Predigt von Nuntius Eterovic am Hochfest der der Apostel Petrus und Paulus

Katholische Akademie Berlin, 29. Juni 2018

(Apg 12,1-11; Ps 34; 2 Tim 4,6-9.17-18; Mt 16,13-19)

„Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16). 

Liebe Schwestern und Brüder!

Das Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus lädt uns auch in diesem Jahr dazu ein, über die beiden Apostel, die Säulen der Katholischen Kirche, nachzudenken, die in besonderer Weise in Rom gefeiert werden, in jener Stadt, wo die beiden durch das Blutzeugnis ihre Verkündigung des auferstandenen Herrn Jesus, der inmitten Seiner Kirche gegenwärtig ist, beglaubigt haben.

Bei dieser kurzen Reflexion folgen wir den biblischen Lesungen, die wir gehört haben, und verweilen bei den wesentlichen Aspekten der Mission des Heiligen Petrus (I) und des Heiligen Paulus (II), um sodann die Aktualität ihrer Charismen in der Mission des Bischofs von Rom und Hirten der Universalkirche herauszustellen (III).

1. Das Bekenntnis des Heiligen Petrus.

Auf die Frage Jesu: „Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“ (Mt 16,13) antwortet Simon Petrus: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16). Jesus Christus lobt Petrus für diese exakte Antwort, die ihm nicht menschliche Weisheit eingegeben hatte, sondern der himmlische Vater: „Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel“ (Mt 16,17). Auf das Bekenntnis des Petrus folgt die Verheißung Jesu, auf den Glauben des Petrus seine Kirche zu errichten. „Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Jesus verwendet das aramäische Wort, um den Felsen als Fundament seiner Kirche anzudeuten. Sie wird nämlich nicht auf Sand gebaut, sondern auf das feste Fundament eines Felsens. Darüber hinaus verheißt der Herr Jesus dem Petrus eine eigene Vollmacht, die an anderer Stelle auch auf das Kollegium der zwölf Apostel ausgedehnt wird (vgl. Mt 18,18): „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein“ (Mt 16,19).

Die erste Lesung aus der Apostelgeschichte lässt uns begreifen, daß es nicht leicht war, diesen Auftrag Jesu in die Praxis umzusetzen. Während der Verfolgung durch König Herodes wird der Apostel Petrus ins Gefängnis geworfen. Damit wird ihm unmöglich, seiner Sendung nachzukommen. Während Petrus im Gefängnis war, „betete die Gemeinde inständig für ihn zu Gott“ (Apg 12,5). Mit Hilfe eines Engels des Herrn wurde Petrus aus dem Gefängnis befreit und konnte die ihm vom Herrn Jesus anvertraute Mission fortsetzen. Durch die Kirchengeschichte hindurch hatten die Nachfolger des Heiligen Petrus vielfältige Schwierigkeiten, erlitten Verfolgungen, und viele von ihnen wurden Märtyrer.

2. Das Zeugnis des Heiligen Paulus.

In der zweiten Lesung wendet sich der Heilige Paulus mit einem sehr persönlichen Brief an seinen Schüler Timotheus. In gewisser Weise handelt es sich um das geistliche Testament des Apostels, der merkte, daß er sich dem Ende seines Lebens nähert. Das drückt er mit den typisch suggestiven Worten der Kultur jener Zeit aus: „Denn ich werde schon geopfert und die Zeit meines Aufbruchs ist nahe“ (2 Tim 4,6). Das Opfer, von dem Paulus spricht, ist das, was zu den für das Brandopfer bestimmten Lämmern als Trankopfer aus Wein, Wasser und Öl gegeben wurde (vgl. Ex 29,40), damit sie „zum beruhigenden Duft als Feueropfer für den HERRN“ werden konnten (Ex 29,41). Paulus verwendet die Wendung: „die Segel werden gesetzt“, womit der „nahe Aufbruch“ gemeint ist, die Zeit der letzten Navigation. Nachdem die Segel gesetzt worden waren und der Anker eingeholt ist, der das Schiff festhielt, war das Boot seines Lebens bereit, auf das riesige Meer der Ewigkeit auszulaufen. Als er auf das Vergangene zurückblickt, konnte der Heilige Paulus feststellen, daß er bis zum Ende gekämpft und sein Leben hingegeben hat, um Jesus Christus und sein Evangelium des Lebens zu verkünden: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt“ (2 Tim 4,7). Es kommen uns die Schwierigkeiten in den Sinn, die der Völkerapostel während der Evangelisierung zu bestehen hatte: die Mühen, die Gefangennahmen, die Schläge, die Todesgefahren: „Fünfmal erhielt ich von Juden die vierzig Hiebe weniger einen; dreimal wurde ich ausgepeitscht, einmal gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See. Ich war oft auf Reisen, gefährdet durch Flüsse, gefährdet durch Räuber, gefährdet durch das eigene Volk, gefährdet durch Heiden, gefährdet in der Stadt, gefährdet in der Wüste, gefährdet auf dem Meer, gefährdet durch falsche Brüder. Ich erduldete Mühsal und Plage, viele durchwachte Nächte, Hunger und Durst, häufiges Fasten, Kälte und Nacktheit. Um von allem andern zu schweigen, dem täglichen Andrang zu mir und der Sorge für alle Gemeinden“ (2 Kor 11,24-28). Er aber ist vom Siegespreis überzeugt, von der Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, ihm an jenem Tag schenken wird (vgl. 2 Tim 4,8), sowie allen, „die sein Erscheinen ersehnen“ (2 Tim 4,8). Der Text endet mit großem Vertrauen: „Der Herr wird mich allem bösen Treiben entreißen und retten in sein himmlisches Reich“ (2 Tim 4,18) und mit dem Lobpreis: „Ihm (dem Herrn) sei die Ehre in alle Ewigkeit“ (ebd.).

3. Das Charisma des Bischofs von Rom.

Das Hochfest der Heiligen Petrus und Paulus erinnert uns an deren Tod in Rom um das Jahr 67. Beide haben mit ihrem Leben Jesus Christus bezeugt und beide sind als Märtyrer gestorben. Die großartigen römischen Basiliken halten die Erinnerung an die großen Apostel lebendig, deren Sendung vollendet war. Nach dem Völkerapostel war ihm „das Evangelium für die Unbeschnittenen anvertraut ist wie dem Petrus für die Beschnittenen“ (Gal 2,7-8). Beide Charismen, das der Verkündigung des Evangeliums an die Juden und das an die Heiden, sind im Amt des Bischofs von Rom vereint, das derzeit von Papst Franziskus ausgeübt wird. Er ist der 265. Nachfolger des Heiligen Petrus, des ersten Papstes. Wie damals in Cäsarea Philippi, so ist es auch heute die Aufgabe des Bischofs von Rom, vor der Welt zu bekennen, daß Jesus Christus der Herr ist: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16). Die moderne Technik erlaubt es, daß diese Botschaft mittels der Kommunikationsmittel in alle Welt geht. Außerdem sind die Bischöfe von Rom seit dem Seligen Papst Paul VI. auf vielen apostolischen Reisen in der Welt unterwegs und folgen so der für den heiligen Apostel Paulus typischen Weise missionarischen Wirkens. Auf diese Weise haben sie den Auftrag erfüllt, ihre Brüder im Glauben zu stärken (vgl. Lk 22,32). Es handelt sich nicht um einen abstrakten Glauben, sondern um das Geschenk Gottes, das den Menschen auf seinem irdischen Pilgerweg hin zum himmlischen Vaterhaus erleuchtet und ihm klare Kriterien über die Natur und für seine Berufung gibt, wie auch zu den richtigen Beziehungen zum Nächsten, vor allem zu den Armen und Hilfsbedürftigen. Diesbezüglich sei mir erlaubt, zwei Aussagen des Heiligen Vaters Franziskus zu erwähnen.

Die erste bezieht sich auf die vom Schöpfer gewollte Natur der Familie. Als er daran erinnerte, daß man heute von verschiedenen Formen von Familien spricht, diversifizierte Familien, bekräftigte Papst Franziskus: „Ja, es ist wahr, das Wort „Familie“ ist ein analoges Wort, man spricht von der „Familie“ der Sterne, von der „Familie“ der Bäume, von der „Familie“ der Tiere ……. es ist ein analoges Wort. Aber die menschliche Familie als Abbild Gottes ist einzig die zwischen Mann und Frau. Einzig diese …. Sie ist ein Geheimnis: Der Heilige Paulus nennt sie ‚ein großes Geheimnis‘, ein tiefes Zeichen (vgl. Eph 5,32). Sie ist ein wahres Mysterium“ (Begegnung mit der Delegation des Forums der Familienverbände, 16. Juni 2018).

Die zweite Aussage bezieht sich auf das drängende Problem der Flüchtlinge. In seiner Ansprache nach dem Angelusgebet am Sonntag, den 17. Juni hat Papst Franziskus daran erinnert, daß am 20. Juni der „Weltflüchtlingstag begangen wird, der von den Vereinten Nationen eingerichtet wurde, um die Aufmerksamkeit auf jene zu lenken, die oft in großer Angst und unter Leiden leben, unsere Brüder und Schwestern, die aufgrund von Konflikten und Verfolgung gezwungen werden, aus ihrer Heimat zu fliehen“. Er mahnt sodann die Regierungen, innerhalb dieses Jahres den globalen Flüchtlingspakt zu verabschieden, „für eine sichere, geordnete und geregelte Migration“.

Liebe Brüder und Schwestern, vertrauen wir unsere Reflektionen der Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, der Mutter der Kirche und Königin der Apostel, damit wir alle vom Heiligen Geist erleuchtet werden, um immer besser die wesentliche Rolle des Bischofs von Rom für die Einheit in der Liebe der Katholischen Kirche zu verstehen. Ebenso möge unsere Einsicht in seine unverzichtbare Aufgabe für die Förderung des ökumenischen und interreligiösen Dialogs, wie auch seine Mission für den Frieden, die Gerechtigkeit und die Versöhnung zwischen den Menschen und mit dem Schöpfer wachsen. Bitten wir den allmächtigen Gott, den Vater, Sohn und Heiligen Geist für den Heiligen Vater Franziskus und für seine einmalige kirchliche und soziale Sendung in unserer Welt von heute. Amen.

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