Predigt von Nuntius Eterovic in der Hl. Messe zum Hochfest Christi Himmelfahrt auf dem Blasiusberg
Kirche St. Blasius zu Dornburg im Westerbwald, 29. Mai 2025
(Apg 1,1-11; Ps 47; Eph 1,17-23; Lk 24,46-51)
Hochfest von Christi Himmelfahrt
„Ihr seid Zeugen dafür“ (Lk 24,48).
Liebe Brüder und Schwestern!
Das Wort Gottes am heutigen Hochfest von Christi Himmelfahrt berichtet uns gleich zweimal, in der ersten Lesung aus der Apostelgeschichte und im Evangelium des heiligen Lukas von diesem Ereignis am Ende des irdischen Wirkens des Herrn Jesus und seiner Rückkehr zum himmlischen Vater. Die erste Lesung zeigt uns außerdem, dass die Apostel auch nach der Auferstehung des Meisters noch immer in irdischen Kategorien dachten, wenn sie ihn beim Mahl fragen: „Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?“ (Apg 1,6). Und wie im heutigen Evangelium, so auch in der Apostelgeschichte verheißt der auferstandene Herr das Kommen des Heiligen Geistes als der „Kraft aus der Höhe“ (vgl. Apg 1,5.8; Lk 24,49). Dieser Heilige Geist wird den Jüngern nach der Verheißung Jesu geschenkt: „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten“ (Joh 16,13). Dann ist nicht mehr wichtig, ob ein irdisches Reich errichtet wird, sondern jetzt ist das Reich Gottes zu verkünden, das im Ostergeheimnis Jesu Christi seine Kraft entfaltet, damit den Menschen „ihre Sünden vergeben werden“ (Lk 24,46). Und dafür sind die Apostel und ihre Nachfolger, vor allem aber der Nachfolger des heiligen Petrus Zeugen, Zeugen der Auferstehung des Herrn Jesus (vgl. Apg 1,22).
Ich danke der göttlichen Vorsehung, dass ich heute hier sein darf und mit Euch auf diesen Blasiusberg pilgern konnte. Der Herr Jesus selbst war im Allerheiligsten Altarsakrament mit uns auf dem Weg. Und wie die Apostel am Himmelfahrtstag segnet er uns, die wir vor ihm niederfallen (vgl. Lk 24,50.52). Als Vertreter des Heiligen Vaters Leo XIV. übermittle ich Euch allen seine herzlichen Grüße und erteile gerne am Ende der Heiligen Messe den Apostolischen Segen Euch, die Ihr hier seid, aber auch allen, die Euch lieb sind, vor allem die Kinder, die Alten und Kranken, die heute nicht kommen konnten.
Pilger der Hoffnung
Unser Pilgerweg heute verbindet sich mit den Pilgerströmen, die in diesem Heiligen Jahr nach Rom kommen, um die Gräber der Apostel und die wichtigen Kirchen der Christenheit zu besuchen. Papst Franziskus hat dieses Jubiläumsjahr unter das Motto Pilger der Hoffnung gestellt. Am Hochfest von Christi Himmelfahrt im vergangenen Jahr hat er unterstrichen, wie sehr wir alle der Hoffnung bedürfen: „Die Kirche braucht Hoffnung, damit sie, auch wenn sie die Last der Mühsal und Verletzlichkeit erfährt, nie vergisst, dass sie die Braut Christi ist, die mit einer ewigen und treuen Liebe geliebt wird, und dass sie dazu berufen ist, das Licht des Evangeliums zu hüten, dass sie gesandt ist, das Feuer an alle weiterzugeben, das Jesus in die Welt gebracht und ein für alle Mal entzündet hat“ (Predigt, Christi Himmelfahrt, 09. Mai 2024). Tatsächlich brauchen wir alle, jeder von uns in vielen Lebenssituationen eine lebendige Hoffnung, weil wir sonst verloren wären in dieser Welt, in diesem Land, wo viele Menschen leben, als gäbe es Gott nicht und wo es auch viele Christen gibt, die nicht mehr um die Erleuchtung der Herzen durch den Heiligen Geist beten, um zu verstehen, „zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid“ (Eph 3,18). Wir sind zur Hoffnung berufen, weil wir glauben, dass Gott die Liebe ist (1 Joh 4,8) und er will, „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,4). Dazu sind wir auf dem Weg, jeder von uns da, wo er lebt und arbeitet, und wir alle als Kirche, die „bis an die Grenzen der Erde“ reicht (Apg 1,8).
Hoffnung auf Frieden
Die Kirche ist der mystische Leib Christi und „die Fülle dessen, der das All in allem erfüllt“ (Eph 1,23). Als Glieder der Kirche sind wir dazu berufen, in dieser Welt gleichsam als „Salz der Erde“ und “Licht der Welt“ (Mt 5,13.14) zu wirken. Das gilt für jeden unserer Lebensbereiche in Kirche, Gesellschaft und in den Familien. Wie sehr brauchen wir alle die „Kraft aus der Höhe“ (Lk 24,49), um Frieden zu bewahren oder ihn wieder herzustellen. In seiner ersten Generalaudienz hat der Heilige Vater Leo XIV. darüber hinaus erinnert: „In einer Welt, die durch Hass und Krieg entzweit und verwundet ist, sind wir aufgerufen, Hoffnung zu säen und uns für den Frieden einzusetzen“ (Generalaudienz, 21. Mai 2025). Wenn wir als Pilger der Hoffnung unterwegs sind, dann wollen wir einerseits der Einheit der Kirche und aller Völker dienen und Zeugen der Hoffnung auf Frieden sein. Wenn wir an die Menschen in Ukraine, im Nahen Osten und in den Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt denken, an die vielen Menschen, die getötet wurden, die immensen Schäden an den geistigen, geistlichen und materiellen Dingen, dann ist unsere Sendung und die Sendung der Kirche in diesem Teig der Welt, wie Papst Leo XIV. sagt, eine einfache, wie unendlich schwierige und mühsame, die wir nur mit der Kraft des Heiligen Geistes bewältigen können: „Wir möchten in diesem Teig ein kleines Stückchen Sauerteig sein, das Einheit, Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit fördert. Wir möchten der Welt mit Demut und Freude sagen: Schaut auf Christus! Kommt zu ihm! Nehmt sein Wort an, das erleuchtet und tröstet! Hört auf sein Angebot der Liebe, damit ihr zu seiner einen Familie werdet“ (Predigt zum Pontifikatsbeginn, 18. Mai 2025).
„Dann führte er sie hinaus“ (Lk 24,50).
In der Zeit seines öffentlichen Wirkens führt der Herr Jesus die Jünger immer wieder „hinaus“, das meint, weg von der umtriebigen, lauten und hektischen Welt an einen Ort, wo er sie lehrte oder ihnen Gelegenheit gab, zur Ruhe zu kommen und zu beten. Der Blasiusberg dürfte ein Ort nach dem Herzen des Herrn gewesen sein. Man muss sich anstrengen, um hierher zu gelangen. Aber dann zeigt sich an diesem Ort der Westerwald von seiner schönsten Seite. Hier kann man in die Weite sehen und doch ganz bei sich bleiben und der leisen Stimme Gottes lauschen, nach dem göttlichen Willen fragen. Wir wissen, wir können nicht hierbleiben, der Blasiusberg ist ein Gnadenort, der uns für unser weiteres Leben stärken will. Wir wollen uns von Jesus hinausführen lassen, um besser zu verstehen, wie wir seine Zeugen sein können; eifrige Zeugen seines Evangeliums, das auch heute noch eine frohe Botschaft für unsere Zeitgenossen ist, wenn wir das Evangelium mit unserem Leben bezeugen, mehr also durch Taten und nur, wo es nötig ist, mit Worten. Auf diese Weise wollen wir glaubwürdige, authentische Zeugen für den Glauben an das österliche Geheimnis von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi sein. Hierfür ist es nötig, auf Ihn zu hören und den göttlichen Willen in der Kraft des Heiligen Geistes zu ergründen. Und vielleicht sagt er dann zu dem einen oder anderen wie zu den heiligen Petrus und Andreas: „Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen“ (Mt 4,19). Auf diese Weise führt der Herr einerseits hinaus, andererseits leitet er uns durch den Heiligen Geist in die ganze Wahrheit hinein.
Liebe Schwestern und Brüder, unser Herr Jesus fuhr in denn Himmel auf, weit hinaus, wo er in der Herrlichkeit beim himmlischen Vater ist und für uns eintritt und den Heiligen Geist auch heute noch in Fülle aussendet. Wir sind nicht allein, sondern durch diesen Geist getröstet, der uns erkennen lässt, zu welcher Hoffnung wir berufen sind (vgl. Eph 1,18). Und wir glauben der Botschaft am heutigen Festtag: „Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen“ (Apg 1,11).
Vertrauen wir unsere Überlegungen der Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, der Königin des Himmels und Mutter der Kirche, auf dass wir in der Hoffnung unseren christlichen Lebensweg beschreiten und unseren Herrn Jesus um Seinen Frieden anflehen, den jeder von uns, jede menschliche Beziehung, jede Ehe und Familie, alle Völker und jedes Land der Erde so sehr braucht. Der auferstandene Herr finde auf diese Weise auch heute und hier im Westerwald gläubige Menschen, denen gesagt ist: „Ihr seid Zeugen dafür“ (Lk 24,48). Amen.