Predigt von Nuntius Eterovic am Festtag des Sel. Kardinals Alojzije Stepinac (deutsch)
Kroatische Katholische Mission München, 13. Februar 2022
(Jer 17,5-8; Ps 1; 1 Kor 15,12.16-20; Lk 6,17.20-26)
Auf Dich, o Herr, habe ich vertraut – In te Domine speravi
Liebe Brüder und Schwestern,
eben hörten wir die Seligpreisungen aus dem Evangelium nach dem heiligen Lukas: Selig, die ihr arm seid, die ihr hungert, die ihr jetzt weint, die ihr von den Menschen gehasst werdet (vgl. Lk 6,20-22). Vollkommen verwirklicht wird der Inhalt der Seligpreisungen in Jesus Christus, der als einziger heilig ist. Aber auch in jedem Christen können diese Seligpreisungen durch die Kraft Gottes und die Gnade des Heiligen Geistes verwirklicht werden, was die Seligen und Heiligen verdeutlichen. Unter den jeweiligen kirchlichen und gesellschaftspolitischen Umständen suchten sie das von Jesus Christus verkündete und gelebte Ideal christlichen Lebens zu verwirklichen. Der selige Kardinal Alojzije Stepinac, der von 1937 bis 1960 Erzbischof von Zagreb war, strebte nach der Verwirklichung dieses Ideals. In seinem Bischofsmotto Auf dich, o Herr, habe ich vertraut entdecken wir ein Echo der Worte und des Geistes der Seligpreisungen. Er vertraute nicht auf Reichtum oder gesellschaftliche und politische Macht, sondern allein auf den Herrn. Das hat auch die Kirche offiziell anerkannt, indem ihn der heilige Johannes Paul II. am 3. Oktober 1998 im kroatischen nationalen Marienheiligtum Marija Bistrica seligsprach.
Von Herzen danke ich Pater Petar Klapež, dem Pfarrer der Kroatischen katholischen Mission in München, für die Einladung, dieser festlichen Eucharistiefeier am Festtag des seligen Alojzije Stepinac 2022 vorzustehen. Damit beginnt das Vorbereitungsjahr auf das 75-jährige Jubiläum Ihrer Gemeinde, das im kommenden Jahr 2023 am Festtag Ihres Schutzpatrons, des seligen Alojzije Stepinac, feierlich begangen wird. Gern habe ich diese Einladung angenommen, nicht nur aus tiefer Verehrung für die Person und das Wirken des seligen Kardinals Alojzije Stepinac, sondern auch um Ihnen die herzlichen Grüße des Heiligen Vaters Papst Franziskus zu übermitteln, den ich die Ehre habe in der Bundesrepublik Deutschland zu vertreten, und um Ihnen am Schluss der Heiligen Messe den Apostolischen Segen zu spenden. Mehrfach habe ich mit Papst Franziskus über den seligen Alojzije Stepinac gesprochen. Ich habe ihm berichtet, dass ungefähr 500.000 kroatische Katholiken in Deutschland ebenso wie ihre Landsleute in der Heimat und auf der ganzen Welt die Heiligsprechung unseres Seligen erwarten. In fast jeder Kirche in Deutschland, in der sich kroatische Gläubige versammeln, befindet sich ein Bild oder eine Statue des seligen Alojzije. In seiner Antwort erwähnte Papst Franziskus die Gemischte Kommission aus Vertretern der Kroatischen Bischofskonferenz und der Serbisch-orthodoxen Kirche unter Vermittlung des Heiligen Stuhls. Neben ihrem historischen Quellenstudium, um eventuell unterschiedliche Standpunkte zu überwinden, ermunterte der Heilige Vater die Vertreter der Katholischen Kirche, daran zu arbeiten, die Gläubigen noch besser mit dem heldenhaften Zeugnis des seligen Alojzije vertraut zu machen und seine Verehrung zu fördern. Wir danken dem Dreieinigen Gott, dass das auch in unserer heutigen Eucharistiefeier geschieht.
Auf dich, o Herr, habe ich vertraut. Der selige Alojzije lebte in schweren, von totalitären Regimen gekennzeichneten Zeiten. Der heilige Johannes Paul II. hat das in seiner Predigt anlässlich der Seligsprechung gut herausgearbeitet: „In der Gestalt des neuen Seligen findet sich sozusagen die ganze Tragödie zusammengefasst, die das kroatische Volk und Europa in diesem (20.) Jahrhundert erfasst hat, das von den drei großen Übeln des Faschismus, des Nationalsozialismus und des Kommunismus geprägt ist.“ So folgte der Bischof von Rom geistlich seinem Vorgänger Papst Pius XI. (1922-1939), der diese drei totalitären Ideologien verurteilt hatte: den Faschismus am 29. Juni 1931 durch die Enzyklika Non abbiamo bisogno (Wir haben keinen Bedarf); den Nationalsozialismus am 14. März 1937 durch die Enzyklika Mit brennender Sorge; und den Kommunismus am 19. März 1937 durch die Enzyklika Divini Redemptoris (Die Verheißung eines Erlösers). Da der selige Alojzije Stepinac am 11. Oktober 1946 unter dem kommunistischen Regime in der Föderalen Volksrepublik Jugoslawien zu einer „Freiheitsstrafe mit Zwangsarbeit von 16 Jahren und dem Verlust der politischen und bürgerlichen Rechte für weitere fünf Jahre“ verurteilt worden war, ist es notwendig, auf zwei wesentliche, negative Kennzeichen dieses Regimes einzugehen: Lüge und Gewalt.
Lüge. In seiner Verurteilung des Kommunismus wies Pius XI. auf die grundlegende Lüge dieser Ideologie hin, nämlich die Verleugnung Gottes, des Schöpfers und Richters aller Menschen: „Dieses erhabenste Wesen, Gott, ist die unbedingte, unwiderrufliche Verwerfung der schamlosen Lügen des Kommunismus. Wahrlich, nicht weil Menschen es glauben, ist Gott; sondern weil er existiert, darum glauben und beten alle, die nicht mit Wissen und Willen ihr Auge vor der Wahrheit verschließen“ (DR 26). In der Enzyklika erwähnt Pius XI. auch die lügnerische kommunistische Idee der Erlösung und des Mystizismus: „Ein falsches Ideal von Gerechtigkeit, Gleichheit und Brüderlichkeit in der Arbeit durchglüht seine gesamte (kommunistische) Lehre und Tätigkeit mit einem gewissen Mystizismus, der die mit trügerischen Versprechungen gewonnenen Massen in den suggestiv um sich greifenden Enthusiasmus einer mitreißenden Bewegung versetzt“ (DR 8). Der selige Kardinal Alojzije Stepinac selbst war der Auffassung, dass „der Kommunismus die Inkarnation der Lüge, die Fleisch gewordene Lüge ist“ (Predigt zum Abschluss des Eucharistischen Kongresses in Začretje, 1. September 1940).
Derart strenge Bewertungen des Kommunismus finden sich auch in anderen, weltlichen Zeugnissen. Zum Beispiel beschrieb Ante Ciliga (1898-1992), ein Kroate aus Istrien, vormals Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ), nach dramatischen Erfahrungen in der Sowjetunion den Zustand in diesem großen Land in dem Buch Im Land der verwirrenden Lüge (Au pays du grand mensonge), das er 1938 in Paris veröffentlichte. Es war eine der ersten systematischen Kritiken des Kommunismus, besonders des stalinistischen Terrors, die auch durch die Tatsache überzeugte, dass sie von einem ehemaligen Bolschewik stammte.
Aus persönlicher Erfahrung sind uns Älteren die Lügen des jugoslawischen Kommunismus bekannt. In der Schule lernten wir zum Beispiel, dass die Sozialistische Föderale Republik Jugoslawien die nationale Frage und die Beziehungen zwischen den verschiedenen Völkern und Nationalitäten auf vorbildliche Weise gelöst habe. Wir wussten alle, dass das nicht wahr ist, was übrigens auch durch die tragischen Kriege auf dem Gebiet dieses Staates in den Neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts erwiesen ist.
Gewalt. In der erwähnten Enzyklika Divini Redemptoris verurteilte Papst Pius XI. die Gewalt des bolschewistischen und atheistischen Kommunismus in der Sowjetunion (DR 3) und in Spanien (DR 20). Unter anderem schreibt er: „So ist im Lauf der Jahrhunderte eine Umwälzung auf die andere gefolgt, bis auf die Revolution unserer Tage, die sozusagen überall bereits tobt oder doch ernsthaft drohend vor uns steht, an Ausmaß und Heftigkeit überbietend, was früher an Kirchenverfolgungen erlebt wurde. Ganze Völker laufen Gefahr, in eine noch grauenvollere Unkultur zurückzusinken als jene war, die noch über dem größeren Teil des Erdkreises lag, da der Erlöser erschien“ (DR 2).
Diese prophetischen Worte bestätigt auch Das Schwarzbuch des Kommunismus: Unterdrückung, Verbrechen und Terror verschiedener Autoren (Stéphane Courtois; Nicolas Werth; Jean-Louis Panné; Andrzej Paczkowski; Karel Bartosek; Jean Louis Margolin), das 1997 in Frankreich (Éditions Robert Laffont) veröffentlicht wurde. Nach ihren Forschungen forderte der Kommunismus auf der Welt 85.000.000 Opfer.
Leider bekamen auch die Kroaten, wie die Katholische Kirche, besonders in Kroatien und in Bosnien und Herzegowina, die kommunistische Gewalt zu spüren. Es genügt, an die zehntausende Opfer von Bleiburg und auf dem Kreuzweg nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu erinnern, als gegenüber den Gefangenen keinerlei Grundsätze der Menschlichkeit oder des internationalen Rechts eingehalten wurden. Priester und Ordensleute nahm die kommunistische Staatsmacht besonders ins Visier. Insgesamt wurden 663 katholische Priester und Ordensleute getötet, darunter 88 Theologiestudenten und Seminaristen und 31 Ordensfrauen. 240 Priester und Ordensleute wurden von den kommunistischen Machthabern bis Mai 1945 liquidiert, und 263, was es für das jugoslawische Regime noch katastrophaler macht, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, außerdem zwölf während des Wehrdienstes in der jugoslawischen Armee JNA (vgl. Petar Bezina, Slobodna Dalmacija, 22. Februar 2011).
Die erwähnten Kennzeichen des Kommunismus: Lüge und Gewalt kamen auch während des politisch manipulierten Prozesses gegen den Erzbischof von Zagreb Alojzije Stepinac zum Vorschein. Wie oben erwähnt wurde er 1946 in einer Zeit blutiger Verfolgung der Katholischen Kirche durch die kommunistischen Machthaber in Jugoslawien verurteilt. Der Präsident auf Lebenszeit der Sozialistischen Volksrepublik Jugoslawien brach Anfang 1948 mit Stalin und der Komintern, dies bezog sich nur auf die internationalen Beziehungen, während innenpolitische Abrechnungen auch weiterhin mit stalinistischen Methoden geführt wurden. Man erinnere sich nur an das Konzentrationslager und Gefängnis Goli otok, das 1949 gegründet wurde und bis 1956 in Betrieb war, als es in eine Jugendstraf- und Besserungsanstalt umgewandelt wurde, die erst 1988 abgeschafft wurde.
In dieser Atmosphäre von Lüge und Gewalt fand ein Prozess gegen den Erzbischof von Zagreb statt, bei dem es sich um eine Farce handelte. Sogar der Staatsanwalt Jakov Blažević bestätigte, dass alles anders gekommen wäre, „wenn Stepinac flexibler gewesen wäre und wenn ihn der Heilige Stuhl aus dem Amt des Erzbischofs von Zagreb entfernt hätte“ (Juraj Batelja, Komunistički progon i mučeništvo blaženoga Alojzija Stepinca, S. 95). Und einer der Führer der Kommunistischen Partei Jugoslawiens, Milovan Djilas, erklärte: „Um ehrlich zu sein, denke ich, und nicht nur ich, dass Stepinac ein integrer Mann ist, ein starker Charakter, der unmöglich gebrochen werden kann. Bei ihm handelte es sich wirklich um die Verurteilung eines Gerechten, aber wie oft geschah es in der Geschichte, dass gerechte Menschen aus politischer Notwendigkeit verurteilt wurden“ (Juraj Batelja, a.a.O., S. 52).
Mit Gottvertrauen ertrug der selige Kardinal Alojzije Stepinac die Erniedrigung, das Leiden, die erzwungene Trennung von den Gläubigen und Priestern des ihm teuren Erzbistums Zagreb während des Gefängnisaufenthalts bis 1951 und im Hausarrest in seinem Geburtsort Krašić bis zum Tod am 10. Februar 1960. Aufgrund seines heldenhaften Zeugnisses, dessen Ruf über die Grenzen Kroatiens und des kommunistischen Jugoslawiens hinausdrang, ernannte ihn der Diener Gottes Papst Pius XII. vor 70 Jahren zum Kardinal der Heiligen Römischen Kirche. Die Bekanntgabe der Ernennung wurde am 29. November 1952 veröffentlicht, und die Zeremonie der Verleihung der Kardinalsabzeichen folgte am 12. Januar 1953 in Rom, wobei unser Seliger an der Teilnahme gehindert war. Wegen seiner außerordentlichen Tugenden und des heldenhaften Zeugnisses für Jesus Christus und Seine Kirche sprach ihn der heilige Johannes Paul II. selig. Wegen seiner Liebe zur Heiligen Schrift, die er sehr gut kannte und an deren Lehre er sich hielt, nahm ihn Papst Benedikt XVI. in die Reihe vorbildlicher Heiliger im Kapitel Die Heiligen und die Auslegung der Heiligen Schrift des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens Verbum domini (Das Wort Gottes) mit diesen Worten auf: „Jeder Heilige ist wie ein Lichtstrahl, der vom Wort Gottes ausgeht: So denken wir [ … an die] Märtyrer des Nationalsozialismus und des Kommunismus, auf der einen Seite vertreten durch eine Karmelitin, die hl. Theresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein), und auf der anderen durch den Kardinalerzbischof von Zagreb, den sel. Alois Stepinac“ (VD 48).
Auf dich, o Herr, habe ich vertraut. Dieses historische Motto kann zu Beginn dieses Jahres des Gebets, des Nachdenkens und der Diskussion in Vorbereitung auf das 75-jährige Gründungsjubiläum der Kroatischen katholischen Gemeinde in München nützlich sein. Es ist besonders für junge Menschen nützlich, die mit dieser tragischen Periode der Weltgeschichte und der kroatischen Geschichte nicht hinreichend vertraut sind. Denn der selige Kardinal Alojzije Stepinac hat eine sehr große Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft der Katholischen Kirche besonders im kroatischen Volk. In diesem Zusammenhang sagte der heilige Johannes Paul II. anlässlich der Seligsprechung: „Mit seinem menschlichen und geistlichen Lebensweg gibt der selige Alojzije Stepinac seinem Volk eine Art Kompass an die Hand, an dem es sich orientieren kann“ (7. Oktober 1998). Diesen Kompass können wir auch dem Geistlichen Testament entnehmen, das der selige Alojzije Stepinac am 28. Mai 1957 verfasste. Darin formulierte er fünf Appelle an die Gläubigen, die auch heute noch äußerst aktuell sind.
Der selige Kardinal Alojzije Stepinac stellte den Glauben an den Dreieinigen Gott an die erste Stelle, als ersten Appell: „Das, was der heilige Paulus den Philippern zurief, rufe auch ich euch zum Abschied zu: „Steht fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn!“ (Phil 4,1) Nur in Gott ist sowohl euer zeitliches als auch euer ewiges Glück. Außerhalb von Gott gibt es nichts außer Untergang.“
An zweiter Stelle lädt uns unser Märtyrer zur Treue zum Heiligen Vater und zum Heiligen Stuhl ein: „Bleibt daher um jeden Preis, wenn es sein muss auch um den Preis des Lebens, der Kirche Christi treu, an deren Spitze Petrus steht, der Papst als Oberhaupt.“ Der selige Alojzije Stepinac wurde gerade deswegen verfolgt, weil er der Katholischen Kirche und dem Bischof von Rom, dem Heiligen Vater und Papst, treu blieb, der ein wirkmächtiges Symbol der katholischen Gemeinschaft in der Liebe ist. Einer seiner kommunistischen Verfolger, der bereits erwähnte Milovan Djilas, gab zu: „Wir hätten nichts gegen seinen kroatischen Nationalismus gehabt, nur können wir seine Verbundenheit mit dem Papst in Rom nicht tolerieren. Wenn er nur eine von Rom getrennte kroatische Kirche ausgerufen hätte, hätten wir ihn in den Himmel gehoben“ (Juraj Batelja, a.a.O., S. 52).
Der dritte Appell betrifft die Verehrung der seligen Jungfrau Maria, der Mutter Jesu Chisti und unserer Mutter, die wir mit Stolz die Königin der Kroaten nennen: „Das Familienleben wäre schwer, wenn es keine Mutter gäbe. Die Kirche ist eine große Familie Gottes. Gott hat für eine Mutter dieser Familie gesorgt, und das ist die selige Jungfrau Maria, die Muttergottes und unsere Mutter.“
Der vierte Appell betrifft die gegenseitige geschwisterliche Liebe: „Weil Gott die Liebe ist, wie der Apostel sagt, liebt einander! Verhaltet euch immer geschwisterlich zueinander! Seid ein Herz und eine Seele! Aber liebt auch eure Feinde, denn das ist das göttliche Gebot. „Damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ (Mt 5,45)“
Der fünfte Appell drückt den Wunsch nach gegenseitigem Gebet aus. Im Bewusstsein seiner Unvollkommenheit und Begrenztheit als sündhafter, aber zur Heiligkeit berufener Mensch schrieb der selige Kardinal: „Erinnert euch von Zeit zu Zeit in den Gebeten an mich, euren Hirten in schweren Zeiten, dass mir der Herr gnädig sein möge. Ich hoffe, dass mir der barmherzige Jesus die Gnade schenken wird, dass ich immer im Himmel für euch alle beten kann, solange die Welt besteht und es unsere Diözese gibt, damit ihr alle das Ziel erreicht, für das Gott euch geschaffen hat.“
Dieser Geist des Evangeliums führte Kardinal Alojzije in schwierigen Situationen und herausfordernden Fragen zu einem gerechten Urteil. Er erklärte öffentlich: „Wir haben immer im öffentlichen Leben die Prinzipien des ewigen göttlichen Gesetzes betont ohne Rücksicht darauf, ob es sich nun um Kroaten handelte oder um Serben, Juden, Roma, Katholiken, Muslime, Orthodoxe oder andere“ (Predigt am Christkönigstag 1943). In der Verurteilung allen Unrechts, aller Irrtümer und Ideologien war er kühn und im Sinne des Evangeliums mutig. Erinnert sei nur an die Predigt am Christkönigstag 1942 in der Kathedrale von Zagreb, als das nationalsozialistische Deutschland militärisch noch voll im Aufwind war. Unerschrocken erklärte unser Erzbischof in aller Öffentlichkeit: „Jedes Volk und jede Rasse, die sich heute auf der Erde befindet, hat das Recht auf ein menschenwürdiges Leben und auf eine menschenwürdige Behandlung. Alle ohne Unterschied, seien sie Angehörige der Roma oder einer anderen Rasse, seien sie Schwarze oder manierliche Europäer, seien sie verhasste Juden oder stolze Arier, haben dasselbe Recht zu sprechen: ‚Vater unser im Himmel!ʻ (Mt 6,9) Aber wenn Gott allen dieses Recht gegeben hat, welche menschliche Gewalt kann es ihnen dann verweigern? Alle Völker ohne Unterschied, wie sie auch immer heißen mögen, haben dieselbe Pflicht, sich an die Brust zu schlagen und zu sagen: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!“ (Mt 6,12) Deshalb hat die katholische Kirche immer alles Unrecht und alle Gewalt verurteilt, und sie verurteilt sie auch heute, die man im Namen von Theorien über Klassen, Rassen oder Volkszugehörigkeiten begeht. Man kann nicht die Intelligenz vom Angesicht der Erde tilgen, weil das vielleicht der Arbeiterklasse gefällt, wie es der Bolschewismus gelehrt und getan hat. Man kann nicht die Roma oder die Juden vom Angesicht der Erde tilgen, weil man sie für inferiore Rassen hält. Wenn die Prinzipien der Rassentheorien, die jeglicher Grundlage entbehren, leichtfertig angewendet werden, besteht denn dann für irgendein Volk noch irgendeine Sicherheit auf der Welt?“ Aus der Reaktion des Deutschen Bevollmächtigten Generals im Unabhängigen Staat Kroatien, Edmund Glaise von Horstenau, der kommentierte: „Wenn ein Bischof in Deutschland so gesprochen hätte, wäre er nicht lebend von der Kanzel heruntergekommen“, lässt sich leicht schließen, dass der Erzbischof von Zagreb einer der wenigen Hirten war, die so klar und deutlich die Rassen- und Klassenideologien und -irrtümer verurteilten. Wir danken dem Herrn, dass unser seliger Kardinal Alojzije Stepinac im damaligen versklavten Europa derart unerschrocken die Wahrheit über Gott und den Menschen verkündete und deshalb auch den Märtyrertod erlitt. Wir sind stolz auf dieses leuchtende Beispiel. Mit der Gnade Gottes und auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria wollen wir uns bemühen, ihm in unserem persönlichen, familiären und gemeinschaftlichen Leben nachzufolgen. Aus eigener Kraft könnten wir das nicht erreichen. Öffnen wir deshalb unsere Herzen und Seelen dem Heiligen Geist, damit auch wir Heilige werden können, indem wir nach dem Motto des seligen Kardinals Alojzije leben: Auf dich, o Herr, habe ich vertraut – In te Domine speravi. Amen.