Predigt von Nuntius Eterovic zum Fest Mariä Heimsuchung

Drolshagen, 7. Juli 2018

(Zef 3,14-18; Jes 12,2-4bcd.5-6; Lk 1,39-56)

„Meine Seele preist die Größe des Herrn“ (Lk 1,46).

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Das Fest Mariä Heimsuchung, wo an den Besuch der seligen Jungfrau Maria bei ihrer Cousine Elisabeth erinnert wird, erfüllt uns mit Freude. Die Schriftlesungen, die wir gehört haben, sind von Freude erfüllt. Wir jubeln über die Begegnung der beiden heiligen Frauen Elisabeth und Maria und über die Heilsbotschaft, die sie uns und der ganzen Kirche vom Heiligen Geist inspiriert vermitteln. Die Botschaft hat ihr Fundament in der Ankündigung der Geburt des Messias Jesus Christus, unseres Herrn. Die Verheißung des Alten Testamentes (I) erfüllt sich im Neuen Testament (II). Für dieses Geheimnis müssen wir Zeugen sein (III).

Bevor wir in diese wichtigen Aspekte des Gotteswortes eintreten, möchte ich meine Freude darüber ausdrücken, mit Euch diese Heilige Messe in Sendschotten feiern zu können. Ich danke dem Hochwürdigen Herrn Pfarrer Markus Leber für die freundliche Einladung, dieser feierlichen Eucharistie aus Anlass des Sendschotter Umgangs im Kirchspiel Drolshagen vorzustehen. Ich freue mich, Euch die herzlichen Grüße des Heiligen Vaters Franziskus zu übermitteln, den ich die Ehre habe in der Bundesrepublik Deutschland zu repräsentieren. Ich danke Euch für die Gebete an den dreieinen Gott für Papst Franziskus und seine wichtige Mission in Kirche und Welt. Als Zeichen der geistlichen Einheit mit dem Bischof von Rom und Hirten der Universalkirche erteile ich Euch am Ende der Heiligen Messe gerne den Apostolischen Segen.

1. Die Verheißung der Ankunft des Messias.

Der Prophet Zefanja, der im 7. Jahrhundert vor Christus gelebt hat, verkündet das Kommen des Messias mit freudigen Worten: „Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem!“ (Zef 3,14). Vom Heiligen Geist gelenkt ruft der Prophet die Stadt Jerusalem, die mit dem Berg Zion symbolisiert ist, und alle seine Bewohner, die als „Tochter Jerusalem“ angesprochen werden, zur Freude auf. Nachdem er das Gericht Gottes aufgrund des Unglaubens des erwählten Volkes angedroht hatte, weil es sich von Gott entfernt hat und Götzendienst übte, verkündet er nun die göttliche Barmherzigkeit. Der Herr hat nicht nur sein Urteil zurückgenommen und die Feinde Israels bezwungen (vgl. Zef 3,15), sondern er kündigt noch eine andere Gegenwart inmitten seines Volkes an, die Geburt des Messias: „Der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er schweigt in seiner Liebe, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag“ (Zef 3,17). Durch die göttliche Vorsehung beschränkt sich die vom Propheten Zefanja verkündete Freude nicht mehr allein auf Israel, sondern gilt der Kirche und jedem ihrer Mitglieder. Alle sollen sich freuen, daß der Herr Jesus mitten uns ist. Er ist gegenwärtig im Wort Gottes, wie auch durch die Sakramente, besonders in diesem eucharistischen Opfer, das wir begehen. Unsere Freude ist groß, weil wir die Eucharistie feiern, welche die Quelle und der Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche ist.

2. Die selige Jungfrau Maria, Mutter des Messias.

Das heutige Evangelium schildert voll Freude die Begegnung der beiden Cousinen Elisabeth und Maria. Beide haben guten Grund zur Freude. Elisabeth, die als unfruchtbar galt, erwartet in ihrem Alter noch ein Kind. Sie weiß, dass es ein Geschenk des guten und barmherzigen Gottes ist. Ihre Dankbarkeit wird durch die Begegnung mit Maria und die Reaktion des Kindes in ihrem Schoß verstärkt. Voll des Heiligen Geistes ruft Elisabeth mit lauter Stimme: „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes“ (Lk 1,42). „Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib“ (Lk 1,44). Elisabeth ist sich des tiefen Grundes ihrer und Marias Freude, die im Herrn sich findet, bewußt, was sich aus ihren Worten ableiten lässt: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ (Lk 1,43). Dieses Bewußtsein findet sich auch im Lobpreis auf Maria: „Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ“ (Lk 1,45).

Maria ihrerseits antwortet mit dem Magnifikat, als sie von ganzem Herzen ausruft: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter“ (Lk 1,46-47). Maria ist sich bewußt, aus reiner Gnade von Gott auserwählt zu sein, Mutter Seines eingeborenen Sohnes zu werden. In tiefer Dankbarkeit für seine Güte, jubelt Maria über die großen Taten, die Er an ihr vollbracht hat (vgl. Lk 1,49). Die Worte Mariens beziehen sich auf die Kirche und jeden Christen, die ihr Vertrauen auf Gott setzen. Sie meinen alle, die sich auf Gott verlassen und auf Ihn ihr Vertrauen setzen. Gott der Vater fährt nämlich damit fort, große Taten im Heiligen Geist zu vollbringen an allen, die erkennen, daß Jesus Christus der Herr ist (vgl. 1 Kor 12,3), und die danach streben, ihren christlichen Glauben konsequent zu leben (vgl. Mt 7,21).

3. Zeugen Jesu Christi sein.

Unsere christliche Berufung ist mit der Freude verbunden. Der Heilige Vater Franziskus sagt oft, daß Christen nicht traurig sein können: „Man kann nicht gut über Jesus sprechen, wenn man traurig ist“ (Predigt beim Jubiläum der Katecheten am 25. September 2016). Auch in Schwierigkeiten und Verfolgungen bleibt die christliche Freude. Mit Bezug auf die Erfahrung der christlichen Märtyrer sagt der Papst, „daß sie gingen und sich darüber freuten, Zeugnis für Jesu zu geben“ (Franziskus, Predigt in St. Marta am 7. Mai 2013). Das jüngste Apostolische Schreiben des Heiligen Vaters Gaudete et exultate beginnt mit den Worten „Freut euch und jubelt“ (Mt 5,12) sagt Jesus denen, die um seinetwillen verfolgt oder gedemütigt werden“ (GE 1). Deswegen werden auch wir zur christlichen Freude ermuntert. Sie soll sich im Licht des Gotteswortes durch vier Eigenschaften auszeichnen:

- In der Annahme des Wortes Gottes

Maria gibt uns ein Beispiel eines gläubigen Menschen, der offen für Gott ist und aufmerksam das Wort vernimmt, das an ihn gerichtet wird. Nach dem Gespräch mit dem Engel Gabriel hat Maria in eindeutiger Weise auf den Ruf Gottes geantwortet, indem sie sagt: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38). Auch wir sollten diese Haltung in unserem Herzen pflegen. Wir brauchen dafür Momente der Stille, auch in einer Gesellschaft, die laut und ständig in Bewegung ist. Diese Stille führt uns ganz zu uns selbst und lässt uns in unseren Familien Zeit finden für die anderen und besonders für Gott, vor allem im Gebet oder bei der Schriftlesung. Um das Wort Gottes erfassen zu können, ist es in der Tat notwendig, es zu kennen. In diesem Sinn ist der Besuch der Heiligen Messe an den Sonn- und Feiertagen nicht nur ein Gebot, sondern vor allem eine geistliche Notwendigkeit und für das geistliche Wachstum fruchtbar.

- In der Weitergabe des Wortes an andere 

Nach dem Besuch des Engels Gabriel, „machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet“ (Lk 1,39-40). Maria zeigt uns, wie nötig es ist, das Evangelium, die gute Nachricht anderen mitzuteilen. Sie verlässt ihr Haus und eilte zur Wohnung ihrer Cousine Elisabeth, um mit ihr die freudige Nachricht zu teilen, die mit der frohen Kunde verbunden ist, daß sie beide guter Hoffnung auf die Geburt von Johannes und Jesus sind. Die Prozession an diesem Morgen symbolisiert in gewisser Weise unsere Bereitschaft, für Jesus Christus, für das Evangelium und für seine und unsere Mutter Maria aus unseren Häusern herauszukommen. Die Tatsache, dass wir nicht allein sind, sondern viele, unterstreicht außerdem unsere Bereitschaft, anderen die Gute Nachricht, die wir gehört haben und zu leben suchen, weiterzugeben. „Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das ganze Leben derer, die Jesus begegnen“ schreibt der Heilige Vater in seinem ersten Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium. Die Logik dieser Begegnung mit Jesus drängt uns, mit anderen darüber zu sprechen, unsere Freude mit den uns Nahestehenden zu teilen, mit denen, die mit uns leben, mit unserer Familie, in unseren Gemeinden, in der Schule, an den Arbeitsplätzen. Doch auch mit den Fernstehenden reden wir, wenn sich die Gelegenheit bietet.

- Im Zeugnis für die Frohe Botschaft

Die beste christliche Predigt ist das Zeugnis. Maria und Elisabeth brauchten keine Worte, um sich zu verstehen. Vor jedem Wort reichte der Blick in ihre Gesichter, war die gute Absicht und die Sympathie spürbar. Die Offenheit für den Heiligen Geist ließ sie beide mit einer Zunge Gott loben. Auch wir, liebe Brüder und Schwestern, sollen frohe Zeugen Jesu Christi und seines Evangeliums sein, denn es ist auch für den Menschen heute eine Frohe Botschaft. Das Beispiel unseres persönlichen, familiären und sozialen Lebens wird auf diese Weise das beste christliche Zeugnis sein. Und in der Folge wird dies bekräftigt und erleuchtet, wenn unsere Worte mit Respekt und Anteilnahme gesprochen werden.

- Im gemeinsamen Lob des dreieinen Gottes

Maria und Elisabeth haben Gott für seine großen Gaben gepriesen, die er durch sie an seinem Volk und der ganzen Menschheit getan hat. Mit Maria und Elisabeth wollen auch wir Gott, den Vater, Sohn und Heiligen Geist für die große Gabe unserer christlichen Berufung in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche loben. Wir danken dem Allerhöchsten für die Freude des Evangeliums, das wir empfangen haben, für die Bereitschaft, dieses Geschenk mit anderen zu teilen, und für die Gnade, authentische Zeugen und eifrige Missionare Jesu Christi werden zu können, hier in Drolshagen und überall dort, wo wir leben und arbeiten.

Vertrauen wir uns der mächtigen Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, der Mutter der Kirche, und singen wir mit Maria im Heiligen Geist: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter“ (Lk 1,46-47). Amen.

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