Predigt von Nuntius Eterovic in der Konkathedrale St. Peter zu Bautzen

Bautzen, 13. November 2018

(Sir 15,1-65; Ps 119; Mt 13,47-52)

Alle Heiligen des Bistums Dresden-Meißen

„Wir sind unnütze Knechte“ (Lk 17,10).

Exzellenz,
Verehrte Mitbrüder im priesterlichen und diakonischen Dienst,
sehr geehrte Ordensleute
liebe Schwestern und Brüder!

Der göttlichen Vorsehung danke ich, mit Euch, liebe Gläubige, die Heilige Messe feiern zu können, zu der wir in dieser bedeutenden Konkathedrale von Bautzen versammelt sind, die dem Heiligen Apostel Petrus geweiht ist. Ich danke Eurem Bischof, Seiner Exzellenz Mons. Heinrich Timmerevers für die freundliche Einladung, die Diözese von Dresden-Meißen zu besuchen und hierfür auch diesen Ort gewählt zu haben. Das gibt mir die Gelegenheit, Euch im Namen des Heiligen Vaters Franziskus zu grüßen (I) und zu ermutigen, die Botschaft des Wortes Gottes, das wir im Evangelium (II) und in der ersten Lesung (III) gehört haben, zu leben.

1. „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“ (Mt 16,18).

Der Patron dieser Konkathedrale verbindet uns geistlich mit dem 265. Nachfolger des Heiligen Petrus, mit dem Heiligen Vater Franziskus, Bischof von Rom und Hirten der Universalkirche. Jesus Christus ist das Fundament seiner Kirche (vgl. 1 Kor 3,11). Aber er hat gewollt, daß dieses unsichtbare Fundament von den Aposteln als sichtbares Fundament der Kirche unterstützt wird (vgl. Eph 2,20). Unter ihnen besetzt der Heilige Petrus einen ganz besonderen Platz. Ihm hat der Herr Jesus eine Mission anvertraut, die diesen besonderen Dienst mit Schlüsseln symbolisiert, wenn er sagt: „Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein“ (Mt 16,18-19). Nachdem er versicherte, daß er selbst für Petrus und seine Mission gebetet habe, überträgt Jesus Christus ihm die Aufgabe, seine Brüder im Glauben zu stärken: „Simon, Simon, siehe, der Satan hat verlangt, dass er euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du wieder umgekehrt bist, dann stärke deine Brüder!“ (Lk 22,31-32). Unter der Führung des Heiligen Geistes versieht der Heilige Vater diese wichtige Mission für die Kirche und die Welt. Eine seiner grundlegenden Aufgaben ist der ökumenische Dialog mit den anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften. In dieser Kirche des Heiligen Petrus, die seit langem gemeinsam von Katholiken und der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde benutzt wird, danken wir dem dreieinen Gott für den Fortschritt im Dialog der Katholischen Kirche unter der Führung des Bischofs von Rom und den kirchlichen Gemeinschaften, die aus der Reformation hervorgingen. Als Vertreter von Papst Franziskus in der Bundesrepublik Deutschland freue ich mich, Euch als Zeichen der geistlichen Nähe seine herzlichen Grüße zu überbringen. Am Ende dieser Heiligen Messe, in der wir besonders für den Heiligen Vater beten wollen, erteile ich Euch in seinem Namen den Apostolischen Segen. Zuvor jedoch öffnen wir uns der Gnade des Heiligen Geistes und suchen, die Botschaft zu begreifen, die uns Jesus Christus durch das Wort vermittelt, das verkündet worden ist und sich an jeden von uns und an Eure Gemeinde richtet.

2. „Wir sind unnütze Knechte“ (Lk 17,10).

Das heutige Evangelium spricht vom Dienen. Ein Diener kann keinen besonderen Dank seines Herrn erwarten, wenn er die ihm eigene Aufgabe erfüllt: „So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan“ (Lk 17,10). So geschieht es in den menschlichen Beziehungen. Jesus Christus hat aber dieser alltäglichen Erfahrung eine tiefere Bedeutung gegeben. Er fordert seine Jünger auf, allen zu dienen und gibt sich selbst als Beispiel. Deswegen hat Jesus gesagt: „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“(Mk 10,45). Beim letzten Abendmahl hat er seinen Jüngern die Füße gewaschen und sie ermahnt: „Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“ (Joh 13,12-15). An anderer Stelle sagt er: „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein“ (Mk 9,35).

Liebe Brüder und Schwestern, das christliche Leben soll ein Leben des Dienens sein. Das sollte in der Familie, in der Pfarrgemeinde, in der Gesellschaft gelten. Die Beziehungen zwischen den Personen und sozialen Gruppen würden sich verändern, wenn jeder von uns die Haltung des Dienens einnähme und bereit für den Dienst an den anderen ist. Erbitten wir die Gabe des Heiligen Geistes, um eine solche Haltung zu begreifen und sie in die Praxis des Alltags umzusetzen. Hilfreich dabei können uns die Heiligen sein, besonders die Heiligen Eures verehrten Bistums, die wir heute in besonderer Weise feiern. Ihr Beispiel in der Nachfolge Christi ermutige uns zum christlichen Dienst, wo wir leben und arbeiten.
3. „Du aber verkünde, was der gesunden Lehre entspricht“ (Tit 2,1)

In dem Brief an seinen Schüler Titus hat der Heilige Paulus eine Liste moralischer Vorschriften für einzelne Personengruppen angefügt. In dem Stück, das heute verkündet worden ist, geht es um die Alten, Männer und Frauen, wie auch um die Jungen. Er ermahnt alle zu einem der christlichen Berufung würdigen Leben. Es folgt eine doppelte Begründung für ihr moralisches Verhalten: „Damit das Wort Gottes nicht in Verruf kommt“ (Tit 2,5) und „damit der Gegner beschämt werde und nichts Schlechtes über uns sagen kann“ (Tit 2,8). Mit dem Zeugnis ihres untadeligen Lebens bieten die Christen die besten Argumente für die Wahrheit der Heiligen Schrift und gegen die falschen Anschuldigungen, die ihretwegen von den Gegnern in Umlauf gebracht werden. Die Haltung der Christen hat ein solides Fundament im Herrn Jesus Christus. Der Autor des Briefes an Titus betont, was „die gesunde Lehre“ ausmacht: „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten“ (Tit 2,11). Die Gnade, die das Heil schenkt, ist Jesus Christus durch seine Menschwerdung, das heißt durch sein irdisches Leben und seine Lehre, was seinen Höhepunkt im Leiden, Tod und in der Auferstehung hat. Hierzu lesen wir: „Er hat sich für uns hingegeben, damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse und für sich ein auserlesenes Volk schaffe, das voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun“ (Tit 2,14). Dieses Heilsgeheimnis ist die Quelle eines moralischen Lebens der Christen. Die Gnade Gottes nämlich „erzieht uns dazu, uns von der Gottlosigkeit und den irdischen Begierden loszusagen und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben“ (Tit 2,12). Sie endet nicht mit dem irdischen Leben, sondern öffnet das Tür zum ewigen Leben: „Die selige Erfüllung unserer Hoffnung erwarten wir: auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus“ (Tit 2,13).

Liebe Brüder und Schwestern, das Wort Gottes ermuntert uns, um es mit einem Wort zu sagen, zur Heiligkeit. Alle Christen sind Sünder, jedoch zur Umkehr und zur Heiligkeit gerufen, wie das Zweite Vatikanische Konzil lehrt (vgl. Lumen Gentium, Kapitel V, Nr. 39-42). Es handelt sich um eine Lehre der Kirche, die schon immer Bestand hatte, aber auch in unserer Zeit sehr aktuell ist. Diese Wahrheit haben auch die Synodenväter im Schlussdokument der Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode bekräftigt, die zum Thema Die Jugendlichen, der Glaube und die Erkenntnis der Berufung vom 3. bis 28. Oktober 2018 in Rom stattfand. Dort lesen wir im Paragraph 165: „Alle Unterschiede der Berufungen bündeln sich in der einzigen und universellen Berufung zur Heiligkeit, dessen Fundament kein anderes ist, als die Vollendung des Aufrufes zur Freude der Liebe, die im Herzen eines jeden Jugendlichen schwingt. Man kann nur von der einzigen Berufung zur Heiligkeit ausgehend die verschiedenen Lebensformen artikulieren, wenn man weiß, daß Gott „will, dass wir heilig sind, und (Er) erwartet mehr von uns, als dass wir uns mit einer mittelmäßigen, verwässerten, flüchtigen Existenz zufriedengeben (Franziskus, Gaudete et exultate, 1). Die Heiligkeit findet ihre unerschöpfliche Quelle im Vater, der uns durch seinen Geist zu Jesus führt, „den Heiligen Gottes“ (Mk 1,24), der zu uns gekommen ist, um uns durch seine Freundschaft mit Ihm zu heiligen, was Freude und Friede in unser Leben bringt. In der ganzen Pastoral der Kirche ist der lebendige Kontakt mit der glücklichen Existenz Jesu zu entfachen, worin die grundlegende Bedingung jeder Erneuerung besteht“.

Liebe Brüder und Schwestern, vertrauen wir die Erfüllung dieser Überlegungen der Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, der Mutter der Kirche, und den Heiligen dieses Bistums, besonders den Heiligen Benno und Donatus, Hedwig und Ludmilla und dem Seligen Alojs Andritzki an. So mögen wir fähig werden, unsere christliche Berufung in Demut und in dem Bewußtsein zu erfüllen: „Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan“ (Lk 17,10). Die Gottesmutter und die Heiligen dieser Diözese mögen für jeden von uns die Gnade des Heiligen Geistes erflehen, damit wir als lebendige Glieder der Kirche, die von Papst Franziskus geführt wird, die christliche Berufung zur Heiligkeit erkennen und uns dafür einsetzen, sie durch den Dienst am Nächsten zu erfüllen, vor allem an denen, die der geistlichen und materiellen Hilfe bedürfen. Amen.

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