Predigt von Nuntius Eterovic im Pontifikalamt anlässlich des 75. Jubiläums der Erhebung zur Basilica minor
Rosenkranz-Basilika zu Berlin, 26. Oktober 2025
(Sir 35,15-17.20-22; Ps 34; 2 Tim 4,6-8.16-18; Lk 18,9-14)
„Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Lk 18,14)
Liebe Brüder und Schwestern!
Nach der Lehre Jesu im eben verkündeten Evangelium muss das Gebet seiner Jünger demütig sein und sich vertrauensvoll an Gottvater in der Gnade des Heiligen Geistes richten. Darüber hinaus muss es die Solidarität mit anderen zum Ausdruck bringen, auch mit den Sündern, die ebenfalls von Gott geliebt werden und der ihre Bekehrung und Erlösung wünscht. In diesem wichtigen Bereich unserer Beziehung zum dreieinigen Gott müssen Christen ihm, ihrem Meister, folgen, der sagte: „Lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig!“ (Mt 11,29). Wenn Er, der Gott und Mensch, demütig war, dann müssen wir Sünder, die wir zur Heiligkeit berufen sind, umso demütiger sein.
Das Gleichnis des Evangeliums unterstreicht diese Lehre. Jesus lobt das Gebet des Zöllners, während er das des Pharisäers kritisiert. In diesem Zusammenhang könnte man sagen, dass die Worte des Pharisäers kaum als Gebet bezeichnet werden können. Er ist vielmehr von sich selbst eingenommen, rühmt sich vor Gott seines Lebens und seiner Werke und verachtet den Zöllner, der zu den Menschen gehörte, die als öffentliche Sünder galten. Der Zöllner hingegen findet die richtige Art und Weise des Gebets, denn er „blieb ganz hinten stehen und wollte nicht einmal seine Augen zum Himmel erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig“ (Lk 18,13). Offensichtlich lobte der Herr Jesus das Gebet des reuigen Zöllners, der „gerechtfertigt nach Hause ging“ (Lk 18,14), während er die Haltung des Pharisäers kritisierte, der keine Rechtfertigung erlangte (vgl. Lk 18,14). Die Worte, mit denen Jesus diesen Abschnitt aus dem Evangelium abschließt, sind für Christen aller Zeiten von Bedeutung. Sie stellen die große und immer aktuelle Lehre des Evangeliums unseres Herrn dar: „Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Lukas 18,14).
Liebe Brüder und Schwestern, ich freue mich aus vier Gründen, an diesem 30. Sonntag im Jahreskreis die Heilige Messe in dieser wunderschönen Rosenkranzbasilika feiern zu können. Erstens gibt es mir die Gelegenheit, gemeinsam mit Euch Gott, dem Vater, Sohn und Heiligen Geist für das 125-jährige Jubiläum der Erbauung der Kirche zu danken. Kardinal Georg Kopp, der Erzbischof von Breslau, weihte die Kirche am 11. November 1900. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Kirche weitgehend von Zerstörungen verschont und diente nach dem Krieg vorübergehend als Berliner Bischofskirche. Mit der wachsenden Zahl der Katholiken entstanden aus der Pfarrei Maria Rosenkranzkönigin im Südwesten Berlins mehrere neue Gemeinden und Kirchen. Der zweite Grund ist das Gedenken an den 75. Jahrestag der Erhebung Eurer Pfarrkirche zur Basilica minor durch Papst Pius XII. seligen Angedenkens am 20. Oktober 1950. Der dritte Grund hängt mit dem Titel der Kirche zusammen, der seligen Jungfrau Maria vom Rosenkranz, die wir im Monat Oktober besonders verehren. Der vierte Grund ist der 99. Weltmissionssonntag, der an diesem Sonntag gefeiert wird und dessen Thema lautet: „Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen“ (Röm 5,5). In besonderer Weise werden die Christen in Myanmar in den Mittelpunkt gestellt. Unterstützen wir die oft heldenhafte Arbeit der Missionare mit unseren Gebeten und durch finanzielle Unterstützung, damit sie weiterhin das Evangelium, die Frohe Botschaft der Hoffnung, bis an die Enden der Erde verbreiten können (vgl. Mk 16,15-16).
Basilika minor
Basilica minor ist der Titel, der eine bestimmte Kirche in besonderer Weise mit dem Heiligen Vater und der Kirche von Rom verbindet, die in der Universalkirche „in der Liebe den Vorsitz führt“ (heiliger Ignatius von Antiochien, Röm 1,1). Diese Verbindung wird vor allem durch drei Zeichen symbolisiert. Erstens zeigt jede Basilika (maior et minor) an prominenter Stelle das Wappen des amtierenden Papstes. Als Vertreter des Heiligen Vaters Leo XIV. in der Bundesrepublik Deutschland grüße ich Euch alle herzlich. Ein besonderer Gruß gilt Eurem Herrn Pfarrer, Dr. Andrej Nicolai Desczyk, der mich eingeladen hat, dieser feierlichen Eucharistiefeier vorzustehen. Ich habe diese Einladung gerne angenommen. Gleichzeitig danke ich für Euer Gebet, mit dem Ihr den wichtigen Hirtendienst des Papstes begleitet, insbesondere für die Einheit der Kirche und den Frieden in unserer Welt, die unter viel Gewalt, Terrorismus und Krieg zu leiden hat. Es genügt, an den Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine zu denken, der bereits über dreieinhalb Jahre andauert und enorme materielle Schäden und geistig-geistliche Verwüstungen angerichtet hat, vor allem aber sind die vielen Todesopfer zu beklagen. Die katholische Kirche, eine große Familie von über 1,4 Milliarden Gläubigen, die sich aus allen Völkern der Erde mit unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und Traditionen zusammensetzt, braucht auch ein sichtbares Zentrum der Einheit, das gerade in der Person des Bischofs von Rom und Hirten der Universalkirche zu finden ist. Als Zeichen der tiefen Gemeinschaft mit Papst Leo XIV. werde ich am Ende der Heiligen Messe allen Anwesenden sowie Euren Angehörigen, insbesondere den Kindern und Kranken, die an dieser Eucharistiefeier nicht teilnehmen können, den Apostolischen Segen spenden.
Erinnern wir uns auch an zwei weitere Zeichen einer Basilika minor, die trotz des Wechsels der römischen Päpste dauerhaft erhalten geblieben sind und sich im Altarraum befinden. Dies sind das Umbraculum, ein gelb-rot gestreifter, kegelförmiger Schirm, sowie das Tintinnabulum, eine kleine liturgische Glocke.
Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz
Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz ist die Schutzpatronin dieser wunderschönen Basilika minor. Es überrascht daher nicht, dass sie mit fünfzehn Rosenkranzgeheimnissen in großen Wandmalereien sowie in Medaillons in den jeweiligen Tonnengewölben geschmückt ist. Diese Malereien stellen ein beständiges Rosenkranzgebet dar, das künstlerisch zum Ausdruck kommt. Sie laden uns jedoch ein, den Rosenkranz oft zu beten, besonders im Monat Oktober, wie Papst Leo XIV. uns mit den Worten ermahnte: „Der Monat Oktober … ist in der Kirche besonders dem Heiligen Rosenkranz gewidmet. Deshalb lade ich alle ein, an jedem Tag des Monats den Rosenkranz für den Frieden zu beten, persönlich, als Familie und als Gemeinschaft“ (Generalaudienz, 24. September 2025). Liebe Brüder und Schwestern, nehmen wir die Einladung des Bischofs von Rom an und beten wir den heiligen Rosenkranz persönlich und als Gemeinschaft. Tun wir dies mit Demut, wie es uns der Herr Jesus lehrt, und folgen wir dem Beispiel der Heiligen Jungfrau Maria. Dies wird auch in den Gemälden der Rosenkranzgeheimnisse deutlich. So zeigt das Medaillon der Verkündigung Marias ihre demütige Überraschung angesichts der unerwarteten Ankündigung, Mutter Gottes zu werden. Vom Heiligen Geist erfüllt, fügt sie sich jedoch in Gottes Willen und sagt: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,27). Im Magnificat preist Maria den Herrn dafür, dass er ihre Demut angesehen hat (vgl. Lk 1,48) und weil der allmächtige Gott „die Mächtigen vom Thron stürzte und die Niedrigen erhöhte“ (Lk 1,52).
Dasselbe tat er mit Maria, wie die beiden Gemälde in der Kuppel von ihrer Aufnahme in den Himmel und ihrer Krönung zeigen.
Liebe Brüder und Schwestern, die Verehrung der seligen Jungfrau Maria, Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz, soll uns Jesus Christus, ihrem Sohn und Gott, näherbringen. Ihre Aufforderung bei der Hochzeit in Kana in Galiläa: „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5) ist immer aktuell. Und Jesus Christus spricht auch zu uns durch die Geheimnisse des Rosenkranzes, welche die Synthese des Evangeliums darstellen. Es ist ein Gebet, das überall leicht zu beten ist. Wir wollen dieses Gebet fortsetzen, um die Anliegen des Heiligen Vaters Leo XIV. zu unterstützen, und am heutigen Weltmissionssonntag, um den Missionaren zu helfen und sie betend zu begleiten, die ihre Arbeit in aller Welt verrichten. Erleuchtet vom Heiligen Geist können wir in der kirchlichen Gemeinschaft sowie in unserem persönlichen und familiären Glaubensleben erfahren, dass Gott dem reuigen Sünder vergibt und so auch in unserer Zeit den Grundsatz leben: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Lk 18,14). Amen.
