Predigt von Nuntius Eterovic am Dreifaltigkeitssonntag

Apostolische Nuntiatur, 26. Mai 2024

(Apg 1,15-17.20-26; Ps 113; Joh 15,9-17)

„Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird“ (Joh 15,11).

Liebe Schwestern und Brüder!

Mit der ganzen Kirche feiern wir dankbar und voller Freude das Hochfest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit: Vater und Sohn und Heiliger Geist. Dieses Fest wird nach dem Osterfestkreis mit der Feier der Auferstehung und Himmelfahrt unseres Herrn Jesus Christus und einen Sonntag nach dem Hohen Pfingstfest begangen, wo das Kommen des Heiligen Geist auf die Apostel und die Jünger Jesu in Jerusalem gefeiert wird. Das liturgische Jahr der Kirche erreicht mit diesem Sonntag einen Zielpunkt, denn die heutige Feier erlaubt uns, gemeinsam auf das Geheimnis des dreieinen Gottes zu schauen, das Jesus Christus offenbart hat. Zugleich aber ist die Allerheiligste Dreifaltigkeit der feste Ausgangspunkt im Leben der Kirche und des christlichen Lebens, das sich ohne die tiefe Beziehung mit Vater, Sohn und Heiligem Geist nicht vorstellen lässt.

Die Lesungen, welche die Kirche zum heutigen Sonntag vorlegt, erlauben uns, in das große Geheimnis unseres Glaubens vorzudringen, indem wir über Gott nachdenken, der einer ist in der einen Natur und dreifaltig in den drei Personen. Wir folgen vor allem dem Abschnitt aus dem Matthäusevangeliums, das wir gehört haben.

Taufen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes (Mt 28,19).

Diese Wendung „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ findet sich in dieser feierlichen Form nur am Ende des Matthäusevangeliums. Auch in den übrigen Schriften des Neuen Testamentes spricht man von den Personen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, doch nicht auf jene Formel gebracht, die wir die Taufformel nennen können, denn der Evangelist verbindet sie mit dem grundlegenden Sakrament unseres Glaubens, nämlich der Taufe. So schreibt beispielsweise der heilige Paulus über unsere göttliche Kindschaft, die das Werk des Heiligen Geistes ist: „Denn die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes“ (Röm 8,14). Gott meint in diesem Zusammenhang Gottvater. Das wird mit der folgenden Aussage klar: „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, sodass ihr immer noch Furcht haben müsstet, sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater“ (Röm 8,15). Der Völkerapostel fügt in dieses Geheimnis die Person Jesu Christi ein: „Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden“ (Röm 8,17). Der Herr Jesus hat seinen Jüngern während seines öffentlichen Wirkens das Geheimnis des dreieinen Gottes offenbart, was die Schriften des Neuen Testamentes, vor allem die Evangelien bezeugen. Oft spricht er von Gott seinem Vater und lehrt die Jünger, dass dieser auch ihr Vater, das heißt der Vater aller Menschen ist. Darüber hinaus verheißt er die Sendung des Heiligen Geistes nach seiner Rückkehr in die Herrlichkeit des Himmels, wo er zur Rechten des Vaters sitzt. Der Geist Jesu Christi soll uns in der ganzen Wahrheit leiten (vgl. Joh 16,13). Die Tradition der Kirche bewahrt diese Wahrheit über Gott als großen Schatz. Er ist keine einsame Gestalt, sondern in Gemeinschaft der drei Personen, wo eine jede ihre Zuschreibung hat, auch wenn die Werke Gottes nach außen nicht unterschieden und ungeteilt sind. So gilt der Vater als Schöpfer von Himmel und Erde, wie auch des Menschen; Jesus Christus ist der Erlöser, der uns von Sünde und Tod befreit hat und uns die Auferstehung und das ewige Leben verheißt; der Heilige Geist ist es, der heiligt und in unsere Herzen die Liebe zu Gott und dem Nächsten eingießt. Die Christen sind gerufen, diese frohe Botschaft der ganzen Welt und jedem Menschen zu verkünden, denn dies ist der Auftrag des auferstandenen Herrn, der seinen Aposteln gesagt hat: „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19).

Gehen, lehren, taufen

Die drei Verben zeigen die dynamische Dimension des christlichen Glaubens. Den Christen ist der große Schatz des Glaubens an die Allerheiligste Dreifaltigkeit anvertraut, für sie selbst, aber auch, um sie anderen Menschen, denen sie im Laufe ihres Lebens begegnen, weiterzusagen, angefangen bei den eigenen Angehörigen und den Freunden. Denn das Evangelium, die gute Nachricht, ist für alle Völker und alle Nationen bestimmt. Die Worte des Herrn Jesus sind lebendig und wirksam (vgl. Hebr 4,12). Sie spiegeln die Macht, die der Vater ihm übertragen hat: „Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde“ (Mt 28,18). Der Auftrag des Auferstandenen an die Apostel mündet in die große Missionsbewegung der Kirche, von ihrem Anfang bis zum Ende unserer Tage. Die Jünger Jesu haben die Weisung Jesu in die Tat umgesetzt und sind in die ganze damals bekannte Welt hinausgezogen. Der heilige Jakobus der Ältere kehrte, nachdem er das Evangelium in Spanien verkündet hatte, nach Jerusalem zurück und erlitt dort als erster der Apostel etwa im Jahr 42 n.Chr. das Martyrium. Die heiligen Apostel Petrus und Paulus sehen wir in Rom, der Hauptstadt des Römischen Reiches, wo sie das Evangelium verkünden und ihre Predigt mit dem Opfer ihres Lebens besiegeln. Der heilige Petrus wurde kopfüber gekreuzigt, während der heilige Paulus mit dem Schwert enthauptet wurde. Der heilige Thomas zog bis nach Indien. Die Apostel lehrten die Menschen und bildeten Personen, deren Herzen der Heilige Geist schon berührt hatte. Sie waren somit schon bereitet für die Verkündigung des Evangeliums, das sie freudig angenommen hatten. Das Zeichen der Unterscheidung war die Taufe, die im Namen des Vaters, des Sohnes und Heiligen Geistes geschah.

Kirche im Aufbruch

Der Heilige Vater Franziskus spricht oft von der Kirche im Aufbruch. Das steht in der Tradition der Weisung des Herrn Jesus, die wir im Evangelium gehört haben und die wiederum mit drei Verben gekennzeichnet werden kann: gehen, verkünden, taufen.

Liebe Schwestern und Brüder, der Auftrag des Herrn Jesus ist sehr aktuell. Nach fast zwei Jahrtausenden der Evangelisierung liegt der Anteil der Christen an der Weltbevölkerung lediglich bei 33 Prozent. Daher ist die Mission ad gentes, das heißt bei denen, die Christus und sein Evangelium noch nicht oder auch nicht mehr kennen von großer Dringlichkeit. Wir danken Gott für die Großherzigkeit so vieler Missionare, die auch heute das Gebot des Herrn Jesus in vielen Ländern in die Praxis umsetzen und dabei oft ihr Leben riskieren. Zugleich erflehen wir von der großen Barmherzigkeit Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes die Gabe von neuen und heiligen Berufungen von Menschen, die imstande sind, das Evangelium den Schwestern und Brüdern zu verkünden, die auf eine Heilsbegegnung mit dem Herrn Jesus warten, der von sich sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Dabei ist das Evangelium ein Vorschlag, kein Zwang; die Kirche weist jede Form von Proselytismus von sich.

Das Wort Gottes meint jeden von uns. Jeder Getaufte ist gerufen, an der Sendung der Kirche teilzunehmen, die Jesus sehr klar und deutlich angezeigt hat. In unserer säkularisierten Welt, in der zudem die Zahl der Migranten, die nicht getauft sind, steigt, braucht es daher auch in unseren wenigstens formal christlichen Ländern eine erneute Mission.

Vertrauen wir diese Überlegungen der Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, der Mutter der Kirche, damit wir immer mehr den dreieinen Gott preisen, vor allem durch ein christliches Leben. Das bedeutet, wir wollen uns dem Urgrund der Liebe unseres Gottes in Vater, Sohn und Geist anvertrauen, dessen Anliegen unser Heil ist und der „will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,4). Um diese Heilsgabe flehen wir heute in besonderer Weise und sind für die Formel dankbar und froh, mit der die Kirche jeden Tag den dreieinen Gott lobt und preist und die uns herzlich vertraut ist: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.“ Amen.

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