboten, die eigentlich keine Arbeit sind, wie zum Beispiel das Abreißen einiger Ähren. Das nämlich taten die Jünger Jesu als sie am Sabbat an Weizenfeldern vorbeigingen. Aus diesem Grund waren die Pharisäer empört und beschuldigten Jesus: „Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat nicht erlaubt“ (Mk 2,24). Der Herr rechtfertigt das Verhalten der Zwölf, indem er an eine Geschichte aus dem Leben von David während einer Militäroperation erinnerte. Sie befanden sich in großer Not. David und seine Gefährten brachen eine viel bedeutendere Vorschrift, als die Apostel durch ihr Tun. Sie hatten nämlich die Opferbrote im Tempel von Jerusalem gegessen. Es handelte sich dabei um eine gewisse Anzahl von Broten, die wöchentlich Gott geopfert wurden. Am Ende der Woche wurden sie durch andere Brote ausgetauscht: allein die Priester durften die alten Brote essen. Indem er sich auf die Autorität von König David bezog, wollte Jesus das Verbot, am Sabbat zu arbeiten, relativieren. Es handelt sich eben nicht um ein absolutes Verbot. Man darf es aus gewichtigen Gründen sogar brechen. Im Übrigen kann man das Abreißen von Ähren wohl kaum als wahre Arbeit betrachten.

2. Jesus heilt einen Kranken.

Die Auseinandersetzung Jesu mit den Pharisäern setzt sich auch in der anschließenden Episode fort. Die Haltung der Pharisäer weckt die Kritik und den Tadel Jesu. Als Jesus am Sabbat in die Synagoge geht, trifft Jesus dort einen Mann mit einer verkrüppelten Hand. Die Pharisäer kümmert die Gesundheit des Kranken nicht. Sie waren auf Jesus fixiert und wollten sehen, wie sich Jesus angesichts dieses Menschen verhalten würde. Im Text wird die Heuchelei der Pharisäer deutlich beschrieben. Sie schweigen auf die Frage, die Jesus stellt, und antworten nicht: „Was ist am Sabbat erlaubt - Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten?“ (Mk 3,4), empören sich aber über das Wunder, das er tut. Jesus hatte nämlich den Mann gerufen und ihn in die Mitte der Synagoge gestellt und zu ihm gesagt: „Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus und seine Hand wurde wiederhergestellt“ (Mk 3,5). Die Pharisäer dagegen gingen hinaus und „fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen“ (Mk 3,6). Die Beziehung Jesu zum Gesetz war also eines der Streitthemen mit den Religionsführern Israels.

3. Den Tag des Herrn heiligen.

Jesus ist nicht gekommen, das Gesetz und die Propheten aufzuheben, sondern sie zu erfüllen (vgl. Mt 5,17). Das gilt auch mit Blick auf den Sabbat, dem Gebot des wöchentlichen Ruhetages. Diesbezüglich muss man sich der Worte Jesu bewußt bleiben: „Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat!“ (Mk 2,27), wie auch der Worte: „Der Menschensohn ist Herr auch über den Sabbat“ (Mk 2,28). Diese Lehre erinnert an die Worte, die JHWH durch den Propheten Hosea offenbart hat und an die Jesus zweimal im Matthäusevangelium erinnert: „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“ (Mt 9,13; 12,7).

Die Worte Jesu sind auch in unserer Welt von heute sehr aktuell. Die Kirche hat stets die Worte des Herrn mit der Weisheit des Evangeliums anzuwenden gesucht. Es gibt Arbeiten, die auch am Sonntag getan werden können, der für die Christen der Ruhetag ist und an die Auferstehung des Herrn Jesus erinnert. Es handelt sich beispielsweise um diejenigen, die für die Kranken arbeiten oder für die öffentliche Ordnung eingesetzt werden, die Feuerwehrleute und andere, die einen wichtigen Dienst für das Gemeinwohl leisten.

Leider wird der Tag des Herrn, der Sonntag, immer weniger respektiert, vor allem in konsumorientierten Gesellschaften, wo der wahre Gott oft durch das Geld ersetzt wird. Die Christen müssen daher ihr Möglichstes tun, damit der wöchentliche Ruhetag eingehalten wird. Der Sonntag sollte nicht allein dazu dienen, um sich von den Strapazen der Woche zu erholen, sondern vor allem soll er für die Familie da sein, für die Freizeit und anderen kulturellen und geistlichen Interessen, wozu während der Woche die Zeit fehlt. Für die Christen ist er natürlich auch der Tag der sonntäglichen Eucharistiefeier, der persönlichen und familiären Begegnung mit dem Schöpfergott mittels des Heiligen Messopfers Seines eingeborenen Sohnes in der Gnade des Heiligen Geistes.

Liebe Brüder und Schwestern, vertrauen wir diese Überlegungen der Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, die gewusst hat, in ihrem Leben Gott und seinem Reich an jedem Tag den ersten Platz zu geben. Sie hat die Harmonie zwischen Gebet und Arbeit gefunden. Sie möge für uns eintreten, damit wir die rechte Weise erkennen, das dritte Gebot, den Tag des Herrn zu heiligen, zu erfüllen, indem wir die Worte des Herrn Jesus in die Tat umsetzen: „Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat!“ (Mk 2,27). Amen.

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