Predigt von Nuntius Eterovic zum Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus

Apostolische Nuntiatur, 29. Juni 2025

(Apg 12,1-H; Ps 34; 2 Tim 4,6-9.17-18; Mt 16,13-19)

„Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16,16).

Liebe Brüder und Schwestern!

Der dreizehnte Sonntag im Jahreskreis fällt in diesem Jahr zusammen mit dem Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, den Säulen des Kollegiums der Apostel. Daher legt uns die Liturgie die Eigentexte dieses vor allem für die Kirche von Rom so wichtigen Festes vor. In Rom haben beide Apostel ihre Mission der Verkündigung des Evangeliums verfolgt, das sie beide am Ende mit ihrem Leben bezeugt haben, denn sie wurden in odium fidei - aus Hass gegen den Glauben etwa im Jahr 67 nach Christus umgebracht.

Erstmals wird Papst Leo XIV. das Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus als Bischof von Rom feiern, denn zu diesem Dienst wurde er am 08. Mai 2025 gewählt. Bei dieser Gelegenheit überreicht der Papst den im Laufe des vergangenen Jahres ernannten Erzbischöfen der Welt das Pallium, das Zeichen ihrer Einheit mit dem Bischof von Rom und Hirten der Universalkirche. All das bietet eine ganz eigene Gelegenheit, um die Bedeutung des 266. Nachfolgers des heiligen Petrus auf dem Stuhl von Rom nachzudenken, der den Vorsitz in der Liebe in der Weltkirche hat (vgl. Ignatius von Antiochien, Brief an die Römer). Eine seine wichtigen Aufgaben ist im heutigen Evangelium beschrieben.

„Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16,16).

Nachdem der Herr Jesus gelehrt und viele Wunder getan hat, lenkte er die Aufmerksamkeit auf sich selbst. Viele, die ihm folgten, waren von seiner Persönlichkeit angetan, von seiner Art zu reden und zu handeln. Zugleich provozierte sein Wirken einige, die ihm gegenüber feindlich gesonnen waren, wie die Pharisäer und die Sadduzäer, die ihn auf die Probe zu stellen suchten und ihn beispielsweise aufforderten, „ihnen ein Zeichen vom Himmel zu zeigen" (Mt 16,1). In diesem Kontext wollte er wenigstens bei seinen Jüngern die Wahrheit über seine Person und seine Mission geklärt haben. Zunächst fragte er die Seinen: „Für wen halten die Menschen den Menschensohn?" (Mt 16,13). Sie antworteten und berichteten von den Gefühlen der einfachen Leute: „Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten" (Mt 16,14). Es ist hervorzuheben, dass der Evangelist den Plural benutzt, indem er überliefert: „sie antworteten bzw. sie sagten" (Mt 16,14), um damit anzudeuten, dass verschiedene Apostel die Erwartungshaltung der Leute überbrachten. Der Herr war offensichtlich nicht zufrieden mit dieser Antwort und stellte den Seinen die Frage: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" (Mt 16,15). Im Namen der Zwölf antwortete Simon Petrus: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16,16). Zuerst antworteten mehrere der Apostel; jetzt aber antwortet Simon Petrus als einziger. Dabei handelte es sich um eine vom Heiligen Geist inspirierte Antwort, wie auch Jesus selbst sagte. Darüber hinaus verdiente das Glaubensbekenntnis des Petrus den Lobpreis des Herrn: „Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel" (Mt 16,17). Wegen seines Glaubens an Jesus als der Messias und Sohn Gottes wird Petrus zum Fundament der Kirche erwählt, als einer, der mit Autorität im Namen des Herrn entscheidet, wie Jesus feierlich verkündet: „Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen" (Mt 16,18). Jesus Christus sagt deutlich, dass es sich um Seine Kirche handelt: „Auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen", in welcher der Apostel eine bedeutende Rolle einnimmt. Diese ist verbunden mit dem Bekenntnis des christologischen Glaubens: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16,16) und wird ausgeübt über das Symbol der Schlüsselgewalt: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein" (Mt 16,19). Diese mit Petrus verbundene Vollmacht wird auch seinen Nachfolgern übertragen, also insgesamt jenen 267 Bischöfen auf dem Stuhl von Rom. Diese Vollmacht aber wird in einem Kontext von Kollegialität ausgeübt, in Gemeinschaft mit allen Bischöfen der Katholischen Kirche als Nachfolger der Apostel. Denn Jesus Christus gab ähnliche Vollmacht allen Aposteln, wenn er ihnen versichert: „Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein" (Mt 18,18). Der Herr Jesus hat aber dem heiligen Petrus und seinen Nachfolgern eine persönlichen Auftrag erteilt. Über das schon gemachte Glaubensbekenntnis: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" soll der Bischof von Rom die Gläubigen nach der Verheißung des Herrn stärken: „Simon, Simon, siehe, der Satan hat verlangt, dass er euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du wieder umgekehrt bist, dann stärke deine Brüder" (Lk 22,31-32).

„Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16,16).

Wir danken dem dreieinen Gott für das Geschenk des neuen Papstes Leo XIV., liebe Schwestern und Brüder, der bereits in seiner ersten Predigt am Tag nach seiner Wahl zum Bischof von Rom und Hirten der Universalkirche den Glauben an den Herrn Jesus bekannt hat: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. (Mt 16,16) Als Petrus zusammen mit den anderen Jüngern vom Meister nach seinem Glauben an ihn gefragt wird, bringt er in verdichteter Form zum Ausdruck, was die Kirche durch die apostolische Nachfolge seit zweitausend Jahren als Erbe bewahrt, vertieft und weitergibt. Jesus ist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, das heißt der einzige Erlöser. Er offenbart das Antlitz des Vaters" (Predigt am 09. Mai 2025). Dieser Glaube soll die persönliche Beziehung des Papstes und eines jeden Gläubigen mit dem Herrn Jesus im Bemühen um die tägliche Umkehr kennzeichnen. Darüber hinaus soll dies die ganze Kirche beseelen, „indem wir gemeinsam unsere Zugehörigkeit zum Herrn leben und allen die Frohe Botschaft bringen" {a.a.O., ebd.). Es handelt sich um einen anspruchsvollen Glauben, der mit dem Segen Gottes reiche Frucht bringen kann. An erster Stelle steht immer der Herr Jesus, weswegen wir „verschwinden, damit Christus bleibt, sich klein zu machen, damit er erkannt und verherrlicht wird (vgl. Joh 3,30), sich ganz und gar dafür einzusetzen, dass niemandem die Möglichkeit fehlt, ihn zu erkennen und zu lieben" (a.a.O., ebd.).

Bitten wir, dass Gott „diese Gnade, heute und immer, mit der Hilfe der liebevollen Fürsprache Marias, der Mutter der Kirche" unserem Papst Leo XIV. gebe, damit er mutig vor der Kirche und der Welt bekennen kann, dass Jesus der Christus ist, der Sohn des lebendigen Gottes, und die Gläubigen im Glauben zu stärken imstande ist. Amen.

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