Predigt von Nuntius Eterovic am Fest der Taufe des Herrn

Berlin, 13. Januar 2019

(Jes 40,1-5.9-11; Ps 104; Tit 2,11-14; 3,4-7; Lk 3,15-16.21-22)

„Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Lk 3,22).

Liebe Brüder und Schwestern!

Mit dem heutigen Fest der Taufe des Herrn endet liturgisch die Weihnachtszeit. Jesus hatte 30 Jahre in Nazareth verbracht und nun, nachdem er im Jordan getauft worden ist, beginnt sein öffentliches Wirken. Ich möchte mit Euch über das Wort Gottes nachdenken, das verkündet wurde, und bei zwei Aspekten verweilen: bei der Beschreibung der Taufe Jesu (I) und bei der Bedeutung der Taufe, die jeder von uns am Beginn unseres christlichen Lebens empfangen hat (II).

1. Die Taufe Jesu.

Der Abschnitt aus dem Lukasevangelium beschreibt prägnant die Taufe des Herrn Jesus. Sie geht einher mit der Prophezeiung von Johannes dem Täufer. In Demut, die ihn charakterisiert, hat der Vorläufer erkannt, nicht selber der Christus zu sein, sondern daß der die nahe Ankunft des Messias anzukündigen hatte, und er erklärt sein Wirken mit den Worten: „Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen“ (Lk 3,16). Mit der Taufe Jesu hat sich diese Prophetie erfüllt. Als Jesus nach der Taufe betete, „öffnete sich der Himmel und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Lk 3,21-22). Hiermit wird uns die Allerheiligste Dreifaltigkeit offenbart, die das Leben und die Mission Jesu Christi kennzeichnen. Der Vater erkennt ihn als seinen geliebten Sohn an. Im Zusammenhang mit dem heutigen biblischen Text können wir davon ausgehen, daß dem Vater die demütige Haltung seines eingeborenen Sohnes gefallen hat. Er wartete geduldig inmitten des Volkes bis er an der Reihe war, im Jordan getauft zu werden. Die Taufe des Johannes galt der Umkehr und der Vergebung der Sünden (vgl. Lk 3,7-9). Der Herr Jesus war ohne Sünde und brauchte daher nicht getauft zu werden. Er aber wollte sich mit uns sündigen Menschen solidarisieren, um zu zeigen, daß er die Sünde der Welt auf sich nimmt, die Sünden von uns allen (vgl. Joh 1,29), und uns nicht nur die Befreiung von Sünde und Schuld schenkt, sondern auch das ewige Leben. Mit dem Eintauchen in die Fluten des Jordan hat Jesus sodann das Sakrament der Taufe eingesetzt. Jesus hat außerdem nach der Taufe gebetet. Das Gebet war sein regelmäßiger Kontakt mit Gottvater. Und im Zusammenhang mit dem Gebet geschieht die Offenbarung des dreieinen Gottes. Das Gebet erlaubt dem Beter, sein Herz zu weiten und darin Platz für den Heiligen Geist zu schaffen, der den Menschen zur Begegnung mit Gott dem Vater führt. Jesus hat den Heiligen Geist empfangen und wurde auf diese Weise zum Priester, Propheten und König gesalbt. Mit dem Heiligen Geist empfing Jesus zudem das Feuer, das jede Sünde im reuigen Menschen verbrennt, der den Ruf annimmt, umzukehren und dem Evangelium zu glauben (vgl. Mk 1,15). Durch die Annahme Gottvaters und in der Liebe des Heiligen Geistes ist Jesus bereit, seine öffentliche Mission anzutreten und das Evangelium zu verkünden, die gute Nachricht für die im materiellen und geistlichen Sinne Armen.

2. Das Wesen der Taufe.

Wir alle wurden kurze Zeit nach unserer Geburt getauft. Es handelt sich um eine schöne und bezeichnende christliche Haltung, weil man sich bewußt ist, nach dem Geschenk des physischen Lebens ist auch das Leben der sakramentalen Gnade nötig. Die umsonst geschenkte Gnade Gottes haben wir nicht verdient, wie wir in der zweiten Lesung aus dem Titusbrief gehört haben. Denn der Vater hat uns „gerettet - nicht aufgrund von Werken der Gerechtigkeit, die wir vollbracht haben, sondern nach seinem Erbarmen - durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung im Heiligen Geist. Ihn hat er in reichem Maß über uns ausgegossen durch Jesus Christus, unseren Retter“ (Tit 3,5-6). Durch die Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes sind wir Kinder Gottes geworden. Das bezeichnet eine große Würde, die aber auch praktische und konkrete Konsequenzen hat. Die Christen sind aufgefordert, in Einklang mit der empfangenen Berufung zu leben, gleichförmig mit Jesus Christus zu werden, was bedeutet, daß „wir heilig und untadelig leben vor ihm. Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt“ (Eph 1,4-5). Im Titusbrief können wir auch folgende Ermahnungen lesen, die im negativen Sinne aufgelistet werden, denn wir sind aufgefordert, „uns von der Gottlosigkeit und den irdischen Begierden loszusagen“, und im positiven Sinne ist uns aufgetragen, „besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben“ (Tit 2,11). Darüber hinaus ermahnt uns der inspirierte Autor, daß jeder „voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun“ (Tit 2,14). Hierbei handelt es sich um ein Programm des christlichen Lebens, das in unserer mit der Taufe empfangenen Würde begründet ist. Dieser Lebensstil erlaubt uns außerdem, in Frieden durch diese Welt zu pilgern, die oft so voller Hindernisse und Versuchungen ist, um zum wahren Ziel im Himmel zu gelangen, „während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten: auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus“ (Tit 2,13).

Ich möchte die Aufmerksamkeit auf die Vieldeutigkeit des Wortes „Gottlosigkeit“ lenken, das im Vergleich zu den übrigen Forderungen im Titusbrief, die sich leichter verstehen lassen, durchaus rätselhaft scheint. Heute kann Gottlosigkeit bedeuten: Atheismus, Religionslosigkeit, Unglaube, religiöse Gleichgültigkeit. Das Wort Gottes fordert uns daher auf, diese negativen Haltungen nicht einzunehmen und Gott für das Geschenk des Glaubens zu preisen. Wir sind uns der Begrenztheit bewußt und erneuern daher unsere Bitte mit den Worten des Vaters des vom bösen Geistern besessenen Jungen: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben“ (Mk 9,24).

Liebe Brüder und Schwestern, vertrauen wir die Erfüllung dieser guten Vorsätze der Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, der Mutter der Kirche, damit wir dem Herrn immer mehr für das Geschenk des Taufsakramentes danken. Allein in Ihm können auch wir an der Liebe von Gottvater teilhaben, die mit den Worten ausgedrückt ist: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Lk 3,22). Erflehen wir die Fürsprache derer, die „voll der Gnade“ ist (Lk 1,28), damit wir das Wesen der Taufe in unserem alltäglichen Leben, in den Beziehungen mit den Menschen, die uns nah oder fern sind, in die Tat umsetzen können. Amen.

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