Predigt von Nuntius Eterovic im Pontifikalamt zur Spendung des Firmsakramentes

Lappersdorf, 16. Juni 2018

(Röm 8,14-17; Joh 14,23-26)

„Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren“ (Joh 14,26).

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Der göttlichen Vorsehung danke ich dafür, Euch, liebe Jugendliche, das Sakrament der Firmung hier in der Pfarrkirche von Maria Himmelfahrt in Lappersdorf zu spenden. Ich grüße in besonderer Weise den Hochwürdigen Herrn Pfarrer und Dekan Alexander Huber und danke für die freundliche Einladung. Ich übermittle Euch allen die herzlichen Grüße des Heiligen Vaters Franziskus, des Bischofs von Rom und Hirten der Universalkirche, den ich in der Bundesrepublik Deutschland vertrete. Wir sind während dieser festlichen Eucharistiefeier besonders mit Papst Franziskus verbunden und beten für seine wichtige Mission für die Einheit in der Liebe der Katholischen Kirche, unserer Mutter. Am Ende der Heiligen Messe erteile ich Euch als Zeichen der Einheit mit dem Heiligen Vater in seinem Namen den Apostolischen Segen.

Vor der Firmspendung möchte ich Eure Aufmerksamkeit auf die Weise lenken, wie der Heilige Geist auf Euch herabkommt, liebe Firmlinge (I), auf die Wirkungen seiner Gegenwart in Eurem persönlichen und kirchlichen Leben (II), sowie auf die Berufung, Zeugen des Herrn Jesus zu sein (III).

1. Die Weisen, wie sich der Heilige Geist ereignet.

Jesus Christus hat uns das Geheimnis Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes geoffenbart. Der Sohn, der Gott blieb und Mensch geworden ist, war in allem uns gleich, außer der Sünde (vgl. 1 Petr 2,22). Er hat die Jünger gelehrt und durch sie uns, daß es wichtig ist, den Heiligen Geist zu empfangen, um in das Geheimnis des dreieinen Gottes einzudringen. Wir haben im Evangelium die Worte Jesu gehört: „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14,26). Während sich Jesus als Mensch zeigt, uns also ähnlich ist, müssen wir, um den Heiligen Geist zu verstehen, Bilder und Begriffe verwenden, die aus der Heiligen Schrift stammen. Es sind bekannte Bilder, die den Heiligen Geist symbolisieren: Wind, Zungen, Feuer, Wasser, Wolke, Liebe. Die Liebe vermag uns die Wirklichkeit des Heiligen Geistes näherbringen. Wir alle haben die Liebe erfahren, beispielsweise zu den Eltern, zu Brüdern und Schwestern, zu anderen lieben Menschen. Aber wir haben sie nicht gesehen. Die Liebe wird mittels von Zeichen, Worten und Gesten erfasst. Und auf ähnliche Weise werdet Ihr, liebe Firmlinge, den Heiligen Geist mittels zweier Gesten empfangen:

a) Die Handauflegung.

Dabei handelt es sich um eine in der Bibel bekannte Geste, sei es im Alten, sei es im Neuen Testament. So segnet zum Beispiel Jakob durch Handauflegung Ephraim und Manasse (vgl. Gen 40,14-30). Im Neuen Testament zeigt Jesus den Kinder durch Handauflegung seine Liebe (vgl. Lk 18,15), er heilt Kranke, indem er ihnen die Hände auflegt (vgl. Lk 4,40); vor der Himmelfahrt segnet er mit erhobenen Händen die Apostel (vgl. Lk 24,50). Auch die Apostel übermitteln den Heiligen Geist durch Handauflegung (vgl. Apg 8,17).

b) Die Salbung mit Chrisamöl.

Diese Salbung ist im Alten Testament den Königen und Priestern vorbehalten. Für uns ist sehr wichtig zu unterstreichen, daß Jesus Christus selbst mit dem Heiligen Geist gesalbt wurde. Er hat die Prophetie des Jesaja auf sich bezogen: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe“ (Lk 4,18-19).

Der Name Christus bedeutet Messias, das heißt der Gesalbte. Wir alle sind Christen, das bedeutet Gesalbte im Herrn Jesus. Von dieser Wirklichkeit her kommt die Würde der Christen, die sich in den prophetischen, königlichen und priesterlichen Funktionen eines jeden Gliedes des Volkes Gottes ausdrückt. Diesbezüglich lehrt der Heilige Petrus, der erste Papst: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“ (1 Petr 2,9).

2. Die Wirkungen des Heiligen Geistes.

Die Lesungen, die wir gehört haben, unterstreichen einige Aspekte des Handelns des Heiligen Geistes in uns. Das Sakrament der Firmung bestätigt die Gabe des Geistes, die wir bereits in der Taufe empfangen haben, im Glauben unserer Eltern und der Paten. Heute, nachdem ihr herangewachsen seid, liebe Firmlinge, empfangt ihr selbst den Heiligen Geist im Glauben. Er wird Euch helfen, das Evangelium besser zu verstehen, die Gute Nachricht für Euch und für die Menschen von heute. Wie die Apostel den Heiligen Geist nötig hatten, um in rechter Weise die Worte und Gesten des Herrn während seines irdischen Lebens zu verstehen, so habt auch Ihr, liebe Jugendliche, den Heiligen Geist nötig, um mit Jesus vereint zu bleiben und besser seine Botschaft des Lebens in jeder Phase Eurer Existenz zu erfassen. Jesus selbst versichert uns, daß der Heilige Geist uns alles lehren und uns daran erinnern wird, was er gesagt hat (vgl. Joh 14,26). Der Heilige Paulus lehrt uns sodann, daß diejenigen, die vom Heiligen Geist geführt werden, „Kinder Gottes“ sind (Röm 8,14). Wenn wir aber Kinder Gottes sind, so können wir nach dem Völkerapostel Gott unseren Vater nennen. Wir brauchen vor dem allmächtigen Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, der von Ewigkeit her ist, keine Angst haben. Dank des Heiligen Geistes sind wir keine Knechte mehr, sondern die von Gott angenommenen Kinder. „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, sodass ihr immer noch Furcht haben müsstet, sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm 8,15). Der Heilige Geist lässt uns die Größe unserer christlichen Berufung verstehen: Wir sind Kinder Gottes; Söhne und Töchter im eingeborenen Sohn Gottes, Jesus Christus. Von hier kommt die Wahrheit, welche die Christen ihr ganzes Leben hindurch bewahren müssen: wir alle haben einen einzigen Vater, den im Himmel, daher sind wir alle Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben.

Die christliche Tradition hat vom Buch des Propheten Jesaja inspiriert das Wirken des Heiligen Geistes in sieben Gaben zusammengefasst, die der Geist den Christen vor allem im Sakrament der Firmung schenkt. Sie sind gut bekannt: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit, Gottesfurcht. In der vorbereitenden Katechese habt ihr über jede dieser Gaben nachgedacht. Aber sie bleiben eine wesentliche Aufgabe, die während Eures ganzen Lebens lebendig gehalten werden muss.

Möglicherweise sind diese Begriffe etwas abstrakt. Aber der Heilige Geist ist eine sehr konkrete Wirklichkeit, die unsere Herzen durchdringt und unsere ganze Existenz verwandelt. Diese Dimension müssen wir verstehen, wenn wir die Früchte des Heiligen Geistes in den Herzen der Gläubigen in den Blick nehmen, die nach dem Heiligen Paulus folgende sind: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue“ (Gal 5,22). Wer liebt, wer im Frieden mit sich und den anderen ist, der ist auch freundlich und gut, der ist treu und gütig, der ist in der Lage, sich zu beherrschen, der ist unter dem segensreichen Einfluss des Heiligen Geistes. Das können wir alle sein, aber besonders Ihr Firmlinge. Lassen wir uns also vom Heiligen Geist beseelen, damit wir in unserem christlichen Leben reiche Frucht bringen.

3. Zeugen des Herrn Jesus sein.

Das Sakrament der Firmung prägt in die Seele eines jeden Firmlings ein unauslöschliches Siegel ein, das man nur ein einziges Mal im Leben empfangen kann. Damit gehört Ihr Gott, liebe Firmlinge, er verpflichtet sich Euch. Er ist treu und steht treu zu diesem sakramentalen Bund, der sich heute erfüllt. Das ist wichtig zu wissen, vor allem dann, wenn Ihr Euch möglicherweise im Laufe des Lebens von der Kirche und auch vom Herrn Jesus und dem Heiligen Geist entfernt. Ihr könnt immer zu Gott zurückkehren, der Euch mit Liebe und Barmherzigkeit begleitet und Euch aufs Neue die nötige Gnade schenken wird, um lebendige Glieder der Kirche zu werden, die einig, heilig, katholisch und apostolisch ist.
Vor seiner Rückkehr in den Himmel hat der auferstandene Jesus das

Kommen des Heiligen Geistes versprochen und den Jüngern aufgetragen, seine Zeugen zu sein: „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde“ (Apg 1,18).

Liebe Firmlinge, auch Ihr seid gerufen, Zeugen Jesu Christi im Schoß Eurer Familien sein, in der Schule, in der Pfarrgemeinde und überall da, wo ihr lebt und arbeitet. Hierfür empfangt Ihr den Heiligen Geist im Sakrament der Firmung, um Zeugen des Herrn Jesus in der heutigen Gesellschaft sein zu können, die voller Herausforderungen ist. Wir brauchen aber keine Angst zu haben, denn wir sind nicht allein. Ganz besonders wird der auferstandene Herr Jesus immer mit uns sein und stets gegenwärtig, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Er selbst hat versprochen, mit uns zu sein „alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).

Wir alle werden beten, daß dies Wirklichkeit wird. Mit unserem Gebet auf der Pilgerschaft auf dieser Erde hin zur Heimat im Himmel vereint sich das Gebet aller Heiligen, Eurer Namenspatrone und besonders das der seligen Jungfrau Maria, der Mutter Jesu und unsere Mutter, der Mutter der Kirche. Sie war mit den Aposteln im Abendmahlssaal, als der Heilige Geist herabkam. Sie ist geistlich gegenwärtig auch inmitten dieser Pfarrgemeinde, die heute ähnlich versammelt ist, wie jene Gemeinschaft damals im Obergemach im Haus in Jerusalem versammelt ist, wo der Heilige Geist herabgekommen war. Ihrer Fürsprache vertrauen wir in besonderer Weise die Firmlinge an, damit sie immer mehr zu Zeugen Jesu Christi werden mit der Hilfe des Heiligen Geistes, der Tröster ist und den der Vater bald im Namen Jesu senden wird, auf daß „er euch alles lehren“ möge (Joh 14,26). Amen.

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