Predigt von Nuntius Eterovic am Montag der zweiten Adventwoche

Berlin, Kapelle Hl. Thomas von Aquin in der Kath. Akademie, 11. Dezember 2023

(Jes 35,1-10; Ps 85; Lk 5,17-26)

„Heute haben wir Unglaubliches gesehen" (Lk 5,26).

Liebe Schwestern und Brüder!
Verehrte Mitglieder des Bundes Katholischer Unternehmer!

Die Kirche ermuntert uns in dieser Adventszeit, dass wir uns gut auf das kommende Hohe Weihnachtfest vorbereiten. Das kann man besonders durch das Wort Gottes tun, das uns auch in dieser Gnadenzeit begleitet. Die Abschnitte aus der Bibel beschreiben das Warten des erwählten Volkes auf den Messias; Personen, die eine besondere Rolle bei diesem Ereignis einnehmen, sind die selige Jungfrau Maria, ihr Bräutigam, der heilige Joseph, der Vorläufer Johannes der Täufer und die Verwandten der Gottesmutter, Simon und Elisabeth. Über sie hinaus wird das Eingreifen Gottes in die Geschichte erörtert, was den Höhepunkt in der Person Jesu Christi hat, des Sohnes Gottes und Menschensohn. Öffnen wir uns der Gnade des Heiligen Geistes, um gut zu begreifen, was Gott auch uns durch sein Wort mitteilen will, die wir heute Abend hier versammelt sind, um uns geistlich auf seine Geburt vorzubereiten.

Die erste Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja bestärkt uns darin, die Erwartung der Geburt des Messias seitens des jüdischen Volkes nachzuempfinden. Mit seinem Kommen in diese Welt verändert sich alles. Der Messias wird sein Volk von der babylonischen Knechtschaft befreien und es in einem neuen Exodus in das gelobte Land führen. Es handelt sich um eine frohe Botschaft, die nicht allein die Herzen der Menschen erfreut, sondern jedes Geschöpf. Und so beginnt der Abschnitt des Propheten mit der Ermunterung zur Freude: „Jubeln werden die Wüste und das trockene Land, jauchzen wird die Steppe und blühen wie die Lilie. Sie wird prächtig blühen und sie wird jauchzen, ja jauchzen und frohlocken." (Jes 35,1-2).

Tiefer Grund dieser Freude ist das Kommen des Messias, denn der Prophet kündigt an: „Sie werden die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes" (Jes 35,2).

Diese Prophezeiung verwirklicht sich in der Person und dem Werk des Herrn Jesus. Im heutigen Evangelium des heiligen Lukas zeigt sich der Herr Jesus als einer, der belehrt und der den Gelähmten heilt. Während das Volk ihm gegenüber wohlwollend war, sind ihm die Pharisäer und Schriftgelehrten feindlich gesonnen und verfolgen aufmerksam seine Worten und sein Wirken, um ihm eine Falle stellen zu können. Der Herr aber hatte keine Angst vor ihnen. Er wollte den Gelähmten nicht nur physisch heilen, sondern vor allem geistlich. Aus diesem Grund hat er ihm als erstes die Sünden vergeben und ihm sodann geboten aufzustehen und zu gehen, weil „der Menschensohn die Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben" (Lk 5,24). Mit diesen Worten eignet sich Jesus eine Macht an, die allein Gott zustand, denn Gott allein kann Sünden vergeben. Die Feinde Jesu beschuldigten ihn der Gotteslästerung und wollten ihn steinigen, „denn du bist nur ein Mensch und machst dich selbst zu Gott" (Joh 10,33). Wir wissen, dass es ihnen gelungen ist, den Herrn Jesus zu töten, doch nach drei Tagen ist er von den Toten auferstanden, „als der Erste der Entschlafenen" (1 Kor 15,20). Damit hat er allen, die mit Ihm vereint sind die Wege zum Himmel und zum ewigen Leben eröffnet. In der Heiligen Nacht feiern wir die Geburt des Jesuskindes und erkennen unter seiner menschlichen Natur auch jene göttliche. Der Herr Jesus ist zugleich Gott und Mensch; er hat Fleisch angenommen „für uns und zu unserem Heil", wie es im Glaubensbekenntnis heißt.

Liebe Brüder und Schwestern, der Heilige Vater Franziskus hat zwei Haltungen aufgezeigt, welche die Christen in dieser Adventszeit in Vorbereitung auf das Hohe Weihnachtsfest erneut einüben sollen, um auch die Weihnachtszeit gut zu leben: dass sich Gott klein macht für uns und dass der Stern uns zu Ihm bringt.

Mit Blick auf Gottes Kleinheit offenbart der Papst: „Die Engel zeigen den Hirten ein neugeborenes Kind in der Krippe. Das ist kein Zeichen von Macht, von Selbständigkeit oder Stolz. Nein, der ewige Gott entäußert sich in ein hilfloses, mildes, demütiges Menschsein. Gott beugt sich hernieder, damit wir mit Ihm gehen können und damit Er an unserer Seite sein kann, nicht über uns und weit weg" (Papst Franziskus, Meine Krippe -ich stelle euch die Figuren von Weihnachten vor, Herder 2024 -geplant!).

Der Himmel ist voller Sterne, und es ist nötig, den richtigen Stern zu finden. „Es gibt viele, eine unendliche Zahl von Sternen, aber unter allen diesen sticht ein besonderer Stern hervor, der die Weisen antreibt, aus ihren Häusern zu gehen und aufzubrechen und auf den Weg zu machen, ohne zu wissen, wohin er sie führen wird. So geschieht es auch in unserem Leben: an einem gewissen Zeitpunkt lädt uns dieser besondere „Stern" dazu ein, eine Entscheidung und eine Wahl zu treffen, einen Weg zu beginnen. Kraftvoll sollen wir von Gott erbitten, uns diesen Stern sehen zu lassen, der uns zu etwas mehr als zu unseren Gewohnheiten drängt, denn dieser Stern wird uns dazu bringen, Jesus zu betrachten, jenes Kind, das in Bethlehem geboren worden ist und das unsere volle Glückseligkeit will" (a.a.O. ebd.).

Liebe Brüder und Schwestern, ich wünsche Euch, dass Ihr diesen richtigen Stern findet, der Euch dazu bringt, in der Kleinheit des in Bethlehem geborenen Jesuskindes die Gegenwart des allmächtigen Gottes zu entdecken und zu finden. Vertrauen wir dieses Verlangen der Fürsprache der Gottesmutter Maria an, die wir in dieser Adventszeit als Unsere Liebe Frau in Erwartung anrufen. Amen.

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