Predigt von Nuntius Eterovic zum Suitbertusfest

Basilika St. Suitbertus zu Düsseldorf-Kaiserwerth, 7. September 2025

(Jes 52,7-10; 2 Petr 1,16-19; Mt 28,16-20)

Hl. Suitbertus

„Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern“ (Mt 28,19).

Liebe Brüder und Schwestern!

Die letzten Worte des Herrn Jesus, die er vor seiner Himmelfahrt zu den Jüngern gesprochen hat, sind Auftrag und Trost zugleich, denn er gibt den Auftrag zur Mission, zur Taufe und Unterweisung der Menschen in der Lehre des Evangeliums; gleichzeitig weiß er, dass die Kräfte der Seinen nicht ausreichen, um dieses große Werk zu vollbringen, weswegen er den Aposteln versichert: „Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Diese Zusicherung Seiner Gegenwart erfüllt sich in der Vergegenwärtigung Seines Evangeliums und in der Kraft des Gekreuzigten, aus dessen Seitenwunde die Sakramente der Kirche strömen und den Herrn auf wirksame Weise gegenwärtig halten.

Gerne bin ich der Einladung Ihres Herrn Pfarrers Oliver Dregger gefolgt, in dieser verehrten Basilika minor von Sankt Suitbertus in Kaiserswerth der Eucharistie vorzustehen, bei der wir dem dreieinen Gott für das Wirken dieses ersten Missionars an Ruhr und Lippe am Ende des siebten Jahrhunderts danken. Als Gefährte des heiligen Willibrords gehört er zu den angelsächsischen Missionsmönchen, denen weitere Generationen von dort folgen werden; denken wir nur an den heiligen Bonifatius oder danach an den heiligen Ludgerus. Als Bischof steht der heilige Suitbertus in der Nachfolge der Apostel und somit direkt unter dem Missionsbefehl des Herrn Jesus, den er getreu ausführt. Dabei ist es nicht entscheidend, ob er erfolgreich war oder nicht, denn Erfolg ist kein Name Gottes. Der Same des Evangeliums wurde von ihm ausgesät und brauchte seine Zeit, um aufzugehen und Frucht zu bringen. Als irdischer Sämann diente er dem himmlischen Herrn der Ernte. Und in all den Schwierigkeiten und Herausforderungen der Mission ist der in seiner Kirche gegenwärtige Herr Jesus stets bereit, seine Jünger zu stärken und zu trösten, wie es so schön in einer Strophe des Liedes Mein Hirt ist Gott der Herr ausgedrückt wird, wo es heißt: „Du wirst zur rechten Zeit den Hirtenstab erheben, der allzeit ist bereit, dem Herzen Trost zu geben“ (3. Strophe). Der Text und die Melodie stammen von Casper Ulenberg, der dieses von Psalm 23 inspirierte Lied als Pfarrer von Kaiserswerth verfasste. Es ist schön, dass es im Gotteslob noch viele andere Lieder von ihm gibt.

Grüße im Namen des Hl. Vaters

Für die Missionare im damaligen Germanien, wie auch heute in den Gebieten, die von Jesus Christus noch nichts wissen oder ihn wieder vergessen haben, wie in manchen Teilen unseres europäischen Kontinents, gab und gibt es in der Gestalt des Papstes einen wichtigen Orientierungspunkt und auch Trost, denn der Bischof von Rom und Hirte der Universalkirche ist der erste Zeuge Jesu Christi und jener, dem vom Herrn der Auftrag erteilt worden ist: „Stärke deine Brüder“ (Lk 22,32). Die Einheit mit dem Nachfolger des heiligen Petrus ist ein sichtbares Band für die Einheit mit dem Herrn Jesus Christus. Ich habe die Ehre, Papst Leo XIV. in der Bundesrepublik Deutschland zu vertreten. Gerne überbringe ich seine herzlichen Grüße. Als Zeichen der Verbundenheit mit dem Heiligen Vater, der „als Nachfolger Petri das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen“ ist (Lumen gentium, 23), erteile ich am Ende dieser festlichen Eucharistie den Apostolischen Segen, Euch, die Ihr hier anwesend seid, aber auch allen, die Euch lieb sind, vor allem den Kinder, den Alten und Kranken und jenen, die heute nicht hier sein können. Ein Kennzeichen der Mission des heiligen Willibrord und seines Gefährten, des heiligen Suitbertus, war die Treue zum Heiligen Stuhl in Rom. Auf diese Weise wurde schon zur Zeit der ersten Missionare auf deutschen Boden der Wahlspruch des Heiligen Vaters Leo XIV. verwirklicht, den er vom heiligen Augustinus übernommen hat: In illo uno, unum – In dem Einen, nämlich Christus, sind wir eins.

Frohe Botschaft des Friedens

Die Herausforderung für das Missionswirken der Kirche ist, Jesus Christus als den Fürst des Friedens einer Welt zu verkünden, die von Gewalt, Krieg und Terror gekennzeichnet ist. Das war zu Zeiten des heiligen Suitbertus so, das ist heute leider nicht anders. Und dennoch bleibt es der unaufhebbare Auftrag der Kirche, alle Völker zu Jüngern Jesu Christi zu machen (vgl. Mt 28,19). Auf diese Weise wird das Christusereignis bis zu den Menschen von heute getragen und die Vision des Propheten Jesaja bekommt ein Gesicht: „Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und Heil verheißt, der zu Zion sagt: Dein Gott ist König“ (Jes 52,7). Jesus gibt den Aposteln den Auftrag, die Völker zur Taufe zu führen. Darüber hinaus weist er sie an: „Und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Mt 28,20). Allein aus der Gnade sind imstande, die Gebote des Herrn Jesus zu befolgen, vor allem das Gebot der Liebe zu Gott und zum Nächsten (vgl. Mk 12,29-30). In der Taufe schenkt uns der dreieine Gott die Gnade, die wir durch ein christliches Leben in der Familie, am Arbeitsplatz und in der Kirchengemeinde bezeugen sollen. Die Taufe, die wir alle empfangen haben, ist im Zusammenspiel mit dem Heiligen Geist, der uns in Taufe und Firmung geschenkt worden ist, die Kraftquelle für ein authentisches christliches Leben, für eine glaubwürdige Jüngerschaft Jesu, für ein eifriges Werben zugunsten eines Lebens in und mit Jesus.

Der innere Friede, der dem christlichen Glauben entspringt, ist oft genug der alleinige Trost angesichts von Krieg und Zerstörung, angesichts der „Trümmer Jerusalems“ (Jes 52,9), die in Jubel ausbrechen, als sie die Schritte des Freudenboten hören. Die materiellen und geistig-geistlichen Verwüstungen von Krieg und Gewalt erleben im vierten Jahr  die Menschen in Ukraine, aber auch die Menschen im Nahen Osten und an vielen anderen Kriegsorten weltweit. Es ist verständlich, dass diese gepeinigten Menschen danach dürsten, dass der Heiland die Himmel aufreiße, wie es in dem schönen Adventslied von Friedrich Spee von Langenfeld heißt, der hier in Kaiserswerth geboren wurde und im Schatten dieser Basilika aufgewachsen ist. Als Jesuit ist er in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs im Jahr 1635 gestorben. Er wollte bis zum Lebensende Zeugnis für den Herrn Jesus Christus ablegen, der bis heute der einzige Trost vieler leidender Menschen ist. Und so singen wir in jeder Adventszeit:

„Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,

darauf sie all ihr Hoffnung stellt?

O komm, ach komm vom höchsten Saal,

komm, tröst uns hier im Jammertal“

(O Heiland, reiß die Himmel auf, 4. Strophe).

Angesichts der vielfältigen Formen, einsam und verlassen zu sein, wollen wir uns mit der Zusage des Herrn Jesus gegenseitig trösten, denn er hat versprochen: „Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).

Auf die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria, der Königin des Friedens, möge uns der dreieine Gott den Trost der Gegenwart des Eingeborenen Sohnes schenken, der uns aus unserer Trostlosigkeit erlösen und zu seinen überzeugten Missionaren machen möge, damit wir den Auftrag treu erfüllen können, dem sich der heilige Suitbertus voll liebendem Eifer gestellt hat: „Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern“ (Mt 28,19).

 

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