Predigt von Nuntius Eterovic zur Feier seines Silbernen Bischofsjubiläums in St. Joseph

St. Joseph zu Berlin, 14. Juli 2024

(Am 7,12-15; Ps 85; Eph 1,3-14; Mk 6,7-13)

In Erinnerung an den 25. Weihetag zum Bischof

 

Exzellenzen!

Liebe Schwestern und Brüder!

„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel“ (Eph 1,3). Das Leben eines jeden Christen sollte ein beständiges Lob an Gott, den Vater, Sohn und Heiligen Geist für diesen göttlichen Segen sein. Mit dem heiligen Paulus loben wir den dreieinen Gott, denn er hat an jeden von uns schon vor Schöpfung gedacht: in Christus „hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt“ (Eph 1,4). Neben dem Dank für das große Geschenk der Schöpfung und des Lebens vereinen wir unsere Stimmen zum Lobpreis über das noch größere Geschenk der Erlösung. Nach dem Willen des himmlischen Vaters und seines eingeborenen Sohnes „haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade“ (Eph 1,7). Beschenkt mit diesen unschätzbaren Gaben, sind wir alle zur Heiligkeit gerufen. Denn durch das Erlösungswerk Jesu Christi und in der Gnade des Heiligen Geistes hat uns der Vater vorherbestimmt, als seine  Kinder angenommen zu werden, „damit wir heilig und untadelig leben vor ihm“ (Eph 1,4).

Liebe Brüder und Schwestern, in diesen Lobpreis eines jeden Christen soll jeder seinen Dank an den guten und barmherzigen Gott für alles Gute, das er in seinem Leben empfangen hat, einfügen. Auch ich tue dies bei diesem feierlichen Anlass des 25. Jahrestages meines bischöflichen Dienstes. Der heilige Papst Johannes Paul II. hat mich am 22. Mai 1999 zum Titularerzbischof von Sisak und zum Apostolischen Nuntius in Ukraine ernannt. Am 10. Juli 1999 wurde ich in der Kathedrale meiner Heimatdiözese Hvar in Kroatien vom damaligen Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano seligen Angedenkens zum Bischof geweiht. Nach dem Einsatz in Ukraine habe ich in den Jahren von 2004 bis 2013 meinen kirchlichen Dienst als Generalsekretär der Synode der Bischöfe fortgesetzt, bis mich Papst Franziskus im September 2013 zum Apostolischen Nuntius in der Bundesrepublik Deutschland ernannt hat. Wenn wir mit der Gnade wirken, erkennen wir die Größe der Werke, die Gott auch durch uns sündige und zur Heiligkeit gerufene Menschen verwirklichen will.

„Er rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen“ (Mk 6,7).

Der Herr Jesus hat seine Kirche auf das Fundament der Apostel gegründet. Diese Wirklichkeit bekennen wir immer, wenn wir im Glaubensbekenntnis bekunden: „Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“. Jesus wollte Menschen, die an seiner Sendung mitarbeiten, auch wenn er um deren Grenzen, einschließlich ihrer Sünden weiß. So haben ihn beispielsweise alle mit Ausnahme des heiligen Johannes verlassen, als er das Leiden und das Kreuz auf sich nahm. Aber der Herr hat ihnen das Bußsakrament anvertraut und damit das Sakrament der Versöhnung und eines neuen Anfangs in der Kraft der Gabe des Heiligen Geistes, den er auf sie am Pfingsttag herabgesandt hatte. Damit tröstet der Herr auch uns, indem er uns in der Beichte die gleiche Möglichkeit zu Umkehr und Buße eröffnet.

Unter den Zwölf hatte der heilige Petrus eine besondere Rolle. Nach seinem Bekenntnis, Jesus sei „der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16) hat der Herr eine ihm eigene Mission anvertraut, wenn er sagt: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Das Symbol dieser Vollmacht sind die Schlüssel des Reiches, die Jesus dem Petrus übertragen hat. In diesem kirchlichen Rahmen wurde auch ich berufen, Nachfolger der Apostel zu werden und insbesondere zum Mitarbeiter des Petrus unserer Tage: zunächst von Papst Johannes Paul II., dann von Benedikt XVI. und schließlich des Heiligen Vaters Franziskus. Ich grüße Euch in seinem Namen herzlich und danke für Eure Gebete für seine so wichtige Sendung in Kirche und Welt. Am Ende dieser Heiligen Messe erteile ich Euch als Zeichen der Einheit mit dem Bischof von Rom und Hirten der Weltkirche den Apostolischen Segen, der sich auch auf Eure Familien und Eure Lieben erstrecke, vor allem auf die Kranken, die Armen und an den Rand Gedrängten.

Der Herr Jesus sendet die Apostel nicht einzeln in die Mission, sondern zu zweit (Mk 6,7). Die Apostel sollten einander stützen und Freude oder Erfolglosigkeit bei ihrer Sendung miteinander teilen, wie es Jesus vorhergesehen hatte (vgl. Mk 6,11). Hier kommt mir in den Sinn, dass im Großteil der Apostolischen Nuntiaturen weltweit nur zwei Personen im diplomatischen Dienst arbeiten, der Apostolische Nuntius und ein Mitarbeiter. Sind also dazu gerufen, zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen. Ich grüße in Dankbarkeit die hier gegenwärtigen Mitarbeiter, die während der elf Jahre meines Aufenthaltes in Deutschland ihren kirchlichen diplomatischen Dienst in der Päpstlichen Vertretung in Berlin versehen haben.

Sei es das Kollegium der Zwölf, das symbolisch die zwölf Stämme Israels repräsentiert, oder die Sendung zu zweit, beides lässt uns an die kollegiale Dimension des Bischofsamtes denken. Jeder Bischof hat eine Verantwortlichkeit, eine besondere Zuständigkeit, doch er muss dabei in Gemeinschaft mit den anderen Mitbrüdern bleiben, sei es in einer Kirchenprovinz oder auf der Ebene einer Nation oder Region. Alle Bischöfe sind zugleich in Gemeinschaft mit dem Papst verbunden, der „als Nachfolger Petri das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen“ ist (Lumen gentium, Nr. 23). Im Zusammenhang der Kollegialität grüße ich sehr herzlich Seine Exzellenz Mons. Dr. Heiner Koch, den Erzbischof von Berlin, und danke ihm für das gute Beispiel von Zusammenarbeit in dieser seiner Hirtensorge anvertrauten Ortskirche in Berlin, Brandenburg und Vorpommern. Über Sie, Exzellenz, und auch über den verehrten Weihbischof in Berlin, Seine Exzellenz Mons. Dr. Matthias Heinrich grüße ich alle Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz und danke für die gute Zusammenarbeit während der Jahre meines kirchlichen Dienstes in Deutschland.

„Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie“ (Mk 6,12-13).

Das Wort Apostel bedeutet „Gesandter“. Weil sie von Jesus gesandt worden waren, wurden seine Jünger Apostel genannt. Jeder Bischof ist gesandt, doch in besonderer Weise ist dies jeder Apostolische Nuntius und Vertreter des Heiligen Vaters. Ihm sind alle Aufgaben eines Bischofs anvertraut, nämlich das Evangelium zu verkünden, es auszulegen und die Güte Gottes durch Werke der Liebe zu beglaubigen. Der Vertreter des Papstes verfolgt bei dieser Sendung eine besondere Hirtensorge, wenn er den Kolleginnen und Kollegen der Botschaften der vielen Nationen, Sprachen und Religionen begegnet. In Deutschland gilt dies für den Apostolischen Nuntius umso mehr, da er der Doyen, der Dekan des Diplomatischen Corps ist.

Nach dem heutigen Evangelium soll der Apostel frei von materiellen Gütern sein und sich allein auf die Kraft des Gotteswortes und die Wirkung der Sakramente stützen. Diese materielle Indifferenz gilt für einen Apostolischen Nuntius in besonderer Weise, wenn er im Laufe seines Lebens als Diplomat die verschiedenen Missionen als Gesandter des Heiligen Vaters und des Heiligen Stuhls verfolgt. Sobald er sich aber mit den Menschen und den Umständen eines Landes vertraut gemacht hat, wird er normalerweise in ein anderes Land geschickt, was im Lauf des Lebens mehrfach geschieht. Ein Nuntius muss immer bereit sein, die Koffer zu packen und nur mit dem Notwendigsten im Gepäck seine neue Mission zu beginnen.

In Einheit mit dem Episkopat des Landes, wo ein Gesandter des Papstes seinen Dienst tut, hat er die Aufgabe, die Bischöfe bei der doppelten Sendung der Kirche zu unterstützen: bei der Evangelisierung und bei der ganzheitlichen Förderung des Menschen. Gott sei Dank ist die Katholische Kirche in Deutschland gut organisiert, vor allem auf sozial-caritativem Gebiet, so dass sie in beachtlichem Umfang anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften weltweit helfen kann. Besonders möchte ich an dieser Stelle für die vielfältige Unterstützung an die gemarterte Ukraine danken, die Opfer einer harten und langen Aggression der Russischen Föderation ist.

Bei der Evangelisierung braucht es einen neuen apostolischen Eifer hinsichtlich der praktizierenden Katholiken, die regelmäßig zur Kirche gehen und auch bei anderen Aktionen oder kirchlichen Initiativen mithelfen. Es wäre darüber hinaus ein neuer missionarischer Schwung bezüglich der vielen Menschen wünschenswert, die Jesus Christus und sein Evangelium nicht kennen, das auch für den Menschen unserer Tage eine gute Nachricht bleibt. Mit der Gnade des Heiligen Geistes müssen wir nach neuen Methoden ausschauen und die modernen Kommunikationsmittel anwenden, auch wenn wir wissen, dass die beste Methode der Evangelisierung das Zeugnis eines authentischen christlichen Lebens ist, sei es auf der persönlichen Ebene, in der Familie oder im sozialen Umfeld. Ich bin sicher, dass die kommende Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode uns dabei hilft, den Reichtum einer katholischen Synodalität wiederzuentdecken, die sich danach trachtet, die Einheit der Kirche in Liebe zu stärken.

Liebe Brüder und Schwestern, am Ende dieser Überlegungen möchte ich einem jeden von Euch Danke sagen: wir alle bilden die Kirche, wie sie vom Herrn Jesus gewollt ist. Der Bischof ist aus dem Volk genommen und wird zum Volk gesandt. Ohne die Mitarbeit der Gläubigen können weder Bischof noch Priester ihre Sendung verfolgen. Daher danke ich Euch allen, vor allem jenen, die in den Pfarrgemeinden oder in den katholischen Verbänden und Vereinen ehrenamtlich tätig sind. Ein besonderer Dank an Euch, die ihr jeden Tag für die heilige Kirche Gottes und ihre Diener betet. Auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, der Mutter der Kirche, wollen wir Gott, den Vater, Sohn und Heiligen Geist preisen - heute, alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.  

 

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