Predigt von Nuntius Eterovic am Hochfest der Jungfrau und Gottesmutter Maria

Apostolische Nuntiatur, 1. Januar 2025

(Num 6,22-27; Ps 67; Gal 4,4-7; Lk 2,16-21)

Hochfest der Jungfrau und Gottesmutter Maria
Welttag des Friedens
Neujahr

„Gruß dir, heilige Mutter, du hast den König geboren, der in Ewigkeit herrscht über Himmel und Erde.“ (Eröffnungsvers).

Liebe Brüder und Schwestern!

An diesem ersten Tag des neuen Jahres, der auch der erste des Heiligen Jahres 2025 ist, preisen wir den dreieinen Gott für die Selige Jungfrau Maria, die Mutter Jesu und unsere Mutter. Wir wollen dieses Heilige Jahr unter ihrem mütterlichen Schutz beginnen. Zu dieser Haltung ermuntert uns das heutige Evangelium, wie auch die Lesung aus dem Brief des heiligen Paulus an die Galater. Im Evangelium wird beschrieben, wie Maria und Josef den Hirten aufmerksam im Stall mit der Krippe bei Bethlehem zuhören. Sie sind gekommen, um von der großen Freude zu berichten, die ihnen der Engel des Herrn verkündet hat: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr“ (Lk 2,11). Er hat auch gesagt, wie und woran sie es erkennen werden: „Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt“ (Lk 2,12). Der heilige Paulus hat seinerseits die Wahrheit Fleischwerdung auf objektive Weise beschrieben: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, 5 damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen“ (Gal, 4,4-5). Diese vom allmächtigen und guten Gott gesegnete Frau ist die Jungfrau und Mutter Maria. Sie wird zurecht die Mutter Gottes genannt, weil sie, nachdem sie vom Heiligen Geist schwanger geworden war, Jesus, welcher der Eingeborene Sohn des himmlischen Vaters ist, mit seinem menschlichen Leib geboren hat. Trotz dieser einzigartigen Berufung blieb Maria die demütige Magd des Herrn und stets bereit, in der Gnade und der Vertiefung des Glaubens an das Geheimnis der göttlichen Liebe zu wachsen. Das kann man aus der Beobachtung des Evangelisten Lukas schließen: „Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen“ (Lk 2,19). Maria, die Jesus geboren hat, dessen Name bedeutet: „Gott rettet“, ist für uns alle ein Beispiel des Glaubens und dessen inhaltlicher Vertiefung, sowohl in der Stille des eigenen Herzens wie in der kirchlichen Gemeinschaft.

„Vergib uns unsere Schuld, schenke uns deinen Frieden“.

Die Jungfrau Maria hat Jesus geboren, der nach einer Wendung des Propheten Jesaja „der Fürst des Friedens“ ist (Jes 6,5). Der Heilige Paulus wiederum nennt den Herrn Jesus „unseren Frieden“ (Eph 2,14). In diesen dramatischen Zeiten, in denen wir leben, ist diese Botschaft höchst aktuell. Denn leider gibt es weltweit derzeit etwa 56 kriegerische Auseinandersetzungen. Es genügt, an den tragischen Krieg in Ukraine zu denken, der aus der Aggression seitens der Russischen Föderation resultiert und fast drei Jahre andauert, wie auch an die Gewalt im Nahen Osten. In diese Situation hinein hat der Heilige Vater Franziskus seine Botschaft zum 58. Weltfriedenstag geschrieben mit dem Titel: „Vergib uns unsere Schuld, schenke deinen Frieden“. Der Papst hat dieses Schreiben adressiert „an die Staats- und Regierungschefs, an die Verantwortlichen der internationalen Organisationen, an die Oberhäupter der verschiedenen Religionen und an alle Menschen guten Willens“ (a.a.O., Nr. 15). Zu Beginn der Botschaft erinnert der Bischof von Rom und Hirte der Universalkirche daran, dass für die Katholische Kirche dieses Jahr ein Heiliges Jahr ist, „das der Hoffnung gewidmet ist“ (a.a.O., Nr. 1), und unterstreicht dessen Relevanz: „Auch heute ist das Heilige Jahr ein Ereignis, das uns dazu anspornt, auf der ganzen Erde die befreiende Gerechtigkeit Gottes zu suchen. Anstatt auf das Horn wollen wir zu Beginn dieses Gnadenjahres auf den verzweifelten Hilfeschrei hören, der wie die Stimme des Blutes Abels, des Gerechten, aus vielen Teilen der Erde aufsteigt (vgl. Gen 4,10) und auf den Gott ohne Unterlass hört. Wir wiederum fühlen uns berufen, uns zum Sprachrohr so vieler Situationen der Ausbeutung der Erde und der Unterdrückung unserer Nächsten zu machen. Diese Ungerechtigkeiten nehmen manchmal die Gestalt dessen an, was der heilige Johannes Paul II. als »Strukturen der Sünde« bezeichnete, da sie nicht nur auf die Ungerechtigkeit einiger weniger zurückzuführen sind, sondern sich gewissermaßen verfestigt haben und auf einer weitreichenden Komplizenschaft beruhen“ (a.a.O., Nr. 3). Um die spezifischen Aspekte dieses Themas anzudeuten, gebe ich hier lediglich die Untertitel an, die dazu ermuntern mögen, die ganze Botschaft des Heiligen Vaters zu lesen.

Nach der Einführung: „Auf den Schrei der bedrohten Menschheit hören“ stellt der Papst fest: „Ein kultureller Wandel: Wir sind alle Schuldner“. Sodann zeigt er auf: „Ein Weg der Hoffnung: drei mögliche Maßnahmen“, um abschließend zum Thema zu gelangen „Das Ziel des Friedens“. Die drei konkreten Aktionen, die der Papst der gemeinschaftlichen Aufmerksamkeit vorlegt und „die dem Leben ganzer Bevölkerungen ihre Würde zurückgeben und sie auf den Weg der Hoffnung zurückführen können“ (a.a.O., 11), lauten: 1. Der internationale Schuldenerlass für die armen Nationen, wobei gleichzeitig „eine neue Finanzarchitektur zur Schaffung einer globalen Finanzcharta entwickelt werden (muss), die auf Solidarität und Harmonie zwischen den Völkern beruht“. 2. In Anerkennung der menschlichen Würde von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod wird die „Abschaffung der Todesstrafe in allen Nationen“ gefordert. 3. „Die Einrichtung eines Weltfonds …, der den Hunger endgültig beseitigen und in den ärmsten Ländern Bildungsmaßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung ermöglichen soll, die dem Klimawandel entgegenwirken“, was in dieser von Kriegen gezeichneten Welt zukunftsweisend ist und wofür ein fester „Prozentsatz des Rüstungsetats“ zu verwenden wäre.

„Der Herr segne dich“ (Num 6,24).

Die heilige Jungfrau Maria gebar Jesus, der „kam und den Frieden verkündete“ (Eph 2, 17). „Frieden“ hat im Hebräischen „shalom“ (שָׁלוֹם) mehrere Bedeutungen. Es steht nicht nur für die Abwesenheit von Krieg, sondern meint auch Wohlstand, Wohlergehen, das gute Funktionieren aller Dinge, die Sicherheit eines Einzelnen oder einer Gruppe von Einzelpersonen. Wir hoffen auf genau diesen Frieden für alle Männer und Frauen unserer Welt. Wir vertrauen uns der mächtigen Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria, der Mutter des Fürsten des Friedens, an und erflehen den Segen für die Christen und alle Menschen guten Willens, indem wir den bekannten Priestersegen verwenden, den wir in der ersten Lesung aus dem Buch Numeri vernommen haben: „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden“ (Num 6, 24-26). Die dreifache Anrufung des Namens YAHWE auf die Menschen diente dazu, die persönliche Beziehung zwischen den gesegneten Menschen und Gott herzustellen. Er ist der Einzige, der in der Lage ist, sie von der Sünde zu befreien, ihnen sein Wohlwollen zu zeigen und ihnen zu helfen, wahren Frieden zu erlangen.

Wir beenden diese kurzen Überlegungen, indem wir das Gebet übernehmen, das Papst Franziskus für die oben genannte Botschaft zum Weltfriedenstag verfasst hat:

„Vergib uns unsere Schuld, Herr,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,
und schenke uns in diesem Kreislauf der Vergebung deinen Frieden,
jenen Frieden, den nur du geben kannst:
denen, die ihr Herz entwaffnen lassen,
denen, die voller Hoffnung ihren Brüdern und Schwestern die Schulden nachlassen wollen,
denen, die furchtlos bekennen, dass sie bei dir in Schuld stehen,
denen, die nicht taub bleiben für den Schrei der Ärmsten“ (a.a.O., Nr. 15).

Amen.

 

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